USUAL DISCLAIMER

"MALGRÉ TOUT (TROTZ ALLEDEM)" is a gay story, with some parts containing graphic scenes of sex between males. So, if in your land, religion, family, opinion and so on this is not good for you, it will be better not to read this story. But if you really want, or because YOU don't care, or because you think you really want to read it, please be my welcomed guest.

MALGRÉ TOUT
(TROTZ ALLEDEM)
von Andrej Koymasky © 2011
am 8 Mai 1985 geschrieben
Deutsche Übersetzung: Mario Mosa
KAPITEL 6
WAS BEDEUTET "BEGEHREN"?

Ohne jedoch sich einander zu verstehen, hörten sich die beiden in ihren Stimmen und lasen in ihren Augen die allmählich blühende Freundschaft miteinander. Ohne es sich einander sagen zu können, hatten beide beschlossen, zusammen zu bleiben. Um dem deutschen Jungen verstehen zu lassen, daß er von ihm nichts mehr zu befürchten brauchte, nahm Jacques sein Gewehr und entlud es.

Dann wies er auf die Waldseite, von welcher er gekommen war, sagte Jacques: "Dort Franzosen... bum bum! Franzosen. Verstehst du?".

"Franzosen?" fragte Kurt. Dann wies er auf die Seite, von welcher er gekommen war und fügte hinzu: "Die preußische Armee ist dort. Verstehst du? Preußen bum!, dort".

"Preußen? Preußen dort? Dann gehen wir in die andere Richtung?" sagte Jacques und wies auf eine dritte Richtung, "Jacques und Kurt dorthin?".

"Ja, Jacques und Kurt dorthin!” nickte der blonde Junge, der um klarer zu sein sagte: "Dort Preußen, da Franzosen, und dorthin Jacques und Kurt, gelt?".

"Ja, dort Preußen, da Franzosen und dorthin wir beide" nickte Jacques, der sich zusammen mit dem anderen auf den Weg dorthin machte.

Beide gingen lange schweigsam. Von Zeit zu Zeit hielt Jacques an, um Wildkräuter und -Beeren zu sammeln und sie mit seinem neuen Freund zu teilen. Nach zwei Tagen Gehens, während der sie sich einander lange Reden tauschten, ohne sich einander zu verstehen, aber nur aus der Lust und dem Vergnügen, die Stimme des anderen zu hören, um sich nicht einsam zu fühlen, erreichten sie den Ausgang des Waldes.

Unklar erkannten sie eine Meierei und drückten sie auf den Boden durch die Busche nieder. Während sie nebeneinander die Meierei aufmerksam beobachteten, berührte Jacques den Arm seines Freundes und wies ihn auf eine Richtung hin: dort war Wäsche zum Trocknen ausgestreckt.

"Schau mal da! Jene Wäsche! Es gibt auch Kleider für Männer, siehst du? Sollte es uns klappen, einige zu stehlen, könnten wir uns diese Uniformen ausziehen und für zwei Zivilisten gelten. Wenn man sie nicht vorher abnimmt, könnten wir mit dem Dunkel abnehmen. Was meinst du?".

"Nehmen wir jene Kleider ab, so daß wir diese Uniformen wegschmeißen können? Aber wenn man uns erwischt... wer weiß, wer dort wohnt? Es gibt viele Kleider, es muß um eine zahlreiche Familie gehen... es wäre schön, uns diese Uniformen ausziehen zu können... Probieren wir mal, welche zu stehlen?" fragte er und war bereit, aufzustehen.

Jacques zog ihn herab, wies auf die Sonne hin und mit dem Zeichen, daß sie unterging, sagte: "Warte, bis es dunkler ist. Und dann ist es besser, daß nur ich hingehe, weil wir in Frankreich sind und jene Franzosen sind, wie ich... Sollte ich entdeckt werden, bin ich mindestens kein Feind, was? Du wirst hier auf mich warten, noch mehr, ich lasse hier mein beladenes Gewehr, zumindest, sollte sich mir was vorkommen, kannst du schießen und sie erschrecken...".

