USUAL DISCLAIMER

"GERECHTE UNTER DEN VOLKERN" is a gay story, with some parts containing graphic scenes of sex between males. So, if in your land, religion, family, opinion and so on this is not good for you, it will be better not to read this story. But if you really want, or because YOU don't care, or because you think you really want to read it, please be my welcomed guest.

GERECHTE UNTER DEN VOLKERN von Andrej Koymasky © 2011
am 21. Mai 2004 geschrieben
Deutsche Übersetzung: Mario Mosa
KAPITEL 9
AB JULI 1948 AN

Der Briefaustausch zwischen Wolfgang und Thaddäus ging regelmäßig weiter, aber Thaddäus erhielt keine Genehmigung, ihn zu besuchen. Der Junge arbeitete weiter für die Amerikaner und war inzwischen Druckerei-Vorarbeiter geworden. Jetzt sprach er gutes Englisch.

Das Zusammenleben mit Helmut zeigte sich annehmlich und der Junge begann allmählich, sich mit ihm zu eröffnen, und die beiden schlossen bald Freundschaft miteinander. Das Verhältnis zwischen Helmut und Frank ging weiter gut und Thaddäus wurde sich bald darüber im klaren, daß zwischen de beiden die Liebe allmählich erblühte, worüber er sich selbstverständlich freue.

Eines Abends spät, als sie sich auszogen, um ins Bett zu gehen, fragte ihn Helmut: "Thaddäus, glaubst du, daß mich Frank gerne nach Amerika mitführen wird, wenn sie hin zurück müssen?".

"Wäre es dir angenehm?".

"Ja. Mit ihm befinde ich mich recht wohl. Er ist lustig, gut, zuvorkommend...".

"Helmut, bist du in ihn verliebt?" fragte ihn dann Thaddäus.

Der Junge errötete. "Ich glaube ehrlich ja... und mir seht es so aus... vielleicht, aber... ich möchte mich nicht trügerischen Hoffnungen hingeben, aber...".

"Ich auch habe den gleichen Eindruck, Helmut. Manchmal sieht man Sachen deutlicher von Außen".

Der Junge lächelte: "Ich habe nie den Mut gehabt, ihn darum zu bitten. Vielleicht aus Furcht von einem Nein von ihm. Und aus dem gleichen Grunde habe ich es ihm nie gesagt. Denkst du, ich habe was Unrichtiges gemacht?".

"Wenn einer von euch sich bereit fühlt, dann könnt ihr nicht mehr es euch einander verstecken. Siehst du, anfangs hatte ich das gegnerische Problem. Ich fühlte mich in meinen Wolfgang verliebt, und ich habe es ihm gesagt, aber ich fühlte mich nicht dazu bereit, die Liebe mit ihm zu machen, denn mein Glaube hatte mich unterrichtet, man solle das nicht machen".

"Auch mein Glaube, aber... Ich habe dein Problem nicht gehabt. Im Waisenkinderhaus wählten sich die Erwachsenen zum Arschficken einen von uns den Kleinsten aus. An meinem ersten Mal war ich zwölf Jahre alt, mein Schlafsaalchef, ein fünfzehnjähriger, hatte mich gewählt. Abgesehen vom Schmerzen am Anfang..., aber dort drin machten fast alle so, im verborgenen von den Wächtern, daher war all das für uns... ganz normal.

"Der Ältere durfte mit seinem Jungen irgend was machen, was ihm gefiel, aber auch schützte ihn, verteidigte ihn, wenn notwendig. Es gab keine Liebe, oder falls es Liebe gab, hatte niemand den Mut, es zuzugeben, sonst hätten ihn alle aufgezogen. Mein Älterer war ziemlich höflich mit mir. Er half mir in den Studien, jeweils ich irgend ein Problem hatte.

"Dann kamen eines Tages einige Wehrmachtsoffiziere, denn sie hatten einige unter uns zu wählen, die in ihrer Kaserne für die niedrigsten Aufgaben dienen mußten... Man hatte uns eine Art Uniform anziehen lassen, hilfstruppenweise. Wir schliefen alle, zwanzig Jungen, in einem großen Schlafsaal mit Betten aufeinander. Man aß besser als im Waisekinderhaus.

