Date: Wed, 30 Mar 2011 08:49:40 +0200 From: A.K. Subject: Liegt was vor mit Namen Schicksal 06/10 (German - historical - Adult youth) ---------------------------- LIEGT WAS VOR MIT NAMEN SCHICKSAL... von Andrej Koymasky © 2011 am 5 Juni 1994 geschrieben Deutsche Ÿbersetzung: Mario Mosa & Bernd Schneider ----------------------------- USUAL DISCLAIMER "LIEGT WAS VOR MIT NAMEN SCHICKSAL..." is a gay story, with some parts containing graphic scenes of sex between males. So, if in your land, religion, family, opinion and so on this is not good for you, it will be better not to read this story. But if you really want, or because YOU don't care, or because you think you really want to read it, please be my welcomed guest. ----------------------------- BAND 6 - HE - BERATER "Oh, schau mal hin! Er hat einen neuen Faecher!" sagt der Nachbar. Mit Yukichi konnte ich keinen privaten Augenblick haben. Wir waren gluecklich, wenn wir nur einige Worte fern von zudringlichen Ohren mit einander tauschen konnten. Ich durfte ihn nur in der Schuluniform oder seiner in der Sportgruppe sehen, von seinem Koerper waren mir daher nur die Bewegungen, das Gesicht, die Haende bekannt. Und doch wusste ich, dass Yukichi nunmehr mir gehoerte und ich ihm. Und ich war gluecklich. Auch das zweite Jahr war zu Ende und Yukichi war unter den Allerbesten der Schule. Natuerlich war ich stolz auf ihn. Auch in Mathematik, einem Fach, das er nicht liebte, wie mir bekannt war, hatte er sehr gute Noten bekommen. Und die Gesamtbeurteilung, die von allen Lehrern entschieden wurde, schmeichelte. Nach der zum Schuljahresende ueblichen Versammlung der Lehrer kam Tachikawa zu mir und sagte mit leisem Ton: "Der Schueler Ida ist wirklich schoen herangewachsen, nicht wahr?" "Bitte? Ja, er ist ein guter Schueler". "Und ist noch immer in seinen Deutsch-Lehrer verliebt!" "Wie? Warum?" fragte ich, unsicher worauf seine Worte abzielten. "Und ich glaube nicht, dass Herr Professor Fujita ihn aus seinem Herzen hat tilgen koennen, oder irre ich mich?" fuhr er geheimnissvoll laechelnd fort. "Ich verstehe Sie nicht." "Kommen sie schon ... vertrauen Sie mir denn nicht? Ich bin Ihr Freund, aber bin auch ein feiner Beobachter. Ihr beide seid doch immer noch ineinander verliebt, nicht wahr?" "Zwischen mir und Ida gibt es nur das normale Verhaeltnis zwischen einem Lehrer und seinem Schueler. wirklich. Andererseits, auch wenn wir wollten, koennten wir gar nicht anders, das wissen Sie sehr gut. Er schlaeft hier im Internat der Schule, und nicht einmal an seinem woechentlichen freien Tag geht er nach Hause. Daher koennen wir uns auch nicht ausserhalb des Unterrichts sehen", antwortete ich wachsam. "Ja, sicher, das weiss ich. Und ich denke, es ist wirklich Schade, nicht wahr? Fuer zwei Leute, die sich einander lieben, meine ich." "Wie auch immer ... selbst wenn es so ist, wie Sie denken, koennten wir nichts machen. Sie selbst haben mir gesagt, dass zwischen einem Schueler und seinem Lehrer keinerlei ausserschulische Beziehung bestehen darf, richtig?" "Ja, sicher. Aber Sie werden nur noch ein Jahr sein Lehrer sein. Zwei Jahre sind schon vergangen und das Meiste ist bereits geschafft. Ihr beide seid aussergewoehnlich gewesen; ihr habt euch weiter geliebt, ohne die Grenzen zu ueberschreiten. Also dachte ich daran, dass ..." "Woran dachten Sie?" fragte ich neugierig, ohne die Tatsache der gegenseitigen Gefuehle weiter zu verleugnen. "Wie Sie wissen, bin ich im Aeltestenrat der Lehrer dieser Schule. Und fuer das naechste Jahr bin ich beauftragt worden, zu entscheiden, welche Kollegen als Berater der Schueler im ihrem letzten Jahr amtieren werden. Wie Sie wissen, darf ein Schueler bitten, seinen Berater einmal in der Woche unter vier Augen in einem kleinen Raum zu sprechen. Daher, wenn Sie damit einverstanden sind, dachte ich daran, Ihnen die Schueler Oshima, Nosaka, Yoshida und ... Ida selbstverstaendlich anzuvertrauen. Denken Sie daran, diesen Vorschlag annehmen zu koennen?" fragte er mit einem verschwšrerischen LŠcheln, aber ohne Hinterlist. "Ich werde mein Bestes tun, um ein guter Berater fuer alle mir anvertrauten Schueler zu sein", antwortete ich und versuchte, meine Freude ueber diesen Vorschlag zu verbergen. "Dessen bin ich mir sicher. Genauso wie ich davon fest ueberzeugt bin, dass Sie sich nicht mit Ida zu einem kompromittierenden Verhalten hinreissen lassen. Aber ich denke, es sei doch richtig, mindestens die Moeglichkeit eines ruhigen Gespraechs miteinander zu haben. Sich manchmal nur die