Kurt schaute ihn finster und schüttelte den Kopf, um ihn verstehen zu lassen, daß er nichts verstanden hatte. Dann wiederholte Jacques seine Rede mit Zeichen und Mimik.

"Haus... Kleider... Jacques... geht, nimmt Kleider ab... Kurt, Gewehr... Hausmänner schreien... Jacques rennt... Kurt schießt, bum bum... Männer Furcht... rennen nach Hause... Jacques rennt her... wir wechseln uns Kleider und gehen wieder dorthin zum Wald... verstanden?".

"Mit dem Gewehr schieße ich bum bum auf die Männer?".

"Ehe, nicht auf mich auf mich bum bum! Nicht bum bum auf Jacques, klar?".

"Kurt bum bum Jacques nicht!" sagte der preußische Junge lächelnd, dann fügte er mit Mimik hinzu: "Kurt und Jacques Friede, Freunde!".

Die beiden lächelten sich einander an. Die Sonne war senknah. Die Jungen sahen einen von Ochsen gezogenen Wagen zur Meierei kommen und hinter ihr verschwinden. Eine müde Rauchsäule erhob sich vom Schlot. Sie warteten noch eine Weile. Jetzt war die Dämmerung nah. Jacques vertraute dem Kurt sein beladenes Gewehr an.

"Nun, du warte hier. Ich denke, daß sie jetzt essen. Ich gehe und stehle die Kleider weg. Gott stehe mir bei. Du behalte das Haus im Auge und falls sie heraus kommen und mir folgen, schieße. Kurt, ich vertraue mich auf dich! Ich gehe".

Der preußische Junge nickte und richtete das Gewehr auf einen Punkt zwischen dem Hause und der ausgestreckten Wäsche.

"Geh hin, ich verteidige dich!" sagte er fast leise.

Jacques stand auf. Er schleppte sich so nah der Wiese wie möglich von einem Baum zum anderen, von einem Busch zum anderen. Hier, sobald er das Rand der Wiese erreichte, überprüfte er mit großer Aufmerksamkeit den letzten Teil der Strecke. Er schaute den Kurt und er gab ihm das Zeichen mit der Hand, um ihm bekannt zu geben, daß er bereit war. Dann rannte Jacques fast gefaltet zu der ausgestreckten Wäsche, sammelte Hosen, Blusen, Jacken und kehrte blitzschnell gerannt zum Wald mit dem Kleiderpack zurück.

Vom Hause erhob sich weder ein Schrei noch eine Stimme.

Jacques erreichte Kurt atemlos.

"Es ist prima gegangen! Entfernen wir uns sofort, jetzt! Wir werden uns ferner wechseln" sagte er keuchend.

Kurt stand auf und reichte das Gewehr dem Franzosen.

"Nein behalte du es jetzt. Wollen wir weg, schnell" sagte Jacques, dann wies er ihn auf den eigenen Tornister und sagte: "Du nimm den auch".

Kurt begriff, was Jacques sagte und nahm den Tornister auf. Sie drangen wieder in den Wald bergauf ein zurück, um sich so weit wie möglich vom Diebstahlsplatz zu entfernen. Sie liefen lange, bis das Dunkel ihr Gehen zu schwer machte. Sie entschieden sich, zu halten. Jacques legte das Kleiderpaket ab. Er streckte die Decke aus und winkte dem Kurt das Zeichen, sich neben ihm auszustrecken. Am Dunkel ausgestreckt, fühlte Jacques den Körper des jungen Deutschen seinen Körper streifen.

"Morgen früh werden wir unsere Uniformen ausziehen und sie hier im Wald verstecken. Ohne Uniformen angezogen, wird es uns leichter sein, zu fliehen. Nur das Sprachproblem bleibt offen... Wir werden auch das Gewehr hinterlassen, so wie auch all das, das uns als Soldaten anerkennen lassen kann...".

"Zu Hause schlief ich immer mit meinem Bruder im gleichen Bett. Nun bist du mein Bruder. Als wir ins Bett gingen, sprachen wir von vielen Sachen, vor dem Einschlafen. Obwohl er jünger ist als ich, gefiel er viel den Mädchen und sprach mit mir von seinen Eroberungen. Na, ich auch hatte meine Abenteuer, wenn auch nicht so viele wie er. Hattest du eine Freundin in deinem Dorf?".

"Sicher kann ich nicht mehr nach Hause zurück. Und vielleicht du auch nicht, wenn du wie ich desertiert hast. Wo können wir hin? Möchte mal nur, daß dieser Krieg vorbei ist... Wäre es dir angenehm, mit mir zu bleiben? Vielleicht könnten wir eine Arbeit in irgend welche Meierei finden, wer weiß es?".

"Otto hatte immer Lust, die Liebe zu machen, er. Aber wir sprachen nicht nur von Mädchen und Liebemachen, weißt du! Manchmal sprachen wir auch von unseren Vorhaben für die Zukunft. Wir beide dachten daran, daß wir nicht immer unser ganzes Leben lang Bauer sein wollten. Wir hatten auch vor, nach Freiberg Arbeit zu suchen. In der Stadt wäre es leichter gewesen. In Freiberg arbeitet auch ein Cousin von uns. Er ist Zimmermann und sagt, daß in der Stadt das Leben schön ist. Und wahrscheinlich konnte er uns den Beruf lehren...".

"Warum denn haben unsere Kaiser beschlossen, gegen sich einander den Krieg zu machen? Außerdem auf unseren Lasten... Es ist mir so angenehm, hier neben dir zu sein. Ich... ich habe eine große Lust, dich zu umarmen, zu berühren. Ich habe es nie mit einem Mann machen können. Aber auch mit keiner Frau, jedenfalls. Mir aber Frauen... So schön bist du! Und jetzt, daß du neben mir bist, ist es mir schwer, dich nicht zu berühren. Wenn ich dich jetzt küßte... würdest du vielleicht nicht mehr mein Freund sein wollen... wer weiß es?".

"Ich und Otto waren mehr Freunde als Brüder, weißest du? Als man mich zum Krieg gewählt hat, wollte er auch mit. Aber Papa hat es nicht gestattet. Er sagte, daß es schon ein Unglück war, einen männlichen Sohn zu verlieren und er beabsichtigte es nicht, zwei auf einmal zu verlieren. Ich auch mußte viele Mühe verwenden, um den Otto zu überzeugen, zu Hause zu bleiben".

"Warum sprechen wir, du und ich, zwei verschiedene Sprachen? Wer weiß, warum denn wir aus zwei verschiedenen Ländern sind? Ein wenig wie die Leute von Chaumont, die sich so verschieden von den Leuten von Boulogne fühlen - und doch sprechen alle französisch. Was für eine Scheißerei! Wir sind alle egal und wollen uns verschieden fühlen! Gott, welche Lust ich habe, dich zu berühren, dich zu küssen... mit dir Liebe zu machen!".

"Ich hätte es gerne gehabt, einen älteren Bruder wie dich zu haben. Es ist nicht immer leicht, der ältere Bruder zu sein. Na, ich habe zwei größere Schwestern. Mein Vater begehrte soviel einen männlichen Sohn und hat sich sehr gefreut, als ich endlich geboren wurde. Daher war er entmutigt, als der Offizier mich ausgewählt hat. Wir wurden alle eingereiht und der uns prüfende Offizier sagte: dieser ja, dieser nein. Ich bin klein, ab er sehr stark, daher hat er mir ja gesagt. Weißt du, ich war sehr gut im Wettkampf. In meinem Trupp war ich einer der besten. Das Militärleben gefiel mir sehr am Anfang. Der Kameradschaftssinn. Aber dann... als Heinrich den Bajonett in die Brust jenes Jungen stieß...".

