USUAL DISCLAIMER

"DER GOLDKÄFIG" is a gay story, with some parts containing graphic scenes of sex between males. So, if in your land, religion, family, opinion and so on this is not good for you, it will be better not to read this story. But if you really want, or because YOU don't care, or because you think you really want to read it, please be my welcomed guest.

DER GOLDKÄFIG von Andrej Koymasky © 2011
am 9 November 1985 geschrieben
Deutsche Übersetzung: Mario Mosa
KAPITEL 1
ANGENEHMER BESUCH DES COUSINS JOHANN MATTHIAS

Die Wache am Tor meldete: "Ihre Königliche Hoheit Stephanie Birgitte bittet um Audienz!".

Jakobus Stefan hob den Kopf aus dem Buch und schaute fragend seinen Vormund: "Dürften wir die Griechisch Stunde später fertig bringen, Herr Baron?".

Der Vormund runzelte die Augenbrauen aber stimmte der Forderung zu: "Sie dürfen sich fünfzehn Minuten gestatten, Eure Hoheit. In punkt fünfzehn Minuten komme ich wieder und wir werden das Unterricht wiederaufnehmen" sagte er und nach kurzem Knick ging er vom Studienzimmer hinaus.

Jakobus sagte dann der Wache: "Laß sie herein!" und stand freudig vom Tisch auf, um seinem Schwesterlein entgegenzukommen: "Stephanie, was ein Vergnügen, dich wiederzusehen! Wirklich benötigte ich eine Unterbrechung!".

"Ist der Mann, der soeben herausgekommen ist, dein Griechisch Lehrer?".

"Ja, auch Latein Lehrer".

"Er sieht wie eine Hopfenstange aus" grinste das Mädchen.

"Ja. Und in einer Viertelstunde kommt er wieder. Wie geht's dir, Schwesterlein?".

"Gut, mein großer Bruder. Gefällt dir mein neues Kleid?".

"Du bist hervorragend wie immer. War es gut bei dem Onkel und der Tante?".

"Oh, ja! Dort wird aufgeatmet! Und weißest du, ich habe eine Überraschung für dich...".

"Ja? Und worum geht es?".

"Nicht worum sondern um wen. Unser Cousin Johann Mathias hat mich her begleitet. Er wird sich hier im Palast ein Paar Wochen aufhalten, denk mal daran!".

"Das ist wirklich eine schöne Überraschung! Aber ich weiß es nicht, ob... weißest du, daß ich fast den ganzen Tag studieren muß, was?".

"Ich habe es ihm gesagt und er bemitleidet dich. Schlechtes Leben das des Kronprinzen, nicht?".

"Es stimmt. Ich habe fast keine Zeit sogar für mich selbst, du weißest es. Ich muß sie immer stehlen, wie es bei diesen wenigen Minuten mit dir der Fall ist...".

"Heute hast du Reiterei, oder? So werden wir zusammen mit dir reiten".

"Ausgezeichnet".

"Und dann ist dem Johann Matthias eine prima Idee eingefallen...".

"Was für eine?".

"Er hat mich gebeten, es dir nicht zu verraten. Er will dir eine Überraschung machen".

"Ach, so! Als war es besser, daß du mir nichts gesagt hättest... jetzt hast mir Neugier eingegossen".

"Ein zukünftiger König soll seine eigene Neugier zu beherrschen wissen!" rief das Mädchen aus und machte der Stimme ihrer Oma nach und beide brachen ins Lachen aus.

"Oh, Stephanie, hätte ich dich und Friedrich nicht mit, glaube ich, würde ich an Traurigkeit sterben. Eure Geschwisterliebe ist die einzige Schönheit meines Lebens".

"Sind wir deine Geschwister oder nicht? Sicher mögen wir dich".

"Werdet ihr mir immer nahe sein, auch wenn ich König sein werde?".

"Sicher, Jakob, was für Fragen stellst du denn?".

"Aber ihr werdet heiraten und...".

"Und du wirst immer unser geliebter großer Bruder sein. Nein, wir werden dich nie im Stich lassen!".

"Nie? Was auch immer sich ereignet?".

"Bestimmt. Ich schwöre es!" sagte ernst und feierlich das Mädchen. "Wird es dann so furchtbar sein, König zu sein?" fragte sie dann mit fast angstvollem Ton.