Haende beim Gespraech zu halten, kann ein unbezahlbares Vergnuegen sein, oder denke ich falsch?" "Ich bedanke mich fuer das Vertrauen, das Sie mir erweisen, HerrTachikawa." "Sie sind noch jung, mein lieber Fujita. Sie sind doch erst vierunddreissig, nicht wahr? Sie sind noch jung, aber Sie verdienen meine hoechste Wertschaetzung und mein Vertrauen. Ich bin mir sicher, dass Sie mich meine Entscheidung nie bereuen lassen werde." "Auf keinen Fall. Ich bin Ihnen von ganzem Herzen dankbar, Herr Professor Tachikawa." "Nun, als Kollegen, und nicht nur auf der Schule, muss man sich immer einander helfen, nicht wahr? Ich beneide Sie. Sie haben immer junge Maenner vorgezogen, die in einem Alter sind, das Gymnasium beendet zu haben. Daher wird der Junge nach der Schule das richtige Alter haben und alles wird gut sein? Ich im Gegenteil bin dazu verurteilt, immer Schuljungen in zu lieben ..." "Und Ihr Kikujiro, so heisst er doch?" "Nein, ich habe ihn bereits vor sechs Monaten verabschiedet. Er wurde mir zu erwachsen, und auch in seinen Wuenschen ... Jetzt habe ich einen heiteren Jungen kennengelernt, fast vierzehn Jahre alt. Er ist wirklich eine Blume. Sie laecheln, was? Ja, ich weiss es, ich nenne sie alle so, wenn ich mich verliebe. Ich werde Sie einmal einladen und ihn Ihnen vorstellen. Er kommt von einer sehr guten Familie, wissen Sie? Er ist der Enkel des neuen Erziehungsministers". "Von Mori Arinori? Ist er etwa der Sohn von Ryoichi?" "Kennen Sie die Familie? Ja, Aritada ist der Enkel von Mori. Er kommt zum privaten Englischunterricht. Aber wieso kennen Sie sie?" "Als ich studierte, war ich ihr Gast. Wir sind auch entfernte Verwandte. Aber wie kam es dazu?". "Ich und der Junge? Ich erzaehle es Ihnen. Sie koennen es sich nicht vorstellen. Zuerst haben wir uns ineinander verliebt, dann hat er beschlossen, er wolle Englisch lernen. Oder um es besser zu sagen, hat er beschlossen, Englisch zu lernen, um mein Liebhaber zu werden. Wir lernten uns an einem Tag kennen, als ich mit Kikujiro die bluehenden Kirschbaeume hatte bewundern wollen. Nicht fern von dem Platz, wo wir unsere Matte ausgebreitet hatten, war auch die Familie Mori. Mori Arinori kenne ich fluechtig, daher sagte ich Kikujiro, er solle sich anstaendig benehmen und mich nicht blamieren. Dann ging ich, die Familie Mori zu begruessen und wieder zurueck zu Kikujiro. Waehrend ich die Moris begruesste, sah ich den jungen Aritada und war von seiner Schoenheit getroffen; es war Liebe auf den ersten Blick. Aber was tun, fragte ich mich. Ich wuerde sicher keine Gelegenheit haben, ihm den Hof zu machen. Nach einer Weile entfernte sich Kikujiro, um was zu trinken zu kaufen. Ich war allein und wartete auf Kikujiro, als ich Aritada sich mir naehern sah. Der Junge begruesste mich und fragte: 'Wer ist der Junge, der mit Ihnen ist? Er sieht sehr launisch aus und Sie zeigen viele Geduld mit ihm.' 'Er ist der Sohn eines Freundes von mir', antwortete ich, weil ich keine bessere Antwort fand. 'Ach wirklich', sagte der Junge, dann fuegte er hinzu: 'Ich habe Sie eine Weile beobachtet und er scheint mir ein Junge niederen Standes zu sein, ungeachtet seines affektierten Benehmens. Haette ich das Glueck, Ihr Freund zu sein, waere nicht so launisch. Ich wuerde Sie respektieren, ich wuerde alles tun, um Ihnen wohlgefaellig zu sein. Warum befreien Sie sich nicht von ihm und nehmen mich statt seiner?' Ich sah ihn erstaunt an und fragte ihn: 'Was sagst du, Junge?' 'Ja', sagte er, 'ich habe in Ihren Augen gelesen, dass ich Ihnen gefalle. Ich habe es wohl erkannt. Auch wenn ich noch jung bin, bin ich doch schon in der Lage, diese Sache zu verstehen. Und Sie gefallen mir. Denken Sie darueber nach, und wenn Sie sich von ihm befreit haben, lassen Sie mich es wissen.' 'Ich koennte und ich werde es dich wissen lassen, aber wie koennten wir uns irgendwo sehen?' fragte ich bereits erobert von seiner Kuehnheit. 