Date: Wed, 9 Mar 2011 19:20:36 +0100 From: A.K. Subject: Liegt was vor mit Namen Schicksal 03/10 (German - historical - Adult youth) ---------------------------- LIEGT WAS VOR MIT NAMEN SCHICKSAL... von Andrej Koymasky © 2011 am 5 Juni 1994 geschrieben Deutsche Ÿbersetzung: Mario Mosa & Bernd Schneider ----------------------------- USUAL DISCLAIMER "LIEGT WAS VOR MIT NAMEN SCHICKSAL..." is a gay story, with some parts containing graphic scenes of sex between males. So, if in your land, religion, family, opinion and so on this is not good for you, it will be better not to read this story. But if you really want, or because YOU don't care, or because you think you really want to read it, please be my welcomed guest. ----------------------------- BAND 3 - HA - IN BERLIN Herbstabend: der Bahnhof ist oede, aber ich bin nicht allein. Am Ende der langen Reise verabschiedeten wir uns am Hamburger Hafen. Wir waren uns beide bewusst, dass wir uns vielleicht nie mehr treffen wuerden, und doch sagten wir zu einander: "Auf Wiedersehen", so als ob wir uns ein paar Tage spaeter wieder sehen sollten. Ohne grosse Foermlichkeit, sicher, aber mit einer gewissen Traurigkeit. Es war unabwendbar, wir wussten es beide sehr gut, denn wir hatten uns sehr gut miteinander verstanden. In Begleitung einiger Beamter des deutschen Reichskanzlers Bismarck sowie auch unserer Botschaft, die zum Hafen gekommen waren, um uns in Empfang zu nehmen, fuhren wir mit dem Zug von Hamburg nach Berlin. Die Leiter unserer Delegation wurden in einer sehr schoenen Villa vor den Toren der Hauptstadt beherbergt, wir Studenten dagegen in einem von unserem Botschafter zu diesem Zweck angemieteten Haus. Es war ein altes aber anstaendiges Gebaeude im Stadtzentrum, in der Naehe eines Bahnhofs. Wir hatten Kurse der deutschen Sprache an der Kaiserlichen Friedrich-Wilhelms-Universitaet zu besuchen, dann hatten wir zu ueben und zu lernen, doch danach waren wir frei. Meine Kameraden, die zu Hause schon sehr verwestlicht waren, neigten jetzt dazu, immer miteinander zu bleiben. Ich jedoch war sehr neugierig auf das Leben in diesem Land, das vom unserem so verschieden war. Deshalb war ich eifrig bemueht, mich deutschen Studenten anzuschliessen. Es war fuer mich nicht schwierig, denn sie waren schliesslich auf einem so 'exotischen' Auslaender neugierig, wie ich es als Japaner fuer sie war. Es handelte sich dabei um eine wirklich ganz unterschiedliche Welt, verglichen mit unserer. Deutschland war damals eine Grossmacht in Europas. Wie unser Leiter uns angewiesen hatte, sollten wir versuchen, den Grund dafuer zu verstehen. Aber neben den offiziellen Interessen hatte ich auch von einen sehr anderen, sehr persoenlichen, geheimen Wunsch. Ich wollte naemlich, andere Maenner wie mich finden und kennenlernen. Vielleicht einen Liebhaber, oder mindestens ein Abenteuer. Darum begann ich schon in den ersten Tagen mich mit jenem Gedanken in meinem Kopf umzuschauen. Jedenfalls vergingen mehrere Monate, bevor ich etwas entdeckt hatte. Gewiss halfen mir die Hinweise, die Larry mir gegeben hatte. Aber er hatte mich auch gewarnt. In diesem Land war jedes sexuelle Verhaeltnis zwischen Leuten eines gleichen Geschlechts streng verboten und man lief Gefahr, ins Gefaengnis zu kommen. Warum in einem so modernen Land ein so absurdes Gesetz bestehen sollte, war mir unklar. Aehnliche Gesetze, so erfuhr ich spaeter, gab es ueberall im ganzen zivilisierten Europa. Es war Herbst, als ich mein erstes Abenteuer in Berlin erlebte, an einem milden, weichen Herbstabend. Auch in Deutschland ist Herbst eine sehr schoene Jahreszeit, mit ihren tausenden ruhigen Farben, den vielen feinen Unterschieden der Farben gelb, orange, braun und gruen. Auch die Luft hat eigentuemliche Farbe und einen besonderen Duft. Irgendjemand hat gesagt, Herbst sei traurig, aber ich