"Ich befürchte es. Schau mal unseren Vater. Er hat sehr wenige Zeit, mit uns zu verbringen, für sich selbst. Er ist immer so schweigsam, sorgenvoll, traurig. Weißest du, daß ich ihn in der letzten Woche nur einmal lachen und nur dreimal lächeln gesehen habe?

"Ja, es stimmt, armer Papa".

"Und das wird mein Ende sein... wenn ihr mir nicht nahe seid" sagte ungetröstet der Erbprinz.

Seine Schwester griff ihm die Hände: "Nein, Jakobus, wir werden dir immer nahe sein, bezweifele es nicht. Und wir werden dir helfen, darauf zu lächeln. Wir mögen dich sehr. Auch Friedrich bewundert dich sehr und würde was auch immer für dich machen...".

"Danke, Stephanie".

"Oh, jetzt kommt die Hopfenstange!" flüsterte das Mädchen ins Ohr ihres Bruders, als sie den strengen Lehrer kommen sah.

Nach einem Grußwinken zum Mann glättete sie weg leicht und geräuschlos.

Jakobus sah seinen Cousin Johann Matthias am Tisch wieder. Sie begrüßten sich einander mit einer Umarmung und dem Jakobus gefiel die informelle Grußweise seines Cousins mit Klapsen auf den Schultern und seinem weiten, leuchtenden Lächeln. Aber sobald sich die Türen öffneten und "Ihre Majestäten" erschienen, nahmen die jungen Leute die Habtachtstellung, ein jeder an seinem Platz. Als König Heinrich saß, nahm die ganze Familie Platz. König Heinrich fragte Johann Nachrichten von seiner Familie mit formellem und liebevollem Ton zugleich, während die schweigsamen Pagen begannen, bei Tisch aufzuwarten.

"Und geht mein Schwager, dein Vater, immer auf die Jagd?".

"Oh, ja, immer. Sie wissen, wie viel es ihm gefällt".

"Ja, ja, ich weiß es wohl. Es war nach einer Jagdpartie, daß er meine Schwester, deine Mutter kennenlernte... und es war Liebe beim ersten Blick".

"Oh, sie lieben sich noch einander wie ein Brautpaar!" redete Stephanie mit.

Der König nickte: "Ich glaube es. Selig die, die das Gewicht einer Krone nicht tragen müssen".

"Ehre und Last!" sagte trocken die Königinmutter Bianca Amadea.

"Ja, sicher, Maman, Ehre und Last" antwortete der König mit müder Stimme.

Nach dem Essen stand der König vom Tisch auf und die Kinder durften aus dem Esszimmer hinaus schwärmen.

"Oh, Johann, was für ein Vergnügen, dich zu wiedersehen!" rief Jakobus aus.

Friedrich, das Brüderlein, sagte mit aufgerissenen Augen: "Unser vorgezogener Cousin wird immer größer und schöner, gelt, Jakobus?".

"Ja, es stimmt. Nunmehr ist er siebzehn und nächstes Jahr wird er seine Präsentation am Hof für die Volljährigkeit haben".

"Ja und wer weiß was für eine Schererei!" rief amüsiert Johann aus.

Die vier jungen Leute plauderten sehr stark, unter einander lachend und scherzend, als Königin Margaretha Augustina das Zimmer betrat. Die jungen Leute schwiegen und grüßten sie, wo sie ganz plötzlich ernst geworden waren.

"Versucht, weniger Lärm zu machen, ihr Jungen. Euer Lachen wird im ganzen Palast gehört. Sie, Enkel, der der Älteste sind, sollten das gute Beispiel geben".

"Ja, Frau Tante. Entschuldigen Sie mich. Dürften wir hinaus zum Park?".

"Sicher, aber erinnert euch ans Plan eurer Verpflichtungen" sagte die Königin, die danach hinausging.

"Ist die Tante immer so ernsthaft?" fragte Johann leise.

"Oh, ja. Sie ist nicht wie die Tante Friedericka, leider" antwortete Friedrich.

"Ja. Maman ist immer lustig, Gott sei Dank, und auch Papi".

"Du glücklich..." flüsterte Jakobus.

Sie gingen in den Park, von zwei Wachen von fern eskortiert.

"Könnt ihr nicht hin- und herziehen ohne die Begleithunde?" fragte Johann blinzelnd.

"Nein: Sicherheitsmaßnahmen" antwortete Jakobus.

"Aber... auch hier innen?".

"Es ist die Etikette" erklärte Jakobus und zuckte mit den Achseln.