'Ich habe gehoert, Sie sind Englischlehrer. Ich koennte ein ploetzliches Interesse an dieser Sprache entdecken. Wenn Sie diesen Jungen entlassen, schicken Sie mir einen Brief', sagte er mit seinem Laecheln voller Versprechungen und ging leicht davon. Ich war sowieso schon halb entschieden, den Schauspieler loszuwerden. Und dieser Junge reizte mich furchtbar. An jenem Abend trennte ich mich von Kikujiro und schrieb an Aritada, dass es mir ein Vergnuegen war, ihn tags zuvor bei den bluehenden Kirschbaeumen kennengelernt zu haben. Und ich fuegte ein Gedicht anbei: Kirschblume, ich bewundere sie und jede andere Blume verschwindet fuer mich. Bald wurde ich zu den Moris nach Hause geladen, die mich fragten, ob ich bereit sei, Aritada Privatunterricht in der englischen Sprache zu erteilen ... Jetzt sind wir Liebhaber und, glauben Sie mir, keine Wahl ist je gluecklicher gewesen. Er ist jung, wie ich es mag, und jeweils wenn wir zusammen sind, oeffnet er mir die Pforten zum Paradies. Wissen Sie, dass er seinen ersten Mann mit elf Jahren gehabt hat? Und dass er seine Maenner immer selbst ausgewaehlt hat? Ist das nicht ungewoehnlich? Er ist stark und entschieden wie ein Erwachsener, und doch in seiner Intimitaet ist er so suess wie kostbarster Honig, liebesbereit und mild. Er tut sein Moeglichstes, um mir Vergnuegen zu bereiten", beschloss Tachikawa traeumend und mit sichtbarem Wohlgefuehl. "Ich freue mich fuer Sie", sagte ich ihm ehrlich. ------------------------ Als Berater sollte ich den vier mir anvertrauten Schuelern eine Stunde jeden Tag zur Verfuegung stellen, wobei sie ein Privatgespraech mit mir erbitten durften. Ich wartete sehr ungeduldig darauf, den Besuch von Yukichi zu bekommen. Er handelte vorsichtig, da er nicht sofort zu mir kam, sondern erst am dritten Tag. Als er das kleine Zimmer betrat, war sein Blick leuchtend wie ein Fruehlingsmorgen: "Herr Professor Fujita, ich glaubte meinem Glueck nicht, als ich am schwarzen Brett las, dass ausgerechnet Sie mein Berater sein werden. Unter vielen Schuelern und vielen Lehrern, hat man mich Ihnen bestimmt! Das Schicksal ist sehr gut zu uns ... Wir haben eine ganze Stunde fuer uns - und nicht nur heute!" Aus innerem Antrieb und ohne zu ueberlegen breitete ich meine Arme aus, und er rannte zu mir. Zum ersten Mal konnte ich ihn an mich druecken. Ich hielt ihn eng an mich gedrueckt, er drueckte sich fest an mich. Wir waren gluecklich, tief bewegt, erschuettert. Unsere Koerper reagierten auf jene suesse Umarmung, auf jene so begehrte und bis zu diesem Tage unmoegliche Naehe. Er bemerkte es und dann trennte er sich suess von mir und mit traurigem, jedoch weisem Ausdruck sagte er zu mir: "Herr Professor, es ist besser, dass wir am Tisch sitzen, bevor es mir zu schwierig wird, mein Begehren zu beherrschen." "Ja, Yukichi, das ist klug. Wir muessen unserem Versprechen treu bleiben. Nur noch dieses eine Jahr muss vergehen." "Aber ich kann ich Ihnen wenigstens sagen, wie sehr ich Sie liebe." "Und ich dich, mein Yukichi. Wie geht es dir?" "Gut mit Ihnen. Und wie geht es Ihnen?" "Es kommt mir vor wie ein Traum, mit dir so sprechen zu koennen, ohne befuerchten zu muessen, gehoert zu werden. Weisst du, dass ich an dich Tag und Nacht denke?" "Ich zaehle die Tage, die uns vom Jahresende trennen". "Hast du schon beschlossen, was du nach der Oberschule machen wirst?" "Ich moechte versuchen, mich an der neuen Tokio- Universitaet einzuschreiben. Ich werde Deutsch studieren. Ich will Deutschlehrer werden, wie Sie, wenn Sie damit einverstanden sind." "Wollte Gott, dass du Universitaets-Professor werden koenntest, wie ich es mir gewuenscht hatte!" "Und da zu meinem Glueck an der Universitaet noch kein Wohnheim ist, werde ich anderenorts wohnen. Wo … das werden Sie entscheiden." "Nicht bei mir?" "Wie gesagt: Wo ... entscheiden Sie", antwortete er mit warmen Laecheln. Ich streckte eine Hand aus und drueckte die Seinige auf dem Tisch: "Und schliesslich werden wir zusammen wohnen. Ich begehre dich sehr, Yukichi." "Ich bin Ihrige, Sie wissen es. Und Sie werden mich zu dem Ihren machen. Ich habe schon andere Maenner vor Ihnen kennengelernt, aber keiner von ihnen hat mich zu eigen gemacht. Sie werden der Erste sein - und der Einzige". "Hast du viele Maenner vorher gehabt?" "Na ja, ich bin noch jung, aber doch mehr als einen." "Warum hast du dich in mich verliebt?" "Vielleicht war es unser Schicksal, glauben Sie nicht auch? Vielleicht waren wir in einem vorherigen Leben miteinander verheiratet, wer weiss es? Oder jedenfalls Liebhaber. Sobald ich Sie auf der Einweihungsfeier sah, verstand ich, dass ich nur Ihnen gehoeren koennte, ich musste der Ihrige werden. Ich habe es keinen einzigen Augenblick bezweifelt." "Weisst du, dass mich deine Liebe zum allergluecklichsten Mann der Welt gemacht hat? Weisst du, dass ich niemanden je so intensiv geliebt habe? Dass ich schon immer auf dich gewartet haben, bevor ich ueberhaupt von deinem tatsaechlichen Dasein wusste", sagte ich ihm und erzaehlte ihm von dem Portait, das ich Jahre zuvor gemalt hatte. Er hoerte mich an und nickte, froh aber nicht erstaunt, als ob ich ihm die