bin damit nicht einverstanden. Der Herbst es ist eine ruhige, stille, milde Jahreszeit. Ich war zum Abendessen von einem deutschen Mitstudenten nach Hause eingeladen worden und nun auf dem Rueckweg zu unserem Wohnhaus. Ich ging in der Naehe der Franziskanerkirche entlang, als ich einen Soldaten in seiner enganliegenden Uniform bemerkte, der sich an eine Laterne anlehnte. Ich schaute zu ihm. In diesem jungen Soldaten war etwas Sehnsuechtiges und Aufreizendes. Seine Uniform betonte die Formen seines Koerpers, insbesondere seinen angeschwollenen Schritt. Auch er schaute mich an und als unsere Blicke sich einander trafen, laechelte er mir leicht zu. Ich dachte, es koenne vielleicht ein diskretes Zeichen sein, aber auch einfache Neugier, da ich eindeutig als Auslaender zu erkennen war. Ich konnte es nicht wissen. Neugierde und auch Hoffnung veranlassten mich, naeher zu ihm zu treten. Ich war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt, als er sich in entgegengesetzter Richtung auf den Weg machte. Zuerst dachte ich, ich habe sein vorsichtiges Laecheln falsch gedeutet und blieb stehen, schaute ihm nach, als er sich entfernte und war dabei, mich wieder auf mich wieder auf meinen Weg zu machen. Aber als ich soeben die Kreuzung mit einer Gasse erreicht, drehte er sich wieder zu mir um, schaute mich wieder an, laechelte jetzt etwas offener und ging dann in die Gasse hinein. Obwohl er aus meinen Blicken verschwand, beschloss ich, ihm zu folgen, auch wenn ich nicht verstand, was geschehen wuerde. Ich sah, dass er etwas entfernt von mir angehalten hatte und in meine Richtung schaute. Mein Herz fing an, schneller zu klopfen und ich ging meinen Weg weiter in seine Richtung. Wenige Schritte bevor ich bei ihm war, ging er weiter und bog in eine andere Gasse ein. Abermals fragte ich mich, ob ich mich geirrt habe, aber wiederum beschloss ich, ihm zu folgen. Er blieb unter einer Gaslaterne neben einer Haustuer stehen und blickte zu mir. Entschiedenen Schrittes naeherte ich mich ihm und er bewegte sich nicht fort. Als ich neben ihm stand, sagte ich zoegernd zu ihm: "Guten Abend." "Ah, du sprichst gluecklicherweise Deutsch," sagte er mir laechelnd. "Ja." Ich hatte mich nicht geirrt. Er war an mir als Auslaender interessiert, aber er wollte auch Sex mit mir haben. Das Portal neben ihm gehoerte zu einer Zimmervermietung, in welche er mich fuehrte. Ich folgte ihm voller Erwartung. Die Wohnung war duester, schlecht beleuchtet und uebelriechend. Im Zimmer befand sich ein weites Bett und in einer Ecke ein abgekratzter Waschbecken. Nach Bezahlung des Zimmers sagte der Vermieter zu ihm: "Sag dem Chinesen, nicht in das Waschbecken zu pinkeln!" und wir verschlossen die Tuer. "Ich bin kein Chinese", sagte ich. "Nein? Woher bist du dann?" "Aus Japan." "Ist das nicht dasselbe?" "Bist du aus Spanien?" "Ich? Nein, ich bin Deutscher," sagte er mir etwas erstaunt. "Ist das nicht egal?" fragte ich ihn mit einem Laecheln. Er laechelte auch und sagte: "Ja, jetzt verstehe ich. Aber jetzt lass' und ausziehen, komm, mach' schon." Einem schoenen Mann zuzuschauen, indem er sich auszieht, ist fuer mich immer ein wahrer Genuss gewesen, obwohl ich es jetzt vorziehe, ihn auszuziehen. Aber damals war ich sicher zu scheu gewesen. Daher genoss ich es, den Soldaten bei seiner Entkleidung zu beobachten und ich folgte seinem Beispiel. Auch er schaute mit weit geoeffneten Augen meinen ganzen Koerper an. Ich war sein ersten Mann aus dem Osten, glaube ich. Er, der mir seinen Namen nicht gesagt hatte, war fuer mich der vierte Mann und der zweite aus dem Westen. Er war nicht gerade schoen, aber auch nicht haesslich. Wir machten Liebe. Er hatte eine fast tierische Sinnlichkeit und einen etwas seltsamen Geruch. Um die Wahrheit zu sagen, riechen alle westlichen Maenner seltsam, aber man gewoehnt sich daran. Vielleicht