"Weißest du, daß ich nicht einmal Luftsprünge auf der Wiese machen darf?" rief verärgert Friedrich aus.

Später gingen die vier jungen Leute reiten zusammen. Aber wo es für die anderen eine angenehme Abwechselung war, war Jakobus vom Instrukteur flankiert, der ihm immer wieder riet. Als Jakobus den Blick seines Cousins sah, hob er die Augen zum Himmel als Erduldungszeichen zwinkerte zu ihm zu, wie ob er ihm sagen wollte, daß er ihn völlig verstand.

In einem Augenblick, als sie zusammen allein waren, sagte ihm Johann: "Man lässt dir immer weniger Raum, du bist immer weniger frei, so scheint es mir".

"Ja. In drei Jahren findet auch meine Investitur zum Kronprinzen statt und daher erweitert man sowohl die Vorbereitung als auch die Beaufsichtigung. Nunmehr werde ich ein Vollzeitstudent. Griechisch, Latein, Französisch, Deutsch und Englisch. Feldherrnkunst, Politik, Wirtschaft. Literatur, Kunst, Musik. Reiterei, Fechtkunst, Schwimmen, Tennis und Kricket. Religion, Wissenschaft, Etikette und Redekunst...".

"Ach, mein Gott! Gott sei Dank, daß man sich daran erinnert, dich essen und schlafen zu lassen" rief Johann und legte somit eine Hand auf seines Cousins Arm, wie um ihn zu trösten.

"Oh, aber man beaufsichtigt mich auch darin! Nur am WC werde ich in Ruhe gelassen! Allein darf ich nicht einmal baden. Das Klo ist nunmehr meine geheime Einöde geworden!" sagte Jakobus mit bitterem Lächeln. Dann fügte er hinzu: "Oma ist finster, Mutti ist gleichgültig. Vati ist immer in seine Gedanken versunken und mit seinen Audienzen beschäftigt... Glücklicherweise habe ich Stephanie und Friedrich mit, dir mir etwas Anlächeln und Liebe geben. Und dich, Johann, möchte ich dich gerner etwas öfter sehen".

"Es wäre schön".

"Es wird schön sein" antwortete ihm sein Cousin mit ermutigendem Lächeln.

Abends zog sich in sein Wohnappartement zurück. Als er sein Schlafzimmer betrat, wurde er von der Wache an der Tür salutiert. Darin waren die drei Pagen. Der erste half ihm, sich auszuziehen und brachte die Kleider weg. Der zweite half ihm beim Baden, trocknete ihn und ging weg. Der dritte überstrich ihm das Nachthemd, rückte die Bettdecken ab und nachdem er sich ausgestreckt hatte, schlug er sie ihm wieder um, machte die Betthimmelvorhänge zu und dann streckte er sich auch aus, ganz angezogen, auf seinem Bett im Zimmerchen daneben, auf jegliches Zuwinken des Kronprinzen bereit.

Dieser war auf seinem Großbett unter dem Betthimmel mit geschlossenen Vorhängen ausgestreckt und genoss einen jener seltenen Zeitpunkte, als er sich schließlich relativ allein befand. Er hatte selbst die Betthimmelvorhänge zumachen lassen, nachdem der Page mit der aufgemachten verbindenden Tür schlafen musste.

"Wenn ich König sein werde, werde ich diese absurden Normen ändern lassen!" dachte Jakobus, als er darauf wartete, in Schlaf einzusinken. "Man lässt mich wie einen Benachteiligten zu fühlen: man zieht mich aus und an, man seift mich ein, man trocknet mich... Gott sei Dank, daß mir das Essen nicht an die Lippen gesetzt wird...".

Am nächsten Morgen wurde er von der Stimme des Pagen von hinter den Bettvorhängen geweckt: "Königliche Hoheit, es ist der Wecker! Königliche Hoheit, es ist der Wecker! Königliche Hoheit...".

"Ja, ja... ich hab es gehört... Danke!" sagte Jakobus, sich reckend. Er machte sich das Nachthemd nieder, das ihm beim Schafen bis zum Bauch aufgehoben hatte, dann sagte: "Ihr dürft anfangen...".

Er hörte den Pagen hingehen, um die Tür aufzumachen, die Schritte der beiden anderen eintretenden Pagen, des einen mit den Kleidern, dann fing das Morgenverfahren an: Fenstergardinen aufmachen, Betthimmelvorhänge aufmachen, Knicks und...

"Wohl aufgestanden, Königliche Hoheit" wurde er chorweise begrüßt.