selbstverstaendlichste Geschichte erzaehlen wuerde. Die Stunde verging auch viel zu rasch, aber sie war wunderschoen. Wir hatten noch nie so lange Zeit nur fuer uns beide gehabt. Ich war meinem Kollegen Tachikawa tief dankbar. Yukichi kam wieder und wir verbrachten weitere Stunden zusammen. Da er fuer seine Besuche bei mir andere Lehrer immer um Erlaubnis bitten musste, vereinbarten wir, dass er jeweils einen anderen Lehrer bitten solle. Um nicht zu sehr aufzufallen, sollte er hauptsaechlich Herrn Tachikawa fragen. Weil auch die anderen Schueler zu mir kamen, verabredete ich auch mit ihnen jeweils eine bestimmte Zeit fuer die naechste Woche, damit nicht nur Yukichi so oft zu mir kaeme. Immer wenn wir allein waren, wuchs unser Begehren, aber beide waren wir fest entschlossen, die von uns bestimmt Grenze nicht zu ueberschreiten. Wir sprachen von uns, von unserer Liebe, auch von unserer Begehren, machten Plaene fuer unsere Zukunft. Alles schien zum Besten, aber im September ereignete sich ein kleines Unheil. ----------------------- Ich hatte einen neuen Herrenanzug gekauft und mein treuer Naosuke, der doch immer so aufmerksam war, vergass, die Uhr von der alten Weste zur neuen umzusetzen. Ich bemerkte es nicht sofort. Jenen Morgen ging ich daher zur Schule ohne meine Taschenuhr. Ich bemerkte es erst, als es Zeit war, das Klassenzimmer zu betreten und wie gewohnt, suchte ich nach der Uhr in der Westentasche. Und die erste Stunde fand ausgerechnet in Yukichis Klasse statt. Wehe mir, was denkt mein suesser Junge, wenn er mich ohne Uhr sieht? Was ist zu tun? Ich war besorgt. Gespannt betrat ich das Klassenzimmer, schaute sofort zu meinem Yukichi. Sein Gesicht blieb ernst, unbewegt, aber seine Augen wurden weit, blickten fest, ein wenig feucht. Ich ging zum Lehrertisch und sagte: "Manchmal vergisst man morgens wichtige, sogar wesentliche Sachen. Das sind unverzeihliche Versaeumnisse, wofuer man nie aufhoeren kann, um Entschuldigung zu bitten. Trotz des Anscheins ist nichts veraendert, auch wenn unsere Vergesslichkeit Anderen Kummer zufuegen koennen. Aber es gibt keinen Grund sich zu sorgen, auf keinen Fall. Heute morgen zum Beispiel habe ich meine Taschenuhr vergessen, aber morgen werde ich sie wieder hier in meiner Weste tragen und nichts hat sich geaendert". Meine Schueler mussten denken, meine Rede waere etwas verrueckt, vielleicht uebertrieben. Aber in Yukichis Augen kehrte der Glanz zurueck; und nur das war wichtig fuer mich. Als ich ihn unter vier Augen sah, bat ich ihn sofort um Entschuldigung dafuer, dass ich ihm ungewollt diesen Schrecken bereitet hatte. Er laechelte mir an: "Sie waren klug, als Sie mich haben verstehen lassen, dass es sich dabei um ein unbedeutendes Ereignis gehandelt habe und dass ich nichts zu befuerchten braeuchte. Jedenfalls vielen Dank, dass Sie sich gesorgt haben. Das war eine wirklicher Liebesbeweis, fuer den ich Ihnen sehr dankbar bin". "Weil ich dich liebe, Yukichi." "Und ich liebe Sie mehr als je!" sagte er und fuegte mit suessem Vorwurfs hinzu: "Ich koennte vergessen, meine Hose anzuziehen, aber nie den Talisman, um Sie an meine Liebe zu erinnern". Ich laechelte. "Aber ich wuerde Dich gerne nur mit dem Talisman sehen." Er laechelte auch, ohne jedoch zu antworten. Selbstverstaendlich beriet ich auch die anderen drei mir anvertrauten Schueler und sprach mit ihnen, aber fast ausschliesslich ueber ihre Studien und die Fortsetzung an der Universitaet. Einer von ihnen, Nosaka Shigeru, war von der klassischen japanischen Literatur begeistert, aber seine Familie wollte, dass er modernen Sprachen und Literatur studiert. Er wollte sich ihnen nicht widersetzen, aber er war tief betruebt. "Hoer mal, Nosaka. Du koenntest dich der vergleichenden Literatur widmen. Somit koenntest du deine Familienangehoerigen zufriedenstellen und zugleich auch deine beliebten Faecher studieren." "Vergleichende Literatur? Was ist das?" "Das bedeutet seine eigene Literatur sehr gut zu kennen, so wie auch die von mindestens ein oder zwei fremden Laendern, um Verbindungen zu entdecken, die sie gemeinsam haben, auch die Unterschiede herauszufinden, um dann herauszuarbeiten, wie die Literatur in den unterschiedlichen Kulturen behandelt wird und entwickelt und entwickelt ist." "Das hoert sehr interessant an. Wer unterrichtet Literaturvergleich, an welcher Universitaet?" "Bis jetzt unterrichtet das in Japan noch niemand. Du muesstest es dir allein und selbst erarbeiten. Europaeer sind aber in diesem Gebiet meisterlich, sie haben viele