haben die Voelker eines jeden Landes einen eigenen Geruch, aber es scheint, dass wir Japaner keinen Eigengeruch haben, moeglicherweise merke ich es nicht, weil es mein eigener ist. Nachdem wir Liebe gemacht hatten, fing er an, waehrend wir uns wieder anzogen, mir verschiedene Fragen zu stellen: wer ich war, was ich in Berlin mache usw. Etwas Merkwuerdiges fragte er mich, ob ich beschnitten sei. Er war erstaunt als ich verneinte und ich sagte, dass unsere Eichel natuerlich bedeckt sei. Wie ich auch schon bei Larry festgestellt hatte, verdeckt die Vorhaut der Westlichen gaenzlich deren Spitze. Es ist unbequem zu waschen, denke ich, aber ich habe es immer bezaubernd gefunden. Als er erfuhr, dass ich Student sei, fragte er mich: "Wahrscheinlich wird es dir gefallen, von Zeit zu Zeit etwas Geld zu verdienen, oder? Studenten wie auch wir Soldaten sind immer knapp bei Kasse." "Nun...", antwortete ich unsicher, da ich nicht genau verstand, was er meinte. "Wenn du magst, koennte ich dich passenden Leuten vorstellen; sehr reiche, wichtige Leute, denen bereitwillige junge Maenner gefallen. Du als Auslaender so verschieden von uns, wuerdest gewiss sehr gut aufgenommen. Vielleicht kannst sogar einen festen Liebhaber finden, der dich unterhaelt. Wuerde es dich interessieren?" "Warum schlaegst du mir das vor?" "Weil diese Herren mich bezahlen, wenn ich ihnen einen netten und bereitwilligen neuen Jungen vorstelle." "Aber machst du auch Liebe mit ihnen?" "Sicher, und jedes Mal bekomme ich Geschenke und Geld." "Aber ich verstehe nicht, wie es geht." "Man organisiert kleine Feiern, woran wir auch teilnehmen und mit ihnen essen und trinken. Wenn uns einer von ihnen bittet, ihn irgendwohin zu begleiten, gehen wir mit ihm." "Du sagst 'wir'. Aber wer sind diese 'wir'?" "Freunde von mir, Militaers, Studenten, auch einige Arbeiter. Alles ausgewaehlte Leute. Will einer jener Herren bei sich zu Hause ein Fest fuer seine Freunde geben, so laesst er es mich wissen. Er sagt mir, wie viele Jungen er dabei haben moechte. Ich gebe die Nachricht meinen Freunden weiter und wir gehen hin. Es ist einfach und sicher." "Aber wer sind diese einladenden Leute?" "Adlige, reiche Geschaeftsleute, Bankiers, Industrielle - auch einige Politiker." Ich dachte, es koenne interessant sein, sowohl um jenes Milieu kennenzulernen, als auch um Liebe zu machen, und so nahm ich seinen Vorschlag an, obwohl ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, mich damit in die Rolle eines Geisha-Jungen untersten Ranges zu begeben. Auf diesem Weg lernte ich auch Otto von Kleiden kennen. Ich lernte Otto nicht beim ersten Mal kennen, als ich mit jenem Soldaten zu einem der Feste ging, aber einige Zeit danach. Zu jener Zeit war Otto im Ausland. Wie der junge Soldat vorhergesehen hatte, erweckte ich viel 'Neugier' und viele der Maenner baten mich um 'Begleitung'. Jene Feste waren ganz genau wie andere Feiern auch, man ass, man trank, man unterhielt sich, nur mit dem kleinen Unterschied, dass wenn zwischen einem der Gaeste und einem der Jungen ein Einvernehmen entstanden war, der Herr eine Einladung aussprach und die beiden zusammen fortgingen. Mein erstes Mal, daran erinnere ich mich gut, war ein Bankier mittleren Alters, mit dem ich ins Gespraech kam und der mir ziemlich nett aussah. Ploetzlich fragte er mich, ob es mir gefiele, seine Sammlung alter Pistolen anzusehen. Zuerst dachte ich, fuer ihn nicht von Interesse zu sein und dass die Einladung nur das meinte, was seine Worte sagten, aber ich akzeptierte, weil ich zu schuechtern war um die Einladung abzulehnen. Wir fuhren mit einer Kutsche bis zu einem Haus, in dem keine Spur einer Pistole zu sehen war, aber als Ausgleich ein grosses Himmelbett, das uns fuer die ganze Nacht aufnahm. Am naechsten Morgen fuhr er mich mit der Kutsche bis in die Naehe meines