"Dann bemerkte ich, daß von Zeit zu Zeit zwei oder drei von uns vom Schlafsaal hinausgingen und eine, zwei, drei Stunden später zurückkamen. Und sie hatten Schokolade, Zigaretten und andere Geschenke mit. Eines Abends rief mich unser Schlafsaalchef, ein Militär und bestellte mich ins Schlafzimmer eines Hauptmanns... und allen seinen Befehlen zu gehorchen... Somit fing ich auch an, Geschenke zu bekommen.

"Mit einigen war gefiel es mir, aber mit anderen nicht... Ihr Vergnügen war, uns zu entwürdigen, manchmal uns auch zu schlagen. Einer von ihnen band mich jeweils am Bett, steckte mir eine Gurke oder eine Möhre ins Arsch und dann fickte mich wie ein Rasende... Ein anderer verlangte von mir, Damenunterhöschen mit Spitzen und Unterkleider wie Mädchen anzuziehen und nannte mich Hure...

"Weißt du, allmählich beginnst du auch, nur ein Gegenstand zu sein. Einer sagte mir einst, daß in den Waisenkinderhäusern nur Bastarden waren, daß es nicht zutraf, daß meine Eltern tot waren, sondern daß sie mich loswurden, denn sie wurden sich sofort darüber im klaren, ich wäre schwul und sie schämten sich um mich...

"Er, der mich fickte, der war nicht schwul, er war ein richtiger Mann!... Üblich wurden wir abends ausgewählt, wenn wir ihnen am Tisch dienten. Unser Schafsaalchef wurde verständigt, wem sie jenen Abend es ins Arsch ficken wollten, er zeichnete sich unsere Namen, wenn uns jemand sonst vorgebucht hatte, und befahl uns abends, wohin wir mußten...

"Als die Sachen die schlechte Biegung nahmen und die Amerikaner erschienen, versuchten sie, wegzufliehen, wie Kaninchen. Ich weiß es jedenfalls, daß man fast alle von ihnen gefangen hat. Aber wir sind heim- und ernährungslos geblieben. Daher haben wir angefangen, uns auf der Straße zu verkaufen, denn wir hatten verstanden, daß auch unter Amerikanern jemand zu finden ist, dem junge Männer gefallen...

"Im allgemeinen behandelten uns die Amerikaner Militärs besser und jedenfalls verbreiteten wir uns einander das Gerücht, sollte jemand mit uns zu seltsame Spiele machen und wir konnten immer nein sagen, mit einem und dem anderen nicht gehen, ohne die Gefahr zu laufen, in ein Keller ohne Speise geschlossen zu werden.

Dann lernte ich Frank kennen. Ich habe es sofort bemerkt, daß er nicht wie die anderen ist. Schon das erste Mal hat er mich gefragt, was mir gefiel, dann fragte er mich, ob es ihm gefallen hatte und hat mir sogar Danke gesagt! Als er mich fragte, ob ich zu ihm wiederkommen wollte, sagte ich sofort ja.

"Zum ersten Mal respektiert mich jemand, er läßt mich verstehen, daß ich kein Gegenstand bin, sondern ein menschliches Wesen. Er hat mich bereits vom ersten Mal gut behandelt, dann wie ein Freund und schließlich als älterer Bruder... Er will nicht nur mich genießen, sondern sorgt sich darum, daß ich ihn genieße, verstehst du? Einmal hat er mich gefragt, ob es mir gefällt, nach Amerika. Ich habe ihm ja gesagt, ob er mich wirklich hin will oder nicht...".

"Warum fragst du es ihn nicht?".

"Nein... wenn er mich wirklich hinwill, wird er es mir wieder sagen, es nutzt zu nichts, daß ich es ihn frage, nicht?".

"Vielleicht hast du Recht" sagte ihm Thaddäus.

Aber tags darauf sprach Thaddäus mit Frank. "Gefällt dir Helmut?" fragte er ihn.

"Sehr viel".

"Würde es dir gefallen, ihn nach Amerika mitzuführen?".

"Ja, und ich weiß, daß er gerne kommen möchte. Ich bin eben dabei, zu sehen, wie man darf. Ich will ihm keine falschen Hoffnungen schaffen. Deshalb sage ich im Moment nichts. Soweit ich verstanden habe, muß er mündig sein. Dann sollte ich für ihn eine Arbeit bei mir finden, dann ist es leicht, daß er das Arbeitsvisum erlangt, somit kann er mich erreichen. Aber zunächst muß ich sicher sein. Wäre er ein Mädchen, dann wäre es einfacher, es würde ausreichen, ihn zu heiraten. Aber leider darf man nicht...".

"Aber Frank, sag mir mal an: bist du in ihn verliebt, was?".