Buecher ueber den Vergleich ihrer Literaturen geschrieben. Und du bist in der Lage, sie mindestens in Deutsch und Englisch zu lesen, dann ihre Methoden zu verstehen und sie anzuwenden. Und wenn du daran interessiert bist, koenntest du der erste oder einer der ersten Wissenschaftler der vergleichenden Literaturwissenschaft in unserem Land werden." Nosaka schien dieser Gedanken zu begeistern, insbesondere, als ich ihm versprach, entsprechende Buecher fuer ihn zu finden. Tatsaechlich schrieb ich an meinen alten Freund Otto, mit dem ich waehrend all jener Jahre in Briefkontakt geblieben war, mit der Bitte, fuer mich entsprechende Texte zu suchen und sie mir zukommen zu lassen, was er mit grosser Sorgfalt tat. Ich hatte Otto in einem vorherigen Brief davon berichtet, dass ich mich in Yukichi verliebt habe und Otto sandte mir seine besten Wuensche. Er war noch immer der uebliche Salonbesucher und waehlte sich jeweils verschiedene Jungen. Manchmal sah er einige wieder, die ihm am besten gefallen hatten, ohne sich jedoch an jemanden zu binden. Aber ich hatte bemerkt, dass er mir des oefteren in seinen Briefen von einem jungen Zigeunermusikanten schrieb und ich fragte mich, ob er mir vielleicht etwas verheimlichen wolle. In meinem Herzen wuenschte ich es ihm; obwohl ein Abenteuerleben angenehm sein kann, ist nichts besser, als einen festen Liebhaber zu haben. Und die anderen Schueler? Yashida war mir etwas unsympathisch. Er war zu selbstsicher und zu sehr von seinen eigenen Werten ueberzeugt, zu stolz seiner adligen Herkunft wegen. Jedenfalls versuchte ich, ihn wie alle anderen zu behandeln und ihm mit meinen Ratschlaegen nuetzlich zu sein. Von Oshima ist zu sagen, dass ich mir erst allmaehlich bewusst wurde, dass er sich ausschliesslich von seinem eigenen Geschlecht angezogen fuehlte. Er war nicht wirklich schoen, mindestens nicht entsprechend der maennlichen Schoenheitsidealen, aber war sehr sympathisch und gefaellig. Ohne jedoch ins Problem seines Privatlebens tiefer gegangen zu sein, wurde ich mir meiner Einschaetzung immer sicherer, was bald dramatisch bestaetigt wurde. An einem Dezemberabend, als ich auf Sadao wartete, kam ein Bote des Wohnheims der Schule zu mir und bat mich, eilig sofort zur Schule zu kommen. Oshima habe einen Selbstmordversuch gemacht. Man hatte ihn gerettet und versuchte den Grund seines Handelns zu verstehen, eines begabten und offensichtlich problemlosen Schuelers. Aber der Junge sprach nicht, nur um zu sagen: "Warum habt ihr mich nicht sterben lassen?" Man dachte, da ich sein Berater sei, wuerde er mit mir sprechen, sich mir anvertrauen. Ich sagte meinem Diener Naosuke, auf Sadao zu warten, mit der Bitte um Entschuldigung und ihm das Unvorhergesehene zu erklaeren. Ich zog mich an und lief so schnell ich konnte zum Internat unseres Gymnasiums. Oshima war in ein Einbettzimmer getragen worden und wurde von einem Kollegen bewacht. Ich betrat das Zimmer und winkte dem Kollegen, er moege uns bitte allein lassen. Ich setzte mich an Oshimas Bett, der mit geschlossenen Augen dort lag. "Oshima, ich bin Professor Fujita. Ich moechte mit dir sprechen." Der Junge lag unbeweglich und stumm, die Augen geschlossen. "Ich weiss, du hoerst mich. Oeffne die Augen und antworte mir." Er gab kein Lebenszeichen. Dann streichelte ich leicht seine Wange und sagte ganz leise: "Ich weiss es wohl, du fuehlst dich furchtbar allein und denkst, dass dich niemand versteht und dir niemand helfen kann. Und doch bin ich hier fuer dich und moechte dir wirklich helfen. Warum versuchst du nicht, dich mir zu oeffnen, mir zu sagen, was dich veranlasst hat, nicht mehr leben zu wollen? Manchmal kann reden uns helfen, einander besser zu verstehen." Von Oshimas geschlossenen Augen rannen zwei stille Traenen herab. Ich trocknete sie und redete ihm gut zu, mir zu sagen, was ihn bedruecke, jedoch erfolglos. Dann fluesterte ich vage, immer noch seine Wangen streichelnd: "Ist es, weil dir Maenner gefallen, stimmt es?" Ploetzlich machte er die Augen auf, schaute mich erstaunt an und murmelte mit kaum wahrnehmbarer Stimme: "Woher wissen Sie das?" Ich hatte ins Schwarze getroffen und laechelte ihm beruhigend an: "Ich weiss es nicht. Ich ahnte es seit seit einiger Zeit. Denkst du nicht, es sei besser darueber zu sprechen? Du kannst unbesorgt offen mit mir reden." Er erzaehlte mir seine Geschichte. Seit zwei Jahren war er der Geliebte eines Mannes. Sie strafen sich, konnten Liebe machen, wenn er am Wochenenende zurueckkehrte. In jenen zwei Jahren war er