Wohnortes und einen Augenblick bevor ich ausstieg, steckte er mir etwas in die Brusttasche. Es war eine stattliche Summe, wie ich danach feststellte. Aber spaeter waren die Einladungen weniger umstaendlich, wie etwa: 'willst du die Nacht mit mir verbringen?', aber ueblicher Weise einfach: 'wuerde es dir gefallen, mich nach Hause zu begleiten?', oder 'ich moechte dir gerne meine Wohnung zeigen', ich moechte dir gerne etwas Interessantes zeigen', 'ich wuerde dich gerne mit meinem besten Freund bekannt machen' (man versteht, es war sein Penis), 'koenntest du mit mir in mein Haus zu kommen, um etwas mit mir zu trinken?' Bei den Geschenken handelte es sich nicht immer um Geld. Insbesondere, wenn man Liebe nicht zum ersten Mal miteinander machte. Es konnte sich um Kleider handeln, um Schmucksachen, oder auch um andere Geschenke, immer von gewissem Wert. Drei bis viermal im Monat fanden diese Feste statt und immer in den Haeusern der zwei oder drei Herren, die als Gastgeber auftraten. Die Gaeste im Gegenteil wechselten oft genug, obwohl es auch Stammgaeste gab. Die Delegation reiste nach Japan zurueck, mit einem hoeflichen aber festen 'Nein' Bismarcks im Gepaeck, der die Aenderung der Strafrechtsgesetzgebung Japans als erste Bedingung voraussetzte. So blieben nur wir Studenten in Deutschland, in dem Haus, das die Botschaft fuer uns gemietet hatte. Von der Botschaft erhielten wir auch unser Monatsstipendium. Mein Studium an der Universitaet nahm den groessten Teil meiner Zeit in Anspruch, jedoch hinderte es mich nicht, an jenen Festen teilzunehmen, zu denen ich nunmehr staendiger Besucher geworden war, denn sie boten die Gelegenheit, wichtige Herrschaften kennenzulernen. Ich schrieb in meinem monatlichen Berichten an die Botschaft ueber die Herren, die ich dort traf, aber ich ging auch gerne dorthin, weil es mir auf keinen Fall missfiel, einige jener vornehmen Herrschaften zu begleiten, wenngleich sie alle viel aelter waren als ich. Otto von Kleiden erschien zu einem jener Feste ungefaehr ein Jahr nach meiner Ankunft in Berlin. Als Otto zum ersten Mal den Saal betrat, fiel er mir unverzueglich auf. Er war nicht nur unglaublich schoen, sondern auch der Allerjuengste, den ich je unter jenen Herren bemerkt hatte. Er war damals einunddreissig Jahre alt, genau zehn Jahr aelter als ich damals war. Er war von stolzem, elegantem und selbstsicherem Auftreten. Er hatte einen scharfen, hellen Blick, den Schein eines leichten Laechelns, als ob er an allem und jedem Vergnuegen fand. Er war gross, schlank, elegant und von ihm ging Staerke und Energie aus, eine Sympathie, der man sich nicht entziehen konnte. Ich fuehlte mich sofort zu ihm hingezogen. Aber jenes erste Mal schien er mich fast nicht zu bemerken, oder aber nicht an mir interessiert zu sein. Nachdem er seine Freunde begruesst hatte, ging er geradewegs zu einem jungen Soldaten, bei dem er den ganzen Abend blieb und mit ihm sprach, bis die beiden zusammen weggingen. Ich muss zugeben, dass ich etwas unangenehm betroffen war. Ich hatte gehofft, er kaeme zu mir, er wuerde mit mir sprechen. Jenen Abend musste ich mich mit einem Baron begnuegen, dessen Leidenschaft das Fotografieren war - selbstverstaendlich nackte junge Maenner. Bevor er Liebe mit mir machte, musste ich mich ganz nackt ausziehen und er machte einige Fotos von mir. Anfangs wollte ich es nicht, ich schaemte mich zu sehr. Ich akzeptierte erst, nachdem er mir dutzende Fotos junger Maenner gezeigt hatte, die er ins Bett genommen hatte, nachdem er Fotos von ihnen gemacht hatte. Auch beim naechsten Abendessen, zu dem Otto auch kam, schien er an mir nicht interessiert zu sein. Jenen Abend waehlte er einen anderen Soldaten, so dass ich dachte, er waere nur an Jungen mit Uniform interessiert - und so ging es noch zwei, drei andere Abende Aber endlich, eines Abends ... Ich