"Ja. Aber ich habe es ihm noch nicht gesagt... immer, um ihm keine falsche Hoffnungen zu geben, verstehst du? Wenn ich sicher bin, werde ich es ihm sagen und ihn fragen, ob er auch mich liebt, dann werde ich ihn fragen, ob er auch nach Amerika mitkommen will...".

"Einverstanden, ich werde ihm nichts sagen. Auf jeden Fall hat mir Helmut gesagt, in dich verliebt zu sein. Daher, Frank, tue dich um. Es fehlt noch wenige Zeit, zur Helmuts Mündigwerdung".

"Du gibst mir eine erfreuliche Nachricht, Thaddäus. Also will ich dir ebenfalls eine gute Nachricht geben. Ich habe erfahren, daß keine Anschuldigung deines Wolfgangs zu Lasten gefunden worden ist. Dies heißt, daß er bald freigelassen werden kann".

"Ehrlich? Dem Herrn sei Dank! Bald... was heißt? Tage, Wochen, Monate?".

"Wochen, glaube ich. Ich werde mich weiter erkundigen und sobald ich was Näheres erfahre, werde ich es dir wissen lassen".

"Ich möchte gerne ihm eine kleine Überraschung bereiten, für den Tag seiner Freilassung: ich möchte mich außer der Türe in Erwartung auf ihn finden lassen...".

"Es gibt keine Türe, es gibt ein Gitter... aber es geht sowieso. Ich werde dir den Tag und Zeitpunkt wissen lassen, wenn es mir klappt".

Thaddäus war erregt und glücklich. Er sagte sich, er solle ein anderes Zimmer finden, denn er wollte die nötige Intimität anläßlich Wolfgangs Freilassung haben. Er fragte die Witwe, die ihm jenes Zimmer vermietete, ob sie ein anderes freies Zimmer hatte. Die Frau antwortete ihm, daß vielleicht der Pensionsgast des Zimmers gegenüber am Monatsende weggehen würde. Thaddäus bat sie, das Zimmer keinem anderen sonst zu vermieten, sondern für ihn zu behalten.

Die Frau akzeptierte problemlos, mit einem Satz, der ihn lächeln ließ: "Mit Gästen wie Sie ist es ein Vergnügen, auch wenn Sie ein Jude sind".

"Sind wir denn so schlecht wir Juden?" fragte er sie höflich.

Die Frau schaute ihn furchtbar erschüttert: "Verzeihen Sie, bitte, Herr Brenner, ich wollte nicht das meinen. Verzeihen Sie mir, bitte... nach so vielen Propagandajahren... Nein, Herr Brenner, glauben Sie mir, was ich vielleicht hätte sagen sollen, war: auch wenn man gegen Sie so unrichtig vorgegangen ist... und vielleicht hätte ich besser geschwiegen. Glauben Sie mir, ich habe nichts gegen euch... Und noch weniger gegen Sie".

"Machen Sie sich keine Sorge, Frau Helma, ich bin nicht beleidigt. Ich weiß, daß Sie eine gute Frau sind. Sie haben mich immer gut behandelt, das ist wichtig, was?".

"Sie sind auch viel zu gut, nach allem Übel, das wir euch angetan haben... Ich schäme mich soviel, wie wir mit euch verhandelt haben..".

"Vergangenes ist vergangen. Hauptsache ist jetzt, daß die Sache ab jetzt an sich ändern, glauben Sie nicht? Die Verrücktheit der vergangenen Jahre hat meinen Vater, meine Mutter und meinen Bruder weggebracht. Die gleiche Verrücktheit hat ebenso Ihren Mann und Ihren Sohn an der Front sterben gebracht. Jetzt wollen wir alles Beste machen, damit eine solche Verrücktheit nicht wiederholt wird".

Die Frau nahm ihm die Hand und küßte sie, dann kam in die Küche zurück, um es nicht bemerken zu lassen, wieviel sie ergriffen war.

Endlich teilte Frank dem Thaddäus das Datum und den ungefähren Zeitpunkt mit, an dem Wolfgang freigelassen würde. Der Junge bat und erlangte problemlos einen Urlaubstag bei der Druckerei des amerikanischen Kommandos, wo er arbeitete.

Obwohl wenige Stunden noch fehlten, erreichte Thaddäus den Offenbacher Bahnhof spät vormittags. Er fragte, wo sich der Camp der deutschen Kriegsgefangenen befand. Sobald er erkundigt wurde, da ging er aus der Ortschaft und machte sich mit großen Schritten auf dem Weg zum Camp, dessen Richtung durch auffällige Schilder gekennzeichnet war.