ihm treu geblieben, obwohl er nur Zuneigung zu ihm fuehlte. Aber seit dem neuen Schuljahr teilte Oshima das Zimmer mit einem Schueler der neuen Jahrgangs. Nach kurzer Zeit erwuchs zwischen beiden eine starke Zuneigung. Sie bemerkten, in einander verliebt zu sein. Dann fingen sie an, sich jede Nacht zu lieben und sie schworen sich einander ewige Liebe. Daher hielt Oshima fuer richtig, dem Mann zu sagen, dass ihre Geschichte zu Ende war. Der Mann aber wollte ihn nicht verlieren. Da er der Arbeitgeber von Oshimas Vater war, fragte er ihn, ob Oshima seine Tochter heiraten koenne und er wuerde ihn als Schwiegersohn adoptieren. Er koenne ihn somit zu Hause haben und ihn weiterhin als seinen Geliebten halten. Seine Eltern kannten die wirklichen Absichten des Manns nicht und geschmeichelt akzeptierten sie dessen Vorschlag gerne. Oshima hatte versucht, sich diesem schmutzigen Geschaeft zu widersetzen, aber seine Proteste waren erfolglos. Er wollte nicht heiraten, er weigerte sich absolut ins Bett jenes Manns zurueckkehren, den er jetzt hasste. Er wollte sich nicht von seinem geliebten Freund trennen, aber das haette er unweigerlich machen muessen. Deshalb, so sagte er mir, sah er keinen anderen Ausweg, als seinem Leben ein Ende zu machen. "Wer ist dein Zimmerkamerad?" "Irota Masato." "Liebt ihr euch wirklich?" "Ja. Wenn ich nicht mit ihm leben kann, ziehe ich den Tod vor." "Und er?" "Er hat es geschworen, er werde sich auf meinem Grab umbringen." "Sehr romantisch, genau wie in den alten Geschichten, aber nicht sehr weise, glaubst du nicht auch? Es koennten sich doch andere Loesungen ergeben, nicht wahr?" "Wir haben keinen anderen Weg gesehen. Ich werde niemals zu diesem Mann zurueckgehen. Ich werde mich umbringen, davon kann mich niemand abbringen." "Jetzt warte mal. Ich lasse Irota rufen, um bei dir zu sein, und inzwischen werde ich ueber eine passende Loesung fuer euch nachdenken". "Wenn Irota kommt, werden wir uns zusammen umbringen." "Warum macht ihr nicht eher Liebe? Ich werde alle anweisen, dass niemand herein kommt, wenn Irota nicht ruft, so koennt ihr ungestoert allein bleiben. Machen wir einen Vertrag: Sollte ich keine passende Loesung fuer euch finden, dann koennt ihr tun, was ihr wollt. Aber bis zu jenem Tag werdet Ihr keinen Selbstmord mehr versuchen. Einverstanden?" "Ich weiss nicht, ob Sie etwas machen koennen, Herr Professor Fujita, aber ich akzeptiere Ihren Vorschlag. Aber warum wollen Sie uns helfen? Ich verstehe Sie nicht." "Weil ich eure Liebe respektiere! Weiss dein Vater, dass du Irota liebst? Weiss er etwas von dir und dem Mann?" "Nein, ich habe ihm nichts gesagt. Es waere sinnlos gewesen, glauben Sie mir. Ich bin mir sicher, er wuerde unsere Liebe nicht respektieren. Und jetzt hat er auch noch seinem Chef sein Wort gegeben. Er wuerde mir nur sagen, dass man das Leben so nehmen muss, wie es kommt. Ich kenne ihn sehr gut ... Welche andere Loesung kann es also geben, ausser dem Tod?". "Ich weiss es nicht, noch nicht. Aber vertraue mir!" Ich ging, um mit Irota zu besprechen. Er war entschieden, seinem Oshima bis zum Aeussersten zu folgen. Ich berichtete ihm von dem Abkommen, das ich seinem Liebhaber vorgeschlagen hatte und begleitete ihn zu Oshima. Heute Abend konnte ich nichts mehr tun, aber ich hatte schon einen halben Gedanken, was ich tags darauf zu versuchen koennte. Darum ging ich wieder nach Hause. Es war sehr spaet und natuerlich wuerde Sadao nicht mehr dort sein. Als ich ins Haus trat, kam Naosuke sofort zu mir. "Willkommen zurueck, Herr Meister. Ich ... ich bitte Sie um Verzeihung!" sagte er und sich zu meinen Fuessen werfend verbeugte er sich tief vor mir. Ich sah ihn erstaunt an: "Nun, was ist los? Was hast du gemacht?" fragte ich. "Ich weiss, dass ich es nicht haette machen sollen, aber... als Herr Sadao kam, waren wir allein, er und ich ... es ist meine Schuld, nur meine Schuld, aber Herr Sadao hat mir schon immer gut gefallen und daher..." Ich verstand und laechelte. Aber mit strenger Stimme fragte ich: "So habt ihr meine Abwesenheit ausgenutzt, um Liebe zu machen?". "Ja, Herr", jammerte er. "Und ich wette, dass es euch beiden gefallen hat, was?" "Ja, Herr Meister". "Gut. Das heisst, dass du ab naechster Woche hier an meine Stelle treten wirst. Ich haette mich sowieso von ihm verabschieden muessen, du weisst es wohl. Wenn ihr beide gut zusammen passt, kann es mir nur Recht sein. Und nun steh' wieder auf!" sagte ich sanft. "Ist mein Herr nicht veraergert ueber mich? Verzeihen Sie es mir?" "Sicher