hatte mich fast am Gedanken abgefunden, dass jener strahlende junge Mann, der mich so sehr bezauberte, an mir kein Interesse hatte. Und doch, jedesmal, wenn ich ihn sah, konnte ich es nicht verhindern, mir seiner Anwesenheit mehr als bewusst zu sein. Ich konnte es mir nicht verbieten, mit wem ich auch gerade sprach, weiter, fast ununterbrochen, fluechtig aus den Augenwinkeln nach ihm zu sehen, obwohl ich nunmehr keine Hoffnung mehr hatte. Das Abendessen war zu Ende, wie gewoehnlich unterhielt man sich in kleinen Gruppen im grossen Salon. Ein hoher Kavallerie-Offizier schien an mir besonders interessiert zu sein und ich fragte mich, ob und wann er mich einladen wuerde, mit ihm zu gehen und ob ich ihm ja oder nein antworten solle. Ich bemerkte, dass Otto, der mit anderen Leute sprach, mich anschaute und im Gegenteil zu anderen Abenden seinen Blick nicht abwandte. Er schaute mir direkt in die Augen mit seinem klaren, durchdringenden Blick und ich fuehlte mich erroeten. Ich sah ihn, als er aufstand, ohne seinen Blick von mir abzuwenden, und in meine Richtung kam. Ich war zutiefst geruehrt. Ich schaute ihn gebannt an, wie das Kaninchen die Schlange, die es bald auffressen wird. Ich sah, dass er auf mich zukam, mit seinem ueblichen Laecheln auf seinen schoenen geraden Lippen. Ich hielt den Atem fuer Sekunden an, die mir eine Ewigkeit schienen. Inzwischen war ich aufgestanden, er blieb mir gegenueber stehen. "Guten Abend, Herr Fujita", sagte er in sehr hoeflichem Ton. "Guten Abend", antwortete ich ueberrascht, da er meinen Namen kannte. 'Er hatte sich also nach mir erkundigt!' dachte ich verlegen, aber zufrieden. "Darf ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten?" "Danke. Das ist sehr nett von Ihnen." Er machte eine hoefliche Handbewegung und wir machten uns auf den Weg zum Buffet. Ich war entschieden erregt und zitterte beinahe. Als wir zum Buffet kamen, blieben wir dort nicht stehen, wie ich dachte, sondern er gab mir ein Zeichen, weiterzugehen. Wie betaeubt folgte ich ihm und als er meinen leicht verwirrten Ausdruck bemerkte, laechelte er. Er fuehrte mich bis zur Terrasse. Hier sagte er mir: "Nein, nicht hier. Ich moechte Sie zu mir einladen, um etwas zu trinken. Ich bin sicher, Sie werden nicht ablehnen." "Was gibt Ihnen diese Sicherheit, mein Herr?" fragte ich ihn, waehrend ich in Gedanken schon 'Trottel' zu mir sagte, weil ich diese Einladung nicht sofort annahm. Vielleicht koennte er ausgerechnet wegen meiner Antwort seinen Gedanken aendern. "Die Art, wie Sie mich anschauen, seit dem ersten Augenblick bis jetzt. Es scheint, dass Sie nur Augen fuer mich haben. Wirklich, ich muss Ihnen sehr gefallen." "Ich bedauere sehr, Sie mit meinen Blicken belaestigt zu haben." "Im Gegenteil", sagte er entschieden. "Aber Sie schienen mich nicht bemerkt zu haben." "Im Gegenteil ..." wiederholte er, jedoch diesmal mit so sanftem Ton, dass es mich ueberraschte. Ganz erstaunt schaute ich ihn an. "Ganz im Gegenteil ...", wiederholte er fast fluesternd. "Herr Fujita, Sie gefallen mir sehr, glauben Sie mir." "Ich haette es wirklich nicht gedacht. Sie gaben mir nie Veranlassung, daran zu denken, es mir vorzustellen. Vielmehr glaubte ich, Ihnen nicht zu gefallen, Ihr Interesse nicht zu wecken." "Oh, nein! Sie gefaellen mir sogar sehr!", sagte er mit Waerme in seiner Stimme. "Ich gefalle Ihnen sehr? Das verstehe ich nicht." "Ja, Sei gefallen mir sehr. Schon beim ersten Mal, als ich Sie erblickte. Sie waren sehr unterschiedlich zu allen anderen Jungen. Und ich meine damit nicht Ihre oestliche Herkunft. Ich fuehlte mich sehr, zu sehr zu Ihnen hingezogen - und das beaenstigte mich. Sie haben so etwas wie É eine Macht. Ich hatte entschieden, dem nicht nachzugeben, aber es ging nicht. Es war mir nicht moeglich, Sie aus meinem Kopf und aus meinen Gedanken zu bekommen. Ein