"Könnten wir mal mit einander in Verbindung treten, du und ich... Ich mag den Klang deiner Stimme sehr. Ich mag sehr, deinen Körper neben dem Meinigen fühlen. Ich sage es - und du kannst es nicht verstehen...".

"Seine Augen... ach, seine Augen! Und dann deine Augen!...".

"Aber wer weiß. Vielleicht versteht deine Seele, was dir meine Seele sagen möchte...".

"Auf der Stelle, ich bekenne es, habe ich mir vor dir gefürchtet".

"Soll ich riskieren und dich verstehen lassen, was ich für dich fühle?".

"Aber dann habe ich in deine Augen gelesen, daß du mich nicht umbringen würdest. Und daß du auch vielleicht ebenso erschrocken warst als ich".

"Aber so würde ich deinen Verlust riskieren... jetzt, daß ich dich soeben gefunden habe".

"Du drohtest mich mit einem sogar schießunfähigen Gewehr an und du hattest es nicht einmal bemerkt".

"Aber was bist du faktisch? Was vereint uns, außer der Flucht?".

"Und jetzt schlafen wir neben einander wie zwei Freunde, wie zwei Brüder... Es ist so schön".

"Als ich dir das beladene Gewehr gab, dachte ich daran. daß du gewußt hätte, ob du mich wirklich akzeptiert hättest, ob wir nicht mehr Feind zueinander waren...".

"Wer weiß, was uns die Zukunft vorbereiten wird".

"Ja, mindestens teilweise hast du mich akzeptiert".

"Was wird unser Schicksal sein?".

"Wirst du mich mal eines Tages wirklich akzeptieren können?"

"Du auch weißest es nicht...".

"Werden wir mal eine Zukunft haben, du und ich?".

"Aber jetzt schlafen wir, Jacques".

"Du trägst einen schönen Namen, Kurt. Alles ist schön von dir".

"Gute Nacht, mein Freund".

"Ich wünsche dich..." flüsterte Jacques.

Sie schliefen ein. Kurt wachte als erster auf. Er blickte den noch schläfrigen Franzosen und schüttelte ihn leicht, bis Jacques die Augen eröffnete.

"Gut aufgewacht, Jacques!" begrüßte er ihn, lächelnd.

Der andere lächelte ihn auch seinerseits an. "Ach, du bist noch hier... Es war also kein Traum!".

"Wir müssen die Uniformen ausziehen und jene Zivilkleider anziehen, jetzt" sagte Kurt, der eine Hand hinausstreckte, um die Zivilkleider zu nehmen und sie zu überprüfen.

Mit Handbewegungen wählten sie die Kleider aus, die sie anziehen wollten: Jacques hatte davon einige mehr als notwendig mitgenommen, darunter auch eine Bahn, in die sie die Kleider steckten, die sie nie mehr anziehen würden. Dann steckte er auch die übrig bleibende Speise, das Klappmesser und das kleine Bärenbild von Michel darin. Dann verknotete er die Bahnzipfel, um sie zu verschließen und machte davon ein Bündel. Er nahm das Bajonett vom Gewehr, suchte einen Zweig, den er wegschnitt, um daran das Bündel aufzuhängen. Endlich fing er an, sich die Uniform auszuziehen und Kurt machte sofort ebenso.

Jacques erblickte den Körper des jungen Deutschen, der sich ihm allmählich und langsam offenbarte. Kurts Körper war schön, zart, aber muskulös, unbehaart und schlank aber stark. Als er die Hose anzog, hatte er sich in instinktiver Zuchtbewegung umgedreht. Ganz nackt, mit den Füßen auf der Decke, fingen sie an, sich wieder anzuziehen. Jacques bewunderte den Rücken seines Freundes, seine kleinen, massiven Gesäßmuskeln, die schlanken, starken Beine.


Als sie sich wieder angezogen hatten, versammelten sie die beiden Uniformen in der Decke, fügten Schuhe und Tornister hinzu, dann versteckten sie das Bündel in einen dicken Busch, worauf sie viele geschnittenen Zweigchen legten. Dann grub Jacques mit dem Bajonett eine Rille im weichen Boden. wo sie das Gewehr, das Bajonett, die Patronentaschen mit Pulver und Geschossen legten und deckten alles sorgfältig.

Nach beendeter Arbeit, schaute Kurt befriedigt seinen Freund: "Auch so angezogen, siehst du sehr schön aus" sagte er ihm.

"Die Feldflasche behalten wir zur Zeit. Wir werden sie nur dann lassen, wenn wir jemanden finden, jetzt benötigen wir sie für das Wasser".

"Jetzt sehen wir wirklich wie zwei irgendwelche Bauer aus".

"Die Mehrkleider werden wir benutzen, wenn es etwas kälter wird. Schade, daß wir auf die Decke haben verzichten müssen, aber sie ist eine Militärdecke. Sie gehört der Armee des Kaisers. Wir hätten nie rechtfertigen können, wie sie in unserem Besitze war...".

"Gehen wir in jene Richtung. Bist du damit einverstanden?" fragte Kurt, mit dem Arm einen bestimmten Ort fern zeigend.

Jacques verstand das Zeichen besser als die Worte und sagte: "Hoffentlich führen sie uns hin fern von unseren beiden Armeen..." und machten sich auf den Weg.

Jacques hatte noch die Augen voll mit der Sicht des schönen Körpers seines Freundes. Weil er leicht barfuß ging, verstand er daraus, daß er daran gewöhnt war, ein wenig wie es bei allen Landsburschen üblich ist. Dies ließ ihn dem preußischen Jungen noch näher, noch ähnlicher sein.

"Du auch bist ein Bauer, wie ich..." sagte er ihn anlächelnd.

"Irgendwohin werden wir enden. Jetzt, so angezogen, können wir auch aus dem Wald kommen und schneller laufen, auf der Straße. Nur daß ich sofort als Feind verstanden werden kann, sobald ich etwas sage. Wie kann man zurechtkommen?".

"Du warst so schön nackt. Und jetzt bedauere ich es, daß wir uns haben anziehen müssen!".

"Mindest könntest du meine Muttersprache sprechen...".

"Du hast mich fast nicht geschaut. Offensichtlich bist an Männern nicht interessiert".

Als sie zum Essen anhielten, sagte ihm Kurt: "Jacques? Ich spreche Französisch nicht... Was können wir machen?".

"Der Speisevorrat ist fast am Ende... wir müssen von hier hinaus, irgendwohin in einen bewohnten Ort gehen...".

"Jacques, ich spreche kein Französisch".

"Ja, du kannst wie ein Franzose aussehen".

"Sprechen, verstehst du? Sprechen" sagte Kurt, der die Worte mit den Handzeichen begleitete.

"Sprechen?" fragte Jacques, der mit der Hand das Zeichen wiederholte.

"Ja, sprechen. Ich nicht sprechen Französisch".

"Ja, du sprichst kein Französisch... Du versteckt und ich gehen?" fragte Jacques mit Mimik und die Worte klar und deutlich aussprechend.

"Ich versteckt du gehen? Aber ich nicht getrennt von Jacques. Kurt und Jacques immer so!" sagte der preußische Junge, der mit den Fingern eine Vereinigung deutete.

"Du mir immer vereint?"

"Ja, ich immer dir vereint" sagte Kurt, "aber ich nicht Französisch sprechen".

"Ach, ich habe verstanden! Du schweigen. Du stumm... Ich sprechen, du stumm..." sagte Jacques, erleuchtet, und wiederholte die Worte mit den geeigneten Handzeichen.

"Ich stumm? Mm... mmm... mmm... stumm?".

"Ja, du stumm und ich sprechen, einverstanden?".

"Ja, ich stumm und du sprechen. Gut. Ich stumm".

"Du bist mein Bruder. Du und ich... fratres... orate fratres... du und ich fratres... Brüder".

"Oh, ja, Brüder, fratres, Brüder!" sagte Kurt, erleuchtet, "du Jacques, Bruder sprechen, ich Kurt, Bruder stumm".

"Nein, Kurt ist ein preußischer Name. Du bist Charles, nicht Kurt. Charles stummer Bruder".

"Ich Charles, stummer Bruder?".

"Ja, du bist Charles, mein stummer Bruder, so mußt du nicht sprechen".

"Verstanden. Gut. Aber... ich verstehe nicht, wenn französische Männer mich sprechen".

"Du stumm und dumm!" antwortete Jacques sofort lachend und stellte mimisch den Ausdruck eines Dummkopfs dar.

Kurt lachte: "Ich Charles dumm und stumm!" wiederholte er Brüder und stellte ebenfalls seinerseits mimisch den Ausdruck eines Idioten dar und sagte: "mm... mmmm... mmm...".

"Ja, gut, so!" antwortete Jacques, die Hände klatschend.

"Hoffentlich geht es, Jacques...".

"Ja. ich habe einen sehr schönen und sehr dummen Bruder!" lächelte der junge Franzose, mit einem leichten Streifen der Hand des jungen Deutschen.

"Ich weiß nicht, ob es wirklich geht, Jacques. Vielleicht wird man uns beide erwischen und umbringen. Aber ich freue mich sowieso, dich kennengelernt zu haben".

"Mein Freund... mein Bruder... ich möchte gerne, daß du mein Lieber seiest, im Gegenteil".

"Ich und du, Freund und Bruder. Ich und du Friede. Danke" flüsterte Kurt. die Hand des anderen drückend und ihn in die Augen schauend.

"Ich möchte gerne Liebe mit dir machen, Kurt!".

"Ich nicht Kurt! Ich Charles, stummer und dummer Bruder!" sagte lächelnd der preußische Junge.

"Du bist sehr schön. ich begehre dich zum Tode, ich begehre, ja..." flüsterte Jacques, antwortweise.

"Begehre?" fragte Kurt neugierig, "Was bedeutet begehre?".

"Nichts, ich möchte es dir erklären, aber ich kann nicht".

"Du sagst Sachen, die ich nicht verstehe. Ich sage Sachen, die du nicht verstehst. Und doch es ist schön miteinander zu sein".

"Es macht mir einen seltsamen Eindruck, dir zu sagen: ich möchte gerne mit dir Liebe machen. Und zu wissen, daß du mich nicht verstehen kannst. Dir zu sagen, daß ich dich küssen möchte, nur weil du die Bedeutung dieses Wortes noch nicht kennst".

"Ich fühle, daß du mir sehr wichtige Sachen sagst. Ich lese es in deinen Augen. Einige Sachen, die du mir sagst, versuchst du, mich auf vielen Weisen verstehen zu lassen. Andere sagst du mir nur, ohne mir ihre Bedeutung zu erklären, nicht einmal wenn ich dich darum bitte. Vielleicht, sind sie für dich zu erklärungsschwer?".

"Ich möchte dich nochmals nackt sehen, dich ganz berühren, dir zeigen, daß ich für dich den steifen Schwanz bekomme... Und dich küssen!".

"Dir glänzen die Augen jetzt. Ausgerechnet wie dem Otto, als er mir von seinen Abenteuern erzählte. Erzählst du mir vielleicht von deiner Freundin? Deine süßesten, schönsten Erinnerungen? Ist es das, was du mir mitzuteilen versuchst?".

"Deine Augen lächeln mich so zart an... wer weiß, woran du jetzt denkst, was du mir sagst?".

"Ich habe kein Mädchen im Dorf hinterlassen. Es gab ein, die mir sehr gefiel. Wir hatten uns einander geküßt. Aber ihr Vater hat sie den Müller, einen reichen Witwer, heiraten lassen. Sie war traurig und ich auch war's. Ich hätte gerne mit ihr Liebe machen wollen, aber leider war es uns unmöglich".

"Soll ich denn mein ganzes Leben lang von unmöglichen Verhältnissen träumen? Zuerst mit Sylvestre, dann mit Michel und jetzt mit dir?".

"Nun, gut, ich habe mit anderen Mädchen Liebe gemacht, zwei insgesamt. Es war schön, aber nur Sex. Ein war auch sehr tüchtig, sie hatte es auch mit anderen gemacht. Sie hat mich viel genießen lassen. Aber es war nur Sex. Keine Liebe. Hast du dich nie mal verliebt?".

"Jene zwei dort im Busch machten es... wer weiß, wie sie sich einander verstanden hatten, wie sie sich gefunden hatten? Sie glücklich!".

"Manchmal habe ich mich einsam gefühlt, weißt du?".

"Vielleicht hat einer der beiden den Mut gehabt, es dem anderen zu verraten...".

"Auch mit den Mädchen war ich einsam. Mit dir im Gegenteil fühle ich mich nicht einsam. Wie mit meinem Bruder Otto. Auch mit ihm fühlte ich mich nicht einsam".

"Wie würdest du reagieren, wenn ich dich jetzt berühre, wenn ich dich streicheln würde?".

"Ja, und ich kann dir Freund sagen, ich kann dich Bruder heißen... Es ist sehr schön, gelt?".

"Du würdest mich als einen Bruder und einen Freund fühlen... Daher soll ich nicht".

"Freund und Bruder. Ja, es ist gut!".

"Es ist gut, ja. Auch wenn es mir nicht reicht. Aber ich soll mich begnügen. Und mein Begehren im Versteck halten".

"Begehren? Was heißt Begehren?".

Jacques antwortete nicht. Sie gingen weiter eine Weile schweigsam, jeder in seinen eigenen Gedanken vertieft. Bis sie nochmals in die Felder auskamen. Ferne sah man einige Meiereien. Sie hielten an, um hinzuschauen.

Jacques wies auf einige hin und sagte: "Gehen wir hinunter. Vielleicht kann ich eine Arbeit finden und uns etwas Essen geben lassen. Jetzt bist du Charles, mein stummer, dummer Bruder. Verstehst du?".

"Ja, verstanden. Ich Charles stumm und dumm, du Jacques sprechen, ich stumm".

"Gut. Also gehen wir, jetzt" sagte Jacques, indem er sich mit dem Bündel auf der Schulter auf den Weg machte. Kurt stellte sich an seiner Seite und nahm ihn an der Hand. Jacques schaute ihn und Kurt machte den dummen Ausdruck. Jacques lächelte ihn an und sagte: "Bravo" und beide machten sich Schnellschritts Hand in Hand auf den Weg zu den fernen Meiereien.

Sobald sie in der Nähe der nächsten Meierei waren, fanden sie einen ungefähr vierzig Jahre alten Mann, der Hacke auf der Schulter von der entgegengesetzten Richtung kam. Der Mann musterte sie von fern. Jacques drückte Kurts Hand, Sobald sie beim Mann waren, begrüßte ihn Jacques.

"Grüß Gott".

"Wer seid ihr? Woher kommt ihr?".

"Wir... aus Épinal" antwortete Jacques.

"Und was macht ihr hier?".

"Die Preußen haben unseren Gutshof zerstört, nur wir zwei überleben... ich und mein Bruder... und wir sind schnell entlaufen...".