vergeb ich dir, aber jetzt erzaehle mir ausfuehrlich, wie es passiert ist. Hat Sadao sofort ja gesagt?" Gut, damit war auch diese Angelegenheit erledigt und ich war wirklich erfreut ueber diese Loesung. Nun hatte ich die Aufgabe, das ernstere und schwierigere Problem von Oshima und Irota zu loesen. Ich nahm mit vielen Freunden von mir Kontakt auf, darunter einflussreiche Leute, die alle die gleiche Neigung zu den Maennern teilten. Der Plan begann, sich abzuzeichnen, wurde entwickelt und schliesslich nahm er Gestalt an. Sicher, es musste ein Preis bezahlt werden, aber vielleicht koennte es sich lohnen. Ich ging zu den beiden Jungen und erlaeuterte ihnen den Plan: Sie sollten zusammen aus dem Wohnheim fliehen. Eine Kutsche wuerde sie erwarten und nach Kamakura zur Wohnung eines Freundes von mir bringen. Hier muessten sie warten, bis ein weiterer Freund von mir ihnen neue Dokumente mit neuen Personalien liefern wuerde. Die neuem Namen wuerden sie als Brueder ausweisen. Ein anderer Freund von mir, der vor kurzem ein Verlagshaus eroeffnet hatte, wuerde sie anstellen und ihnen eine anstaendige Bezahlung und eine Wohnung geben. Der zu zahlende Preis: Sie muessten auf ihren Traum, ein Studium an der Waseda-Universitaet, verzichten. Die Jungen akzeptierten sofort, dankbar. Sie wuerden gerne auf alles verzichten, nur um gemeinsam leben zu koennen, und die Loesung, die ich ihnen vorschlug, war fuer sie allzu schoen: eine Arbeit, ein Zuhause, ein neues gemeinsames Leben. Oshima fragte mich wieder, warum ich all das fuer sie machte. Also antwortete ich ihm: "Weil ich auch einen Jungen liebe. Und ich moechte niemals, dass mich einmal etwas von ihm trennt. Daher verstehe ich euch Jungen. Auch meine Freunde werden euch aus dem gleichen Grunde behilflich sein." "Sind denn alle wie wir?" fragte Irota erstaunt, dann mit unsicherer Stimme: "Aber was erwarten Sie denn von uns?" "Nichts. Vielleicht Dankbarkeit. Aber nicht in jenem Sinne, seid unbesorgt. So wie ich, hat auch ein jeder von ihnen seinen Freund, sie suchen also keine Abenteuer. Nein, in einigen Tagen werdet ihr euch ungestoert einander lieben duerfen. Sicher werden eure Familien euch suchen, aber bestimmt nicht in Kamakura." Sie flohen nach drei Tagen. Natuerlich wurden Nachforschungen angestellt. Beide Familien, glaube ich, ahnten den Grund der Flucht, da die beiden Jungen kurz nach dem Selbstmordversuch eines von ihnen zusammen geflohen waren. Auch ich wurde lange befragt, aber ich gab vor, dass ich nicht die leiseste Ahnung haette, weder warum noch wohin sie geflohen seien. Nur Yukichi erzaehlte ich die ganze Wahrheit der Geschichte, weil er es wissen wollte. Schliesslich umarmte und kuesste er mich (es war unser erster Kuss) und sagte zu mir: "Das ist der Preis, den mein Mann verdient hat, fuer das, was er fuer diese beiden Jungen getan hat." "Um die Wahrheit zu sagen, erhoffte ich eine intimere Belohnung", sagte ich scherzhaft. Er erroetete entzueckend, loeste sich von mir und sagte: "Nur noch wenige Monate, dann koennen Sie mit mir alles tun, was ich schon seit langem begehre, Professor.“ "Ach, wissen Sie," fuhr er dann das Thema wechselnd vor, "ich habe meinen Eltern schon mitgeteilt, dass ich bereits angefangen habe, mir ein Zimmer zu suchen, wenn ich an der Universitaet bin. Sie sind einverstanden. Und selbstverstaendlich werde ich es bei Ihnen finden. Ich denke mir, dass sie nach Tokio kommen wollen, um Sie kennenzulernen und um das Zimmer zu besichtigen. Sie wissen wie Eltern sind ... Ist in Ihrem Haus irgend ein Zimmer, das man ihnen zeigen kann?" "Freilich. Es ist klein, huebsch, und man kann von dort ueber den Fluss blicken. Ich werde es in Ordnung bringen lassen." "Aber ... in Wirklichkeit ... werde ich doch mit Ihnen wohnen, nicht wahr? Sie wollen mich doch wohl nicht in einem anderen Zimmer schlafen lassen, oder? Werden wir auf dem gleichen Futon (Schlafmatte) schlafen, ja?" "Sicher, mein suesser Yukichi. Weisst du, seit mehr als zwei Jahren traeume ich von nichts Anderem. Ich werde eine ganz neue Matratze kaufen, ein Doppelbett, wie es Dir gefaellt, besonder fuer dich und mich, die Beste und Allerschoenste, die auf dem Markt finden ist." "Werden Sie mir gestatten, sie mit Ihnen auswaehlen zu duerfen?" fragte er mich mit leuchtendem Gesicht und hoffnungsvollem Blick. "Gewiss, sobald die Schule vorueber ist und wir frei sind." Die letzten zwei Wochen vergingen ziemlich rasch. Yukichi bekam gute Noten und bestand auch die Zulassungspruefung fuer die Kaiserliche Universitaet