Dann sagte einer: "Das Wetter ist leicht bewölkt, die Temperatur ist frisch".

Und der andere: "Gehen auch für heute, Königliche Hoheit, die Kleider, die Sie gestern abends gewählt haben?".

"Ja, Danke" antwortete vom Bett Jakobus.

Er selbst wäre gerne aus dem Bett gesprungen, hätte ebenfalls gern seine Kleider genommen und sich angezogen, aber... Der zuständige Page rückte die Bettdecke aus und Jakobus durfte aus dem Bett absteigen. Der Kleiderpage reichte ihm die lange Seidenunterhose (das einzige Kleidungsstück, das er allein anziehen mußte), die er unterm Nachthemd überstreifte. Der Zimmerpage zog ihm dann das Nachthemd aus. Der Badpage begleitete ihn zum Badezimmer und machte ihm den Wasserhahn auf...

Jakobus machte sich keine Sorge darüber, folgte dem Verfahren und träumte in seinem Kopf offene, unendliche Räume, im Gegenteil sah er die ferne Erinnerung an die vorigen Jahre zurück, als er vom Kutschwagen einige nackte Jungen im See glücklich planschen gesehen hatte - und hatte sie beneidet.

"Königliche Hoheit, das Handtuch für das Gesicht!" rief ihn der Page, der ich ein anderes Handtuch reichte.

"Und gibt es nicht das Handtuch für das rechte Ohr?" fragte er ironisch, indem er vom Pagen das Handtuch für das Gesicht nahm.

Der Page machte einen erstaunten Ausdruck, dann nahm er seine formelle Miene wieder: "Ich bitte Königliche Hoheit um Entschuldigung, ich begreife den Sinn Ihrer Frage nicht...".

"Oh, laß sie weg, ich scherzte nur!" antwortete Jakobus, der sich das Gesicht trocknete.

"Oh, sehr gut, Königliche Hoheit" antwortete Jakobus, sich das Gesicht trocknend.

"Ich gehe zum WC" meldete Jakobus.

Der Page machte ihm sofort die Türe auf. Jakobus sperrte sich ein. Er bestieg die Klosettschüssel rasch und schaute hinaus vom halberöffneten Fenster. Er atmete tief die frische Luft ein und schaute die Spitze der Bäume. Und sah "sein" Nest und freute sich einen Augenblick lang... Dann stieg er herunter, machte sich die Unterhose herunter, saß auf die Klosettschüssel und schloss die Augen. Dann putzte er sich, zog das Wasser, machte sich die Hose wieder an und ging hinaus.

Der Page machte ihm die Türe auf zum Schlafzimmer. Das Einkleidungsverfahren fing an...

Dann das Frühstück mit den Geschwistern und dem Cousin, eine kurze Ausspannungs- und (gemäßigter!) Lustzeit. Dann begrüßte er sie und ging ins Studienzimmer, wo sein Geschichtslehrer ihn erwartete.

"... und von Heinrich II. wurde Baldwin I. geboren, dessen Reich nur drei Monate dauerte. Die Chroniken nennen ihn Baldwin den Pechvogel, weil...".

Jakobus hörte zu. Die Geschichte seines Hauses war ein Fach, das ihn besonders bezauberte. Jene Namen entsprachen den Gemälden in der Botengalerie. Sie hatte alle ein Gesicht. Ziemlich grimmig einige, insbesondere die Ältesten, wie der Stammvater Graf Ranald I. der Hinterbliebene. Eitel die anderen, die der Ururgroßvater Jakobus I. der Schöne. Stolz war Otto IV. und drollig Walterus II... Aber wer ihm so im Gemälde wie auch in der Geschichte am meisten gefiel, war Otto III. der Einsame. Vielleicht ausgerechnet jenes Beiwortswegen "der Einsame" oder wegen seines leichten Lächelns, des geraden Blicks, seiner jungen und schlanken Gestalt.

Otto III. hatte seinen Erstgeborenen mit achtzehn Jahren bekommen, mit dreiundzwanzig verwitwet und hatte nicht mehr heiraten wollen: daher der Beiname. Er hatte auf den Herzogsthron verzichtet, als er das vierzigste Lebensjahr noch nicht erreicht hatte und auf den Namen seines Erstgeborenen abgedankt und sich in den kleinen Schloss im Silberwald am Seeufer mit seinem kleinen Hof zurückgezogen. Er starb mit zweiundachtzig Jahren. Er war in der Schlosskapelle begraben. Jakobus fühlte, ihn zu lieben. Er war ein friedlicher, der Kunst liebender Herzog gewesen... Ja, er war der Held des Jakobus.