Schmerz ueberdeckt den anderen, sagte ich mir und daher waehlte ich fuer mich verschiedene Jungen, einen schoener als den anderen. Aber jedesmal dachte ich nur an Sie. Deshalb habe ich heute Abend kapituliert und habe beschlossen, Sie einzuladen, um mit mir zu kommen." Ich ging mit ihm nach Hause. Ich verbrachte eine leidenschaftliche Nacht mit ihm, wirklich wunderbar. Otto lehrte mich zu kuessen. Anfangs schien es mir so seltsam, ich war daran nicht gewoehnt, aber bald fing ich an, es so sinnlich und genuesslich zu finden. Als wir einschliefen setzte fast die Morgendaemmerung ein, dicht aneinander geschmiegt, voller Zufriedenheit. Ich wachte auf, als es beinahe Mittag war. Er lag noch neben mir, bereits aufgewacht, und schaute mich an. Ich schaute auf die Uhr und murmelte dann: "Jetzt sollte ich bereits in der Universitaet sein". "Aber stattdessen bist du hier, bei mir." "Moechten Sie mich nach Hause begleiten, mein Herr, bitte?" "Ja, wenn du willst, aber ..." "Aber?" "Bleib' bei mir. Werde mein Freund, bleib hier bei mir." "Ihr Freund?" "Ja! Mein einziger Junge. Und nur meiner. Sagst du mir ja, verzichte ich auf alle jene Abendgesellschaften, auf all jene Jungen. Mach mich gluecklich und ich werde dich auch gluecklich machen. Ich verspreche es dir, bleib' hier und lebe hier mit mir." "Aber ich muss die Universitaet besuchen. Und was wuerden meine Vorgesetzten in der Botschaft sagen, sollte ich unser Haus verlassen?" "Mir werden sie nicht nein sagen. Ich weiss ganz gut, dass du hier bist, um die deutsche Gesellschaft und die deutsche Wirtschaft zu studieren. Ich werde ihnen sagen, dass ich dir ein Voluntariat in einer Firma meines Vaters anbiete. Sie werden zweifelsohne sofort akzeptieren. Vorausgesetzt, du sagst ja. Ich habe niemals in meinem Leben jemanden um etwas gebeten, jetzt aber bitte ich dich: akzeptiere!" "Ich mag Sie sehr, mein Herr." "Warum nennst du mich nicht mit meinem Namen?" "Weil ich noch nicht Ihr Freund bin." "Und du moechtest es nicht werden?" "Es ist mir eine Ehre." "Bitte!" "Ich ..." "Ich liebe dich. Ja, ich liebe dich!" sagte er mit so leidenschaftlichem, ehrlichem Ausdruck, dass ich ueberwaeltigt war, auch weil ich mir in diesem Augenblick darueber im klaren war, dass ich mich ebenfalls in ihn verliebt hatte. Wir wurden Liebhaber. Wie er vorgesehen hatte, machte mein Vorgesetzter in der Botschaft nicht nur keine Schwierigkeiten mir seine Genehmigung zu erteilen und so Ottos Angebot zu akzeptieren, sondern er beglueckwuenschte mich sogar, solches Ergebnis erreicht zu haben. Otto bewohnte eine elegante Villa am neuen Stadtrand der Hauptstadt. Mir wurde ein kleiner zweistoeckiger Bau in einer Ecke des grossen Gartens zugteilt. Im Erdgeschoss war die Kueche, das Zimmer des mir zugewiesenen Dieners, der auch fŸr das Kochen und alles zustaendig war, damit meine Sachen geordnet waren, ebenso wie auch das Esszimmer und die Wohnstube. Am ersten Stock war ein grosses Schlafzimmer, ein kleines Arbeitszimmer, ein Bad und eine Veranda. Alles fuer mich. Der Diener (oder Page, wie ihn Otto nannte) war ein ungefaehr vierzigjaehriger Mann und der einzige, der genau wusste, worum es sich bei dem Verhaeltnis zwischen Otto und mir eigentlich handelte. Er war tuechtig und diskret, besonders aber Otto treu und zuverlaessig ergeben. Fast jeden Tag kam Otto zu mir und wir liebten uns. Was mich an seinem Benehmen erstaunte, war, dass er sich auf keinen Fall schaemte, dass mein Diener von uns beiden wusste, und doch schaemte Otto sich, sich in meiner Gegenwart auszuziehen. Er verdunkelte immer das Zimmer, bevor wir uns liebten, damit ich ihn nicht nackt saehe. Anfangs verdaechtigte ich ihn, er wolle vor mir irgend einen koerperlichen Mangel verstecken, aber meine Haende streiften ueber einen makellosen Koerper. Als ich es erwaehnte, sagte er zu mir: "Nur