Als er nach rechts einbog, sah er einen geradlinigen, langen, von zwei Reihen Bäumen gebildeten Asphaltweg: er hatte den Eindruck, jenen Ort bereits gesehen zu haben, den zu kennen, und doch es war unmöglich.

Am Ende des Gartenwegs sah er einen niedrigen, gelbfarbigen, einstockigen, durch zwei Seitenteile gebildeten Aufbau, der in der Mitte durch einen hohen, schwarzen Eisengitter geteilt waren, mit zwei stehenden amerikanischen Wachmilitärs. Als er sich näherte, erblickte er flüchtig hinter dem Gitter Männer und Fahrzeuge in Bewegung. Auf dem Dach eines der beiden Gebäuden flatterte die Stars-and-Stripes-Fahne der Vereinigten Staate von Amerika.

Er fragte einen der beiden Wächter, ob er wußte, um wieviel Uhr die Gefangenen freigelassen würden.

"Es gibt keine genaue Stunde. Wenn man mit der Sachenerledigung fertig ist, werden sie jedesmal ein freigelassen. Jedenfalls glaube ich, daß die ersten nach Mittagspause heraus werden. Es paßt dir, her später zu kommen".

"Nein, ich will hier bleiben, wenn er herauskommt...".

"Hier vor dem Gitter darfst du nicht stehen bleiben. Geh mindestens hin zum Wegsende. Erwartest du einen Verwandten?".

"Nicht genau, aber fast. Ich erwarte einen Offizier, der mein Leben gerettet hat, denn ich bin ein Jude".

"Ah! Du auch! Ich heiße Michel Cohen. Hat dich ein Nazi gerettet?".

"Ein Deutscher, kein Nazi. Auch obwohl er das NS-Parteibuch haben mußte, damit er auch nicht verfolgt würde. Er hat nie Nazis gebilligt".

"Na, Junge, wenn du ihn erwarten willst, geh hin, wo der Weg endet. Willst du ein Paket Amerikaner Zigaretten?".

"Nein, Danke, Michel Cohen, ich bin Nichtraucher. Ich heiße Thaddäus Brenner. Tschüß".

Der Junge ging zum letzten Baum des Gartenwegs und lehnte sich auf den Baustamm, am Schatten, ohne das Gitter aus der Sicht zu verlieren. Fast drei Stunden vergingen. Thaddäus blieb still da bewegungslos stehen, bemerkte nicht, daß er müde war, daß er immer stand. In seinem Sinne rief er seinen Wolfgang und sandte ihm Liebesmeldungen.

Endlich sah er, daß das Gitter geräuschlos aufgemacht wurde und daß eine schlanke Gestalt in der Wehrmachtsuniform herauskam, mit einer kleinen Tasche mit dem amerikanischen Wappen in der Hand. Der Mann blieb eine Weile stehen und dann ging in seine Richtung. Sie anerkannten sich einander sofort, ohne den mindestens Zweifel trotz des Abstands.

Thaddäus trennte sich vom Baum und ging in seine Richtung. Sie trafen sich einander ungefähr zehn Meter vom Gitter: Wolfgang lächelte ihm an. Er antwortete dem Lächeln des jungen Manns, lief ihm entgegen, mit keinem Wort nahm er ihn an der Hand, drehte sich um und führte ihn wieder durch den Gartenweg zurück, durch den er gekommen war.

Beide brauchten nicht zu sprechen, oder vielleicht waren sie schon so viel erschüttert, zu sprechen. Der Kontakt ihrer Hände reichte jedenfalls aus, um sich einander das Glück und die sie umhüllende Liebe mitzuteilen.

Am Ende des Gartenwegs sprach endlich Thaddäus: "Hierdurch, meine Liebe. Gehen wir zum Eisenbahnhof".

"Ich wußte es schon, daß du mich erwartest. Du bist her vor Mittag gekommen, was?".

"Hattest du mich gesehen?".

"Nein, aber ungefähr vor Mittag habe ich gehört, daß du dabei warst und mir sprachst. Ich habe es in meinem Herzen gehört".

"Es stimmt... Ich hoffte darauf, daß du mich hören konntest".

"Weißt du, mein Geliebter, daß du viel schöner geworden bist, als das letzte Mal, daß wir uns gesehen haben?".