"Königliche Hoheit! Erhören Sie mich? Was machte 1760 Friedrich I?".

"Bitte? Ah, ja, er heiratete die Enkelin des französischen Königs".

"Ja, genau. Jene Ehe war sehr wichtig für unseren Staat, weil...".

Eheschließungen, Geburtsereignisse, Thronbesteigungen, Todfälle. Bündnisse, Abmachungen, Intrigen, Verrate. Eheschließungen, Geburtsereignisse...

"Wie werden Kinder geboren, Herr Graf?" fragte plötzlich Jakobus.

Um die Wahrheit zu sagen, wußte er es. Aber er amüsierte sich, seinen verschiedenen Lehrer die gleiche Frage immer wieder zu stellen und aus ihren verschiedenen Antworten ergänzte er sich immer mehr seine Vorstellungen...

"Kinder werden aus dem Willen des Herrn geboren, der somit die Ehe ihrer Eltern segnet".

"Ja, aber wie?".

"Aus der fleischlichen Verbindung des Vaters und der Mutter".

"Und wie werden sie miteinander verbunden?" betonte Jakobus ernst, aber innerlich amüsiert.

"Gott erschuf den Mann, so daß er den Samen erzeuget, den er in seine Gattin durch das geeignete Zeug zwischen seinen Beinen legt... Aber jetzt kommen wir zur Geschichte zurück".

Das geeignete Zeug! Der "Penis" oder das "Fallum", die Stange, die Schamteile (die "Pudenda") das männliche Glied, die "Genitalia"... Jeder Lehrer gab ihm immer einen neuen, verschiedenen Namen. Und alle sprachen davon mit leiserem Ton, sprachen den Namen eilig aus, gleitend... Jakobus fand all das amüsierend. Und der Beichtvater fragte ihn, ob er sich die "Pudenda" (dieses Wort war von ihm) außerhalb der unentbehrlichen Hygiene- und "Miktions"-Bedürfnisse berührte.

"Nein, Herr Pater".

"Sehr gut, Eure Königliche Hoheit. Erinnern Sie sich daran: man darf nicht mit den Körperteilen spielen, die uns der Herr ad mingendum ac ad generandum gegeben hat”.

"Sicher, Herr Pater” antwortete Jakobus, der sich allerdings fragte, wie man mit einem Körperteil spielen könnte. Mit einem Fuß spielen, zum Beispiel! Nur Neugeborenen machten es, nicht die Erwachsenen.

Unter einigen Seiten war Jakobus etwas naif.

Zum Beispiel glaubte er, daß die Steifwerdung seines Penis bedeutete, daß er urinieren müsse, denn er bekam danach seine Normaldimension. Ob wohl er seit zirka einem Jahr oder was mehr manchmal nicht mehr urinierte und auch wenn er urinierte, blieb er immer steif und lang... Und es war leicht annehmlich, es in jenem Zustand zu berühren, ohne jedoch den Grund zu verstehen.

Aber für Jakobus war Masturbation noch unbekannt, sei es weil niemand sie ihn noch unterrichtet hatte, sei es weil er sie noch nicht allein, instinktiv, begriffen hatte. Er hatte bereits einige Nachtpollution bekommen und das erste Mal hatte er alarmiert mit dem Hofarzt gesprochen, denn er dachte, es war Eiter! Der Arzt erklärte ihm, daß aus dem männlichen Glied (so war der Arztausdruck) in der Wachstumszeit jene "weiße Flüssigkeit" herauskommt, wobei es sich nur um den Samen handelt, den sich der Organismus zu bilden ausübt, bis die Zeit reif ist, ihn in den "weiblichen Einschnitt" zum Kinderempfängnis zu legen. Und den überflüssigen Samen wird nachts durch die Nachtpollutionen entladen. Also nichts Alarmierendes und Jakobus war somit beruhigt.

Zumal keiner der Pagen darauf keine Bedeutung beimaß, als die Vorderseite seines Nachthemdes oder seine Bettücher offenbare Spuren seiner Nachtpollution trugen.