Tiere und unentwickelte Voelker schaemen sich nicht ihrer Nacktheit. Aber zu uns zivilisierten Voelkern passt das nicht." Ein anderes Geheimnis der Menschen im Westen: Im Unterschied zu uns Japanern, die wir zusammen problemlos nackt baden, heben aber unsere Kleider unsere Koerperformen nicht hervor. Schaemen sich die Menschen im Westen ihres nackten Koerpers, scheinen aber ihre Kleider ausdruecklich dazu gemacht, eben ihre koerperlichen Merkmale besonders hervorzuheben. Das ist ganz sicher weder der einzige noch der groesste Unterschied zwischen unseren beiden Kulturen. Zum Beispiel, lieben und schaetzen sowohl wir als auch die Europaeer Antiquitaeten. Aber waehrend fuer uns die Spuren der Zeiten ein Vorzug sind, schaetzen sie ein Stueck um so, mehr je aelter eine Antiquitaet ist. Uns gefaellt die Altersfaerbung. Sie im Gegenteil polieren ihre Gegenstaende, bis sie wie neu glaenze. Sie sehen dann beinahe so aus, als ob sie gerade hergestellt wurden. Otto war auf mich sehr stolz und sehr oft nahm er mich mit zu seinen Freunden, denen ebenso die Liebe von Mann zu Mann gefiel, und stellte mich ihnen als seinen Liebhaber vor, anderen als einen engen Freund und Schuetzling. Hierbei entdeckte ich noch eine andere Seltsamkeit. "Meine Familie gehoert altem Adel an und ist nicht daran gewohnt, zu ihren Freunden Leute niedrigerer Sozialschichten zu zaehlen. Entstammst du einer adligen Familie?" fragte er mich eines Tages. "Nein ... Wir sind eine Samurai-Familie, das sind Krieger, keine Hofadligen." "Aber euer Kaiser hat diese Unterscheidung doch aufgehoben, nicht wahr?" "Ja, letztlich hat er sie aufgehoben." "So bist du jetzt praktisch ein Edelmann." "Wenn du es so sehen willst, ja. Jedenfalls ist meine Familie von niederem Adel. Ich wuesste sie nicht, wie ich es bezeichnen kann. Es scheint mir, dass es hier in eurem Land nichts vergleichbares gibt." "Hier in Europa koennte jedenfalls dein Stand unserem Titel Marquis oder Baron entsprechen. Ja, wir koennen sagen, du bist Baron. Ich koennte mich nicht staendig sehen lassen, immer in Begleitung eines Mannes ohne Titel, verstehst du." Tatsaechlich verstand ich es nicht, im Gegenteil schien mir die Sache komisch und sinnlos, aber er schien viel Wert darauf darauf zu legen. So war ich damit einverstanden und wurde fuer alle 'Baron Fujita'. Es war so, als ob ich mich in Japan 'Fujita Tono-Sama' nennen lassen wuerde, es schien mir, einen Titel unrechtmaessig zu tragen. Man gewoehnt sich an Vieles und daher gewoehnte ich mich auch daran, 'Baron' genannt zu werden. Otto war sehr elegant und wollte, dass ich mich ebenfalls fein anziehe, daher liess er mich auf seine eigenen Kosten neu einkleiden. Aber er gestattete mir wenigstens zu Hause, meinen geliebten Kimono anzuziehen. Ich glaube, er betrachtete ihn wie einen eigenartigen exotischen Morgenrock. Er hat die Schoenheit und die Feinheit eines Kimonos nie schaetzen koennen. Er war ziemlich fest in seiner Kultur gebunden und all das, was fuer ihn anders war, hielt er im besten Falle fuer 'amŸsant'. Anfangs stoerte es mich zu hoeren, etwas als 'komisch' zu befinden, wenn ich ihm unsere Kultur zu erklaeren versuchte. Daher hoerte ich allmaehlich auf, mit ihm darueber zu sprechen. Aber schliesslich war ich dort, um seine Kultur zu verstehen, nicht um unsere zu erklaeren. Darum stoerte ich mich allzu sehr daran. Auch wenn wir allein waren, war er immer sehr hoeflich zu mir, immer sehr beherrscht, aber auch immer ein wenig zurueckhaltend. Ich glaube, dass es das Ergebnis seiner Erziehung war. Darin war er nicht sehr verschieden von uns Japanern. Im Bett war er im Gegenteil sehr empfindsam und zeigte problemlos seine ganze Sinnlichkeit. Er schien, dass hier zwei verschiedene Personen waren. In gewissem Sinne bevorzugte ich sein Bettgesellschaft, hier war er natuerlicher und kontrollierte