"So viele Ereignisse haben sich zugetragen, seitdem du von Oranienburg weg gingst... Es scheint, eine ganze Ewigkeit sei seither vergangen".

"Wie ist mein Vater gestorben?".

"Ein russischer Offizier hat ihm eins in den Pelz gebrannt... grundlos".

"Warst du dabei? Hast du ihn gesehen?".

"Ja. Er verdiente es nicht, so zu sterben. Nachdem du weg gingst, hat er nicht nur den Ausweg für mich gefunden, mit falschen Papieren, die mich als Arier gaben, und wo ich sein Autofahrer war, sondern auch hat er andere neun Juden, darunter zwei Frauen und drei Kinder, in der Dachstube versteckt... Außer denen, die er bereits in der Druckerei hatte, um für ihn zu arbeiten".

"Mein Vater? Ehrlich? Ich hätte es nie geglaubt, es könnte bis dahin gelangen! Was hätte er daran verdient?".

"Nichts, Wolfgang. Ich habe ihn selbst überzeugt, und auch nicht zu schwer. Ein kurzes Gespräch hat ausgereicht. Nein, er verdiente es nicht, so zu sterben".

"Besser so. Er hat immer als Opportunist gelebt, aber zumindest ist er als Mann gestorben".

Während der Zugreise erzählten sie sich einander alles, was einem jedem von ihnen während ihrer so langen Trennung vorgekommen war. Dann, sobald sie nach Frankfurt gelangten, führte ihn Thaddäus zur Pension von Frau Helga, ins Zimmer, das die Frau für sie freigelassen hatte.

Hier eingelangt, umarmten sich endlich die beiden dicht einander und küßten sich längst.

"Gott, wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet!" flüsterte Wolfgang sehr erschüttert.

"Ich habe dich so lange vermißt, Wolfgang. Die Hälfte von mir war nicht mehr da, die wichtigste Hälfte. Jetzt zieh dir diese unnützliche Uniform aus".

"Ich habe nichts mehr anzuziehen...".

"Du blöd, für was wir jetzt zu tun haben, brauchst du nichts Anderes sonst" sagte ihm Thaddäus mit süßem Lächeln. "Morgen werden wir hinaus zusammen und ich werde dir einen Zivilanzug kaufen".

"Also zieh du sie mir aus, meine Liebe...".

Sie zogen sich einander aus, dann zog ihn Thaddäus auf sich in sein Bett heran.

"Nimm mich, mein Lieber, ich kann nicht mehr widerstehen..." flüsterte er ihm.

"Ich weiß es nicht, ob ich mich noch daran erinnere, wie es gemacht wird..." scherzte der junge Mann.

Thaddäus nahm ihn auf mit langem, tiefem Vergnügungs- und Wunschatem: "Ja... siehst du, daß du dich noch daran erinnerst? Willkommen nach Hause, mein Lieber!".

"Es scheint mir wie das erste Mal, Geliebter... nach so langer Zeit! Ich erlebe die gleiche Erregung! Wie schön ist es, immer so mit dir zu sein, mein lieber!...".

Wolfgang nahm ihn mit Wunsch und Leidenschaft in vielen, langen Hin- und Herbewegungen, mit vielen Mundküssen von Zeit zu Zeit.

Ihre Augen leuchteten aus Freunde und Genuß.

"Ich liebe... ich liebe dich sehr..." flüsterte der Junge.

"Ich noch mehr" scherzte Wolfgang.

"Es ist unmöglich".

"Ich weiß es. Ich fühle es".

"Und ich freue mich darüber".

"Ich noch mehr" scherzte nochmals Wolfgang.

"Es ist unmöglich".

"Ich weiß es. Ich fühle es".

"Oh, mein Lieber... ich möchte... halten, lassen... daß es noch länger dauert... aber... ich kann nicht!".

"Laß dich aus, mein Geliebter. Nunmehr können wir jeweils verlassen, wenn wir wollen".

"Oh, mein lieber... oh, ja... oohhh!" seufzte Wolfgang, als er in ihn hineindruckte, während ihn Thaddäus mit unendlicher Liebe an sich druckte.

"Mein Gott, warum ist es so schön?" flüsterte Wolfgang, ganz erschüttert.

"Denn wir lieben uns einander ganz ehrlich. Die gleiche Tat ohne Liebe kann amüsierend sein, so wie auch gleichgültig, düster, aber nicht schön".

Nach kurzem Schweigen, während dessen jetzt ein jeder der beiden diese Intimität genoß und seinen Gedanken folgte, küßte ihn wieder Wolfgang.

"Jetzt muß ich mir eine Arbeit suchen...".

"Ich auch. Die Druckerei, wo ich arbeite, wird in wenigen Monaten ausgerichtet und geschlossen".

"Du hast mir gesagt, daß in Oranienburg die Russen sind, was?".

"Ja".

"Hin will ich nicht wieder!".

"Aber dort hattest du dein Haus, die Druckerei deiner Familie....".

"Es spielt keine Rolle. Wir werden von Null anfangen. Auch mein Urgroßvater hatte von Null angefangen. Machst du mit, was mit mir zu versuchen?".

"Ja, sicher. Was?".

"Was wir am Besten machen können, du und ich, ist Druckarbeit. Wird es uns klappen, werden wir ein kleines Verlagshaus mit beiliegender Druckerei gründen".

"Man wird viel Geld brauchen...".

"Wir werden es allmählich sammeln. Auch mit neunundzwanzig Jahren habe ich noch lange Zeit vor mir, mit Gottes Beistand".

Sie waren glücklich. Nach keinem ganzen Monat fand Wolfgang eine Arbeit bei der Druckerei einer Ortschaftszeitung und konnte bald auch Thaddäus anstellen lassen.

In der Zwischenzeit mußte auch Frank nach Amerika zurückkommen. Er hatte endlich dem Helmut seine Liebe geäußert und ihn gefragt, ob er bereit war, in den Vereinigten Staaten zu arbeiten, um dort zusammenzuleben. Der Junge hatte sofort diesen Vorschlag vollbegeistert akzeptiert. Als Frank abfuhr, vertraute er den Helmut an Thaddäus und Wolfgang, die ihm versprachen, sich um ihn zu kümmern.

Nach keinem ganzen Jahr kamen schließlich die notwendigen Papiere für Helmut, der somit nach Amerika fahren konnte. Die beiden Liebhabenden begleiteten ihn bis zum Flughafen.

"Helmut, ich wünsche dir, mit Frank glücklich zu sein, so wie auch wir miteinander sind..." sagte ihm Thaddäus.

"Die Hälfte würde ausreichen" antwortete lächelnd der Junge.

"Wenn du uns deine Adresse schickst, werden wir dich anschreiben" sagte ihm Wolfgang.

"Und vielleicht werdet sie uns besuchen..." antwortete der Junge.

"Wer weiß? Wahrscheinlich, obwohl für unser Arbeitsprogramm wir soviel Geld als möglich sparen müssen. Umarme Frank für uns, Helmut".

"Danke für alles, Jungen! Frank ausgenommen, ihr seid die einzigen, die mich je geliebt haben. Ich wünsche euch alles Beste und viel Erfolg, sei es in eurem Leben, sei es in euren Vorhaben".

Dem Marschall Plan dank, war der Wiederaufbau Deutschlands begonnen. Deshalb konnten bald Wolfgang und Thaddäus von Frau Helgas Pension Abschied nehmen und sich eine kleine Wohnung vermieten.

Nach wenigen Jahren konnten sie dann mit erleichtertem Darlehen eine kleine Druckerei eröffnen, wo sie nicht nur Publikationen für Dritten, sondern auch selbständige Bücher veröffentlichen konnten. Der WTBS Verlag GmbH wurde somit gestiftet, der mit verschiedenen Herausgaben über die NS-Verfolgungen gegen die Minderheiten begann.

Der Erfolg ihrer Bücher nahm immer wieder zu, so daß sie sich im Laufe weniger Jahre entwickelten und ihre Umsätze vergrößern konnten. Helmut und Frank dank, mit denen sie in Verbindung geblieben waren, wurden ihre Werke auch ins Englische übersetzt und in den US veröffentlicht und ihr Umsatz nahm erheblich wieder zu.

Trotzdem wurden sie nicht reich, denn ein guter Teil ihrer Einkommen wurde zur Hilfe der anderen ausgegeben. Sie kauften sich eine kleine, einfache und bescheidene Wohnung mit zwei Zimmern und Küche ihrem Verlag gegenüber.

Sie waren glücklich und zufrieden mit ihrer Arbeit.

Um den 20. Jahrestag ihrer Wiedervereinigung zu feiern, luden sie ihre engsten Freunde in einen Restaurant in Kelsterbach ein. Auf einmal machten die Freunde einen Trinkspruch dem Paar aus.

"An Thaddäus Brenner und Wolfgang von Schlegel langes Leben und Glück!" schrie einer von ihnen.

Sie waren dabei, ihre Gläser zu entleeren, als von einem Tisch nebenan ein Mann aufstand, der sich ihnen annäherte und sagte: "Bitte um Entschuldigung, daß ich Sie störe, aber... wer von euch ist Thaddäus Brenner?".

Thaddäus stand auf und forschte den Mann neugierig: "Ich bin es, mit wem bin ich vergnügt...?".

"Herr Brenner... Sie erinnern sich nicht an mich... ich bin Jörg, Jörg Eberstark..".

"Jörg? O Herr! Deshalb habe ich dich nicht anerkannt! Das letzte Mal, daß wir uns gesehen haben, warst du knapp zwölf! Wie alt bist du jetzt?... Laß mich mal berechnen... du solltest siebenunddreißig sein, was? Oh Jörg, wie vergnügt bin ich, dich wiederzusehen!".

"Sechsunddreißig, Herr Brenner. Ich hatte Sie nicht anerkannt, nach so vielen Jahren, aber Ihr Name ist hier in meinem Herzen eingraviert. Meine Familie ist Ihnen des Lebens schuldig..".

"Rede mich mit dem du an, Jörg. Nicht mir ist sie des Lebens schuldig, sondern seinem Vater. Er ist Wolfgang von Schlegel, der Sohn des Barons, der euch alle in seiner Villa versteckt hat. Nimm Platz mit uns und sag mir mal an: wie geht es den Deinigen?".

"Joachim ist gestorben, so wie auch Mutti. Stefan hat Susanne Heilbronner geheiratet, erinnern Sie sich an sie? Sie haben schon vier Kinder... Susannes Eltern leben noch, sind alle in Düsseldorf...".

"Und du? Hast du geheiratet?".

"Nein, Thaddäus".

"Hast du Nachrichten von Jacob Kantor und Benjamin Kohn?".

"Nein, wir haben sie an Sicht verloren. Jetzt wohnst du hier in Kelsterbach?".

"Nein, in Frankfurt. Und bist du hier vorübergehend?".

"Nein, ich arbeite hier seit drei Jahren. Ich arbeite hier bei den Baustellen des neuen Flughafens. Ich bin Architekt geworden und mache mit der pachtgewinnendem Baustelle mit".

"Du mußt uns absolut in Frankfurt besuchen. Warte mal hier, ich schreibe dir meine Adresse auf und gib mir auch die Deinige bitte".

Jörg besuchte sie wenige Tage später nach Frankfurt und sobald er verstand, daß Thaddäus und Wolfgang nicht nur mit einander befreundet, sondern auch sich einander liebten, vertraute er ihnen, daß er auch seit fünfzehn Jahren her mit einem als er jüngeren Mann lebte, ein anderer jüdischer Junge, der den KZ entlaufen war.

"Wie habt ihr euch einander kennengelernt?" fragte ihn Thaddäus.

"Als David befreit wurde, war er neun... er war nur noch Haut und Knochen. Mutti war Krankenpflegerin im Krankenhaus, wo er untergebracht wurde. Man fand keinen mehr von seiner Familie, so kam er bei uns, als er nach einem Jahr vom Krankenhaus entlassen wurde. Er war so erschrocken und traumatisiert, daß er fast kein Wort mehr zu sagen vermochte.

Instinktiv begann ich selbst, mich um ihn zu kümmern. David faßte Zuneigung zu mir. Anfangs konnte er sprechen, sogar lächeln, nur als er sich mit mir befand, aber allmählich fing er an, sich auch den anderen aufzumachen. Dann erfuhr ich von Mutti, daß ein SS im KZ ihn einmal vergewaltigte und als Spielzeug hielt. Nur deswegen lebte er noch.

"Ich war schon davon selbstbewußt, mich zu Jungen hingezogen zu fühlen, aber dachte nie daran, mit David was zu tun, sei es, weil er sich auf mich verließ, sei es, weil ich wußte, was er erlebt hatte und auf jeden Fall war er noch ein Kind.

Nachts hatte er schreckliche Ängste, daher legte ihn Mutti in meinem Zimmer, denn nur in mir fand er ein Beruhigungsmittel. Daher wuchsen wir zusammen...

"Als David sechzehn war, obwohl er schon gut entwickelt, schlief ich noch mit ihm problemlos, ohne Anstrengung... ich meine, nunmehr war er für mich wie ein jüngerer Bruder, daher hatte mich kein mindester Einfall ergriffen, mit ihm was zu probieren.

"Aber einer Nacht wollte er mit mir die Liebe machen. Ich versuchte, ihm zu erklären, es war nicht richtig, es war nicht notwendig, daß wir nicht durften... Hätte ich sein Verlangen akzeptiert, sah es mir so aus, daß ich von ihm Gebrauch machte. Aber er war schön, ich liebte ihn und allmählich bemerkte ich, daß ich meine Schlacht verlor.

"Also entschied ich, mit Stefan zu sprechen, bevor David mich gewann, und gab ihm alles zu. Stefan nicht nur akzeptierte problemlos die Entdeckung meiner Homosexualität, sondern auch verstand mein Problem und wollte mir verhelfen. Er sprach lange mit David und es schien, daß es ihm klappte, ihn u überzeugen, daß ich Recht hatte. Tatsachlich, wenn wir im Bett lagen, hatte David aufgehört, mit mir was zu probieren. Wir waren wieder zwei Brüder geworden.

Jedoch nahm mich Stefan nach einigen Tagen abgetrennt und sagte mir Bescheid, daß David wirklich mich und meine Liebe benötigte und ich seine Bitten annehmen sollte, wenn ich auch in ihn verliebt war. Er sagte mir, David würde daran sehr erleiden, sollte ich ihn weiter geweigert haben, vielleicht drohte er eine Regression.

"Ich wies ihn darauf hin, David habe seit vielen Tagen mit seinen Annäherungsversuchen aufgehört. Stefan sagte mir, es war nur so, weil er ihn um Geduld gebeten hatte, zu warten bis ich auch bereit wäre, dieses Verhältnis zu akzeptieren. Mein Bruder fragte mich, ob ich in David verliebt war. Auf mein Jawort sagte er, daß ich ihm ja sagen nicht nur durfte, sondern auch mußte...

Ich entgegnete wieder, David war nur sechzehn und ich schon zweiundzwanzig Jahre alt... Stefan sagte mir zwei Sachen: erstens, daß ich den David nicht so lange abwarten lassen sollte, zweitens, daß mit der ehrlichen Liebe zwischen uns einander das Alter nur eine Nebenrolle, sogar keine Rolle mehr spielte. Außerdem war David seines eigenen Erachtens viel reifer als ein Sechzehnjähriger.

"Daher jene Nacht, als wir im Bett lagen, nahm ich David in meine Arme... du machten die Liebe. Mit Stefans und Susannes Zustimmung gelang es uns, unser Verhältnis meiner Mutter und dem Joachim geheimzuhalten, oder mindestens so glaubten wir.

"Aber als meine Mutter starb, sagte sie mir... auf dem Sterbebett, daß sie auf dem Laufenden war - und segnete uns. So sind wir noch zusammen miteinander".

"Und wo ist jetzt David? Was macht er?".

"Er ist in Kelsterbach. Da Mutti ihn gesetzmäßig adoptiert hatte, trägt er jetzt meinen gleichen Familiennamen. daher ist er für alle mein Bruder. Er ist Zeichner, ist sehr gut verständig und arbeitet mit mir".

"Warum hast du ihn nicht her zu uns mitgeführt?".

"Er ist sehr scheu... Aber wenn ich ihm sagen darf, daß ihr euch einander liebt, schon seit viel früher als er und ich uns trafen und kennenlernten, bin ich ganz sicher, daß er zufrieden sein wird, euch mal kennenzulernen. Instinktiv, faßt David viele Zuneigung zu irgendwem sich miteinander liebt. Wo er andere Paare sieht, insbesondere Schwule, die ihre Liebe fröhlich zusammen erleben, da fühlt er sich besonders ermutigt...".

"Also, wenn du heim zurückkommst, erzähle ihm von uns. Erzähle ihm unsere Geschichte und sag ihm, daß wir uns sehr freuen werden, ihn kennenzulernen und Freunde miteinander zu werden".

Somit lernten Thaddäus und Wolfgang auch David kennen und sehr bald schlossen sie Freundschaft auch mit ihm. Sie besuchten sich regelmäßig einander und als Jörg und sein Junge am Ende ihrer Arbeit am Flughafen nach Düsseldorf zurückkamen, blieben sie miteinander in Verbindung.

CONTINUES IN KAPITEL 10


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(Sorry, I can't speak German... Andrej)