Von den Kunstbildern aus wußte er wohl, was es sich beim "weiblichen Einschnitt" oder der "Vagina" oder vorderen Öffnung oder Empfängnistür handelte, kurz dort, wo man das "Fallum" einstecken mußte und wovon nach neun Monaten das Kind herauskommen würde. All das war ihm klar und weder erstaunte noch interessierte ihn. Eines Tages, er hatte es verstanden, wäre er auch daran gekommen, zu heiraten und seinen Samen drei- bis viermal einzulegen, um seinen Erben eine Geburt zu sichern.

Das Einzige, das ihn ein wenig erstaunte, war wieso von jener Ritze, die schließlich nicht zu groß war, ein Kind geboren werden konnte, so klein auch immer es wäre. Als er jemanden fragte, bekam er als einzige ziemlich befriedigende Antwort: "In seiner endlosen Weisheit hat der Herr jenen Teil des weiblichen Körpers erschaffen, elastisch genug, sich dem Geschäft zu eignen...". Aber die Sache letzten Endes interessierte sehr wenig Jakobus: es wäre sowieso kein ihm geeignetes Problem gewesen, nachdem er ein Mann war!

Nachmittags focht er auch mit seinem Cousin und war befriedigt, ihn zu besiegen, sei es nur knapp.

"Glückwünsche, Jakobus. Man sieht es, daß du die besten Reichslehrer hast! Und daß du ein prima Schüler bist. Aber im Grunde gesehen ist es ein großer Zeitverlust, nachdem du dich nie ein Duell schlagen darfst...".

"Nu, es ist immer eine Übung, die uns immer schnell und flink macht" antwortete Jakobus, der die Maske und das Florett ablegte.

"Ja, gewiß" gab der Cousin zu.

Sie schauten Friedrich, der sich etwas ferner in der Waffenkammer trainierte.

"Er wächst gut mein Brüderchen, was?" fragte stolz Jakobus.

"Ja, es stimmt. Ist er zwölf jetzt, oder?".

"Ja. Er fängt an, ein kleines Männchen zu werden und wächst an Weisheit, Gnade, Intelligenz und Gutherzigkeit".

"Ach, wo! Ein schönes Bild machst du von ihm! Liebst du ihn gerne, oder?".

"Sicher. Er ist mein Brüderchen".

"Unsere Eltern sind sehr verschieden. Aber mindestens in diese Punkt sehen sie gleich einander aus: zwischen Brüdern, sowohl in meiner Familie wie auch in der Deinigen, herrscht eine vollkommene Übereinstimmung!".

"Ja, Johann. Diese ist eine der seltenen Sachen, die uns die Lebensfreude schenkt. Genau so wie auch deine Freundschaft".

Der Cousin nickte, legte eine Hand auf der Schulter des Jakobus und lächelte ihm an.

"Auch wenn du der König sein wirst, wirst du immer mein vorgezogenes Cousinchen sein".

"Ich erhoffe es wirklich!" antwortete dankbar Jakobus.

Sie wuschen sich in zwei voneinander getrennten Badewannen, ein jeder von einem Page beigestanden und plauderten weiter lautstimmig. Als sie von der Badewanne herauskamen, wurden sie von einem Page mit einem Tuch gedeckt, um ihre Nacktheiten nicht zu zeigen, trockneten sich ab mit Hilfe ihrer eigenen Pagen. Dann gingen sie in den Garten, wo Stephanie auf sie wartete. Sie gingen spazieren, immer mit ferner Begleitung ihrer Schatten, und plauderten.

Johann sagte plötzlich: "Weißest du, Jakobus, vielleicht hat es mir geklappt...".

"Was denn?".

"Ich habe deinem Vater einen Brief von Maman mitgebracht, mit dem sie dich einlädt, einen Monat bei uns zu verbringen. Dein Vater wird fast gewiß damit übereinstimmen und es dir gestatten. So werden wir einen ganzen Monat zusammen verbringen können, ohne die ganze Hofsetikette, ruhig in Frieden in unserem Landgut. Außerdem können wir jagen und in der Waldhütte übernachten und uns selbst kochen können...".

"Oh, ehrlich? Gott, wie schön wäre es! Das letzte Mal, daß ich mitkam, war ich... zwölf Jahre alt?".

"Ja, genau. Du warst etwas mehr als ein Rotzlöffel" scherzte Johann.

"Wird auch Friedrich mitkommen dürfen?" fragte Jakobus.

"Nein, du weißest wohl, wie die Vorschriften sind: männliche Erben reisen nie zusammen" sagte Stephanie.