zu Tokio. Dann schenkte ich ihm meine Uhr und sagte: "Jetzt benoetige ich sie nicht mehr. Sie ist dein, wie ich auch dein bin". "Dann bekommen Sie meinen Talisman, in der Erwartung, dass ich mich Ihnen bald selbst ganz geben kann. Bitte kommen Sie, Professor. Dort sind meine Eltern, wie Sie wissen, die Sie gerne kennenlernen moechten." Sie waren foermlich mit Kimono bekleidet. Der Vater war ein Mann ungefaehr zehn Jahre aelter als ich, klein und gedrungen, sehr verschieden von Yukichi. Die Mutter war hingegen eine feine, huebsche Dame. Es war klar, dass der Junge viel von ihr benommen hatte. Beide verbeugten sich tief. "Herr Professor, vielen Dank, dass Sie sich um unseren Sohn Yukichi gekuemmert haben . Er hat uns erzaehlt, wie Sie ihn mit Ihren wertvollen Ratschlaegen unterstuetzt haben. Wir wissen wirklich nicht, wie wir Ihnen danken sollen. Sehen Sie, das ist ein kleines wertloses Geschenk fuer Sie, wir bitten Sie, es als solches zu akzeptieren", sagte der Vater, als er mir ein kleines Paket in einem schoenen seidenen Furoshiki (Schmucktuch) ueberreichte. "Sie tun mir zu grosse Ehre an. Ich kann Ihnen versichern, dass es mir ein grosses Vergnuegen war, Yukichi zu begleiten - er ist ein sehr talentierter Junge", antwortete ich. "Er hat uns gesagt, dass Sie bereit seien, ihm ein Zimmer fuer die Dauer seines Studium an der Universitaet zu vermieten. Wird Sie das nicht zu sehr stoeren? Wir moechten nicht, dass unser Sohn Ihnen laestig sein kann". "Nein, nein, im Gegenteil. Ich bin wirklich darueber erfreut, dass er unter meinem Dach wohnen wird. Wollen Sie kommen und sich sein Zimmer anschauen?" "Ach, Herr Professor, wir vertrauen Ihnen unseren Sohn an. Wir leben so weit entfernt, dass es uns nicht moeglich ist, uns um ihn zu kuemmern. Unsere Herzen werden beruhigt sein, denn wir wissen, dass er bei Ihnen wohnt. Und du, Yukichi, ich empfehle dir, sei immer gehorsam und tu immer, was dir der Herr Professor sagen wird." "Ihr braucht nicht den geringsten Zweifel zu haben, ich werde gehorsamer sein als ein Knappe seinem Herrn, ich schwoere es euch. Ein Wunsch des Herrn Professors wird mir Auftrag sein", antwortete Yukichi, als er mich mit leuchtenden Augen anschaute, aber mit ernstem Gesicht. Sie kamen zu meinem Haus. Ich hatte bei Naosuke ein gutes Mittagessen fuer vier Personen bestellt und nachdem wir "Yukichis Zimmer" besichtigt hatten, nahmen am Tisch wir Platz. Waehrend des Essens sagte der Vater mir, er werde seinem Sohn monatlich einen festen Betrag fuer seine Ausgaben und fuer Unterkunft und Verpflegung bei mir zahlen. Die Familie des Jungen war sicher nicht arm. Der Vater war ein wohlhabender Landbesitzer aus einer alten Familie des niederen Landsadels. Die Mutter war eine angenehme Dame und der Vater von tiefer klassischer Kultur gepraegt. Sie gefielen mir. Ich musste den Eltern auch gefallen haben, da sie mich ueber alle Massen lobten, als Yukichi sie bis zum Bahnhof begleitete. Er erzaehlte es mir, nachdem zurueckgekehrt war. Waehrend ich auf seine Rueckkehr wartete, machte ich das Paeckchen mit dem Geschenk auf, das ich von Yukichis Eltern empfangen hatte. Es war ein Kasten aus allerfeinstem Lack mit allen erforderlichen Utensilien fuer Kalligraphie. Es musste eine Unmenge gekostet haben. Ich rief Naosuke und wies ihn an, den Kasten in den richtigen Schrank zu legen, und die neue Matratze in meinem Zimmer auszubreiten. "Der junge Herr ist sehr schoen. Ich gratuliere Ihnen, Herr Meister. Ich wuensche Ihnen, dass Sie immer sehr gluecklich zusammen zu leben." "Danke, Naosuke. Und wie entwickelt es sich mit dir und Sadao?" "Ja, sehr gut. Und wir beide sind Ihnen sehr dankbar, der Sie gestatteten, zusammen zu sein. Um etwas zu trinken geht er am Abend immer in die Kneipe jenseits der Bruecke und auf dem Rueckweg kommt er sehr oft zu mir. Er moechte nie zu seiner Frau zurueck, sagt er, denn es gefaellt ihm nicht, seine Pflichten als Ehemann zu erfuellen. Ich bin sehr gluecklich, dieses Problem nicht zu haben, und eine Herrn wie Sie und einen heissen Liebhaber wie Sadao." ----------------------------- CONTINUES IN BAND 7 ----------------------------- In my home page I've put some more of my stories. If someone wants to read them, the URL is http://andrejkoymasky.com If you want to send me feed-back, or desire to help translating my stories into German, so that I can put on-line more of my stories in German please e-mail at andrej@andrejkoymasky.com (Sorry, I can't speak German... Andrej) ---------------------------