sich nicht. Und er wusste sehr gut, wie er mich zu unglaublichen Hoehepunkten der Lust fuehren konnte. Auf alle Faelle fuehlte ich mich wohl mit ihm. Er war sehr aufmerksam und erfuellte immer meine Wuensche mit taktvoller Fuersorge. Aber er war aber auch ziemlich eifersuechtig. Ich musste sehr aufpassen, mich an anderen Maennern nicht zu interessiert zu zeigen, denn sobald wir allein blieben, nahm er mich ins Verhoer: 'gefaellt dir jener? hat er dir ein Angebot gemacht? und du ihm? moechtest du mit ihm was machen?' Gluecklicherweise glaubte er meinen Antworten und beruhigte sich - bis zum naechsten Mal. Daher beschloss ich aufzupassen, ihm keinen Grund zu derartigen Aengsten zu geben. Deshalb fing ich auch an, mich von anderen Maennern fernzuhalten. Mit ihm lebte ich etwas mehr als zwei Jahre, bis ich in meine Heimat zurueck musste. Es waren zwei schoene, interessante Jahre. Als die Zeit des Abschieds kam, schlug er mir vor, bei ihm in Deutschland zu bleiben. Es haette mir gefallen, aber ich durfte nicht - meine Pflicht zur Heimat gebot mir, nach Japan zurueckzukehren. Otto nahm meine Entscheidung als richtiger Gentleman mit seiner ueblicher Zurueckhaltung auf, auch wenn ich glaube, dass er ein wenig enttaeuscht gewesen ist. Als wir uns das letzte Mal liebten, bat ich ihn, mir einen Wunsch zu erfuellen, nur einen einzigen: ich wuenschte mir, ihn einmal bei Tageslicht zu lieben, ihn zu sehen, anzuschauen, ihn auch mit den Augen zu geniessen. Er akzeptierte nicht sofort, ich musste darauf bestehen, aber schliesslich machte er, worum ich ihn gebeten hatte. Er war wirklich ein herrlich anzusehender Mann. Meine Augen sogen sich voll mit diesem sinnlichen, maennlichen Bild. Er begleitete mich bis zu dem Schiff, das mich nach Japan zurueckbringen sollte. An Bord, nachdem er die Anordnung meines ganzen Reisegepaecks ueberprueft hatte, schenkte er mir seine Miniatur, montiert in einem kleine Rahmen, der im Deckel einer kleinen Schachtel aus Gold und Emaille angebracht war. "Wirst du dich an mich erinnern, mein kleiner Shige?" "Wie koennte ich dich vergessen?" "Du wirst einen anderen Liebhaber finden, und dann ..." "Und du? Denkst du, dass du mich vergessen wirst?" "Nein, es stimmt. Verzeih mir. Aber ich bin traurig zu sehen, dass du abreist. Vielleicht werden wir uns nie mehr wieder sehen." "Wirst du nicht nach Japan kommen?" "Ich weiss es nicht. Ich glaube nicht." "Manchmal haelt das Leben Ueberraschungen fuer uns bereit." "Ja, manchmal, aber sehr selten. Ich habe dich geliebt, mein lieber kleiner Shige." "Ich dich auch, Otto. Ich habe jeden Augenblick geliebt, den ich mit dir verbracht habe. Und ich habe jede Handbreit deines Koerpers geliebt." Bei diesen Worten erroetete er ploetzlich, aber ich sah, dass ihn beglueckte, was ich ausgesprochen hatte, denn seine Augen leuchteten auf. Die Schiffssirene rief und wir mussten uns trennen. Das Schiff verliess den Hafen und bald war er nur noch ein kleiner dunkler Punkt auf dem Hafendamm, ganz fern. Ich ging in meine Kabine und trat einigermassen traurig die lange Rueckreise an, die diesmal ohne besondere Ereignisse verlief. Ich bedauerte es nicht, nach Japan zurueckkehren, aber es war mir sehr schwer geworden, mich von Otto zu trennen. So fragte ich mich, ob wieder einen Liebhaber haben wuerde, von dem zu trennen ich mich frueher oder spaeter nicht gezwungen sehen muesste. ----------------------------- CONTINUES IN BAND 4 ----------------------------- In my home page I've put some more of my stories. If someone wants to read them, the URL is http://andrejkoymasky.com If you want to send me feed-back, or desire to help translating my stories into German, so that I can put on-line more of my stories in German please e-mail at andrej@andrejkoymasky.com (Sorry, I can't speak German... Andrej) ---------------------------