"Ja. Es stimmt..." nickte Jakobus trostlos, "bereits seit der Zeit des Herzogs Otto IV., als ihm der Erstgeborene und der Zweitgeborene zusammen starben, aus dem gleichen Kutschwagen, der in eine Schlucht abstürzte. Und er mußte sich viel zu schaffen machen, um seinen dritten männlichen Sohn, Friedrich VI., geboren werden zu lassen".

"Ich stelle fest, daß du die Geschichte gut studiert hast" sagte lebhaft Stephanie.

"Ja, sicher. Willst du auch die genauen Daten?".

"Nein, Danke!" sagte die Schwester erleichtert.

"Weißest du, man flüstert, daß ihr Cousin den Kutschwagen in die Schlucht abstürzen ließ, der somit hoffte, den Herzogsthron zu vererben?" fragte Jakobus die Schwester.

"Oh, aber Johann würde nie eine ähnliche Tat verüben!" rief Stephanie, die Augen aufreißend, "nicht wahr, Johann?".

"Sicher nicht! Vor allem, weil ich euch zu gerne liebe, dann weil ich auf keinen Fall und aus keinem Grund König sein will!" antwortete lebhaft der Jungen.

"Ich auch will es nicht..." flüsterte Johann.

"Laß dich weder von Maman noch von der Oma hören!" sagte Stephanie.

"So werde ich jedenfalls der König sein, wenn Gott so will. Und hoffe, ein guter König zu sein" kommentierte Jakobus ernst, die Lippen zusammenkneifend.

Am Abendessen meldete König Heinrich Jakobus, er wäre zum Schloss des Onkelpaares mit Johann einen Monat lang gegangen.

"Deine Lehrer sind mit dir zufrieden, Johann, und wir denken, daß vier Wochen Ruhe dir nützlich sein werden und du hast sie verdient. Graf Stephan wird euch begleiten".

"Danke, Herr Papi. Aber... wird der Graf mit mir im Schloss bleiben?".

"Nein, er soll nach Norden weitergehen, um eine Botschaft unserem Cousin König Friedrich IV. zu melden. Er wird nach vier Wochen wiederkommen, wird dich holen und er wird dich nochmals bis zur Hauptstadt begleiten".

"Danke, Herr Papi" antwortete Jakobus, der heimlich erleichtert aufatmete.

Jakobus mochte Grafen Stephan Antonius nicht, einen strengen, formellen Kerl, dem nichts passte. Er hatte es befürchtet, ihn die ganze Zeit auf dem Hals haben zu müssen, was ihm die Freude jenes unerwarteten Urlaubs beeinträchtigt hätte.

Die Königin sagte ernsthaft: "Sie übernehmen eine ernsthafte Verantwortung, mein lieber Neffe, sich um den Kronprinzen zu kümmern. Ich hoffe sehr, daß Sie sich darüber im klaren werden und daß Sie ihn keinen einzigen Augenblick allein lassen werden".

"Sicher, meine Frau Tante! Ich werde mit meinem Leben für seinen Wohlstand bürgern" antwortete Johann stolz und ernsthaft, was ein kurzes Zustimmungszeichen der Königin entriss.

"Auf jeden Fall - redete die Königinmutter darein - sollt ihr hoffentlich beichten und die Sakramente einnehmen!".

"Maman, sie werden nur hundertzwanzig Kilometer von hier hin und werden sich auf jeden Fall in unseren Ländern befinden!" warf König Heinrich ein.

"Vor jeder Reise, wäre es von wenigen Kilometern, muß man sicher feststellen, daß sie sich in Gottes Gnaden befinden".

"Sicher, Grande Mère, wir werden so machen" lächelte herbeiführend Johann.

Schließlich kam der Tag der Abfahrt. Das Geleit bestand aus vier Kutschwagen, beladen mit Koffern, Lakai und Pagen und von einer Chevaulelgerschar eskortiert.

Stephanie und Friedrich stiegen in den Hof ab, um sie zu begrüßen. Sie hatten König Heinrich in seinem Büro bereits begrüßt. Königin Margaretha und Königinmutter Bianca, eine jede hinter den Fenstergläsern ihrer eigenen Schlafzimmer, warteten auf die Abfahrt des Geleites.

Jakobus und Johann bestiegen zusammen den gleichen Kutschwagen mit dem Königswappen. Und schließlich konnten sie abfahren.

"Jakobus, jetzt beginnt deine Freiheitseinschaltung!".