"Die Preußen? Auch zu uns sind sie gekommen und haben uns die Hälfte unserer Ernten abgeraubt, die Bastarden!".

"Aber mindestens seit ihr noch lebendig... und die Häuser sind gesund" erwiderte Jacques.

"Was ist los mit ihm?" fragte der Mann und wies auf Kurt mit dem Kinn hin.

Jacques schaute ihn. Sein Freund hatte den halboffenen Mund und den erloschenen, ins Leere starren Blick.

"Er ist mein Bruder Charles. Er ist stumm... und dumm, der arme...".

"Ach, war es der Krieg?".

"Nein, er ist so schon seit der Kindheit".

"Aber versteht er nichts?".

"Nein. Als man unser Haus bombardierte, lachte er und klatschte mit den Händen...".

"Nun, er ist glücklich, wenn er nichts versteht. Aber wieso ist er so blond? Ihr seht nicht einmal Brüder aus, ihr zwei".

"Die selige Mama war goldblond. Er sieht wie die selige Mama aus, ich hingegen wie Vati..." antwortete Jacques mit trauriger Miene, etwas gespannt, indem er sich fragte, ob der andere es sich hätte weismachen lassen.

"Starb sie unterm Haus?" fragte trocken der Mann.

"Ja, mit beiden Schwestern, Opas und Omas".

"Und euer Vater?".

"Er wurde ausgelost. Er ist zum Krieg".

"Ja...".

"Wir jetzt... haben wenige Speise...".

"Uns auch ist wenig geblieben".

"Ich könnte um etwas Essen für Sie arbeiten...".

"Nicht für mich. Aber kommt. Patron Renard benötigt vielleicht ein gutes Paar Arme...".

"Mein Bruder Charles kann auch etwas arbeiten, wenn ich ihm gut erkläre, was er machen soll. Er ist stark. Zu Hause half er ein wenig".

"Besser so. Kommt. Ich führe euch zu Patron Renard".

Der Mann ging ihnen schweigsam voran und die beiden folgten ihm. Sobald sie zu einer anderen Meierei kamen, die größer war als die anderen, rief der Mann Patron Renard heraus und erzählte ihm von den beiden Jungen, die jetzt etwas Arbeit suchten.

"Habt ihr alles in diesem verdammten Krieg verloren, was?" fragte der Mann, ungefähr fünfzig, mit roher Stimme.

"Ja, Haus, Familie, alles...".

"Und ihr wünscht für mich arbeiten?".

"Wenn möglich... um was zu essen".

"Ich habe Holz zu spalten, aber sonst wüßte ich nicht, was ich euch machen lassen kann...".

"Nun, wenn Sie uns Holz spalten lassen, um einen Speisevorrat, werden wir dann anderswohin...".

"Und wo denkt ihr hin? Sedan ist in die Hände der Preußen gefallen und der Kaiser ist ihr Gefangen. In Paris hat man die Republik verkündet, pfui... und die Preußen rücken vor, hier sind sie bereits viel vorwärts und ich befürchte sehr, daß wir nunmehr die Untertanen von Wilhelm dem Bastarden sind! Bazaire ist in Metz geschlossen, aber Gott weiß, ob und wie lange er widerstehen kann... In welche Richtung es sich euch lohnt, wüßte ich auch nicht, euch zu raten. Auf jeden Fall kommt jetzt und ich zeige euch, wo das zu spaltende Holz liegt. Bist du sicher, daß dein Bruder in der Lage ist, diese Arbeit zu erledigen? Ich hätte es nicht gern, daß er sich mit der Axt umbringt!".

"Oh, ja, zu Hause machte er es immer, vor jedem Winter".

"Besser so. Zur Vergeltung werde ich euch etwas Speise geben...".

"Und eine Decke, auch alt? Es beginnt zu frieren...".

"Ja, auch eine Decke".

CONTINUES IN KAPITEL 7


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