"Ehrlich! Darf ich also mich selbst waschen, an- und ausziehen?".

"Du darfst nicht, du mußest! Und ich habe es dir gesagt, wenn wir zur Jagdhütte gehen, werden wir auch selbst kochen!".

"O Gott! Aber ich bin nicht fähig dazu... unter meinen vielen Aufgaben muß ich auch studieren... Gibt es sich also keine Küche?".

"Ich werde dich unterrichten".

"Bist du fähig? Hat dich die Tante unterrichtet?".

"Nein, mein Vater".

"Aber hat ihr keinen Koch am Schloss?".

"Doch, sicher. Aber auf der Jagd mit Vati machen wir alles allein. Auch die Risse am Hemd und an der Hose nähen".

"O Gott, wie wunderbar muß es sein!" schmachtete danach Jakobus glücklich.

"Seit meiner Kindheit her hat mich mein Vater gelehrt, daß ein wirklicher Mann immer in der Lage sein muß, alles allein zu erledigen. Auch sein Vater hatte ihn so erzogen".

"Am Hof aber sieht es im Gegenteil so aus, daß ein König um so mehr ein König ist, desto wenigere Sachen er von selbst erledigt. Weißest du, daß man mir sogar die Socken an- und abzieht? Und sogar eingeseift und abgetrocknet werde ich!".

"Aber die Zähne mindestens darfst du allein selbst putzen?".

"Ja, Zähne ja. Aber sogar gekämmt werde ich, verstehst du? Ich fühle mich wie... eine Puppe!".

"Mein armer Jakobus! Aber diesen Monat wirst du dich frei zeigen lassen, du wirst mal sehen! Insbesondere wenn ich und du auf der Jagdhütte sein werden!".

"Allein?" fragte Jakobus mit aufgerissenen Augen.

"Praktisch ja. Das heißt, dabei werden die Jagdaufseher, die Diener usw. sein, aber sie werden eine getrennte Abteilung der Hütte bewohnen. Und auf jeden Fall müssen wir unser Bett allein machen, so wie auch den Fußboden auskehren...".

"Phantastisch! Und dürfen wir uns selbst erwecken?".

"Sicher, wenn uns die Sonne erwecken wird".

"Und dürfen wir ohne Pagen und Wachen schlafen?".

"Bestimmt!".

"Und dürfen wir...".

"Alles machen, was uns beliebt".

"Es ist ein Traum, Johann. Aber... weiß es meine Familie?".

"Sicher nicht. Sie denken, alles wird mehr oder weniger wie am Hof sein, oder mindestens wie am Schloss. Sie wissen gar nichts von der Jagdhütte".

"Aber sie wissen, daß wir auf die Jagd gehen werden?".

"Sie glauben, wir werden die Jagdvilla talabwärts benutzen".

"Und also... lassen wir sie es so glauben, nicht wahr, Johann?".

"Sicher, Jakobus, bestimmt".

Jakobus ließ sich die Augen glänzen, der jene kurze Zeit völliger Freiheit im voraus genoss.

Auf halbem Wege machten sie eine Pause, als Gäste in der Villa des Vizegrafen Maxim Andreas, der von der Stafette unterrichtet wurde. Dort hatten sie Mittagessen und nachher fuhren wie weiter.

Mittenachmittags erreichten sie den Schloss der Johanns Eltern. Am Hof hatte sich die ganze Familie versammelt, um sie aufzunehmen. Die liebliche Umarmung des Onkels und der Tante, sowie auch seiner Cousins und Cousinen, waren der erste Beweis des Lebensstilunterschiedes und Jakobus lächelte unter Grafen Stephans strengem Blick. Dieser hätte sich nur zum Abendessen und zur Nacht gehalten, dann werde er abfahren.

Johann führte Jakobus ins ihm zugewiesene Zimmer und wo die Lakai die Koffer bereits brachten und die Pagen aufmachten, um deren Inhalt in Ordnung zu bringen.

"Erinnerst du dich an dieses Zimmer? Vati sagt, du hattest hier schon vor drei Jahren geschlafen...".

"Ja, unbestimmt. Es ist schön...".

"Es ist kleiner als dein Schlafzimmer im Palast...".

"Deshalb ist es schön. Und dein Schlafzimmer? Ist es nicht hier daneben?".

"Ja, genau. Komm her, ich zeige es dir" sagte Johann. Sie gingen hinaus in den Gang, um durch die Türe daneben zu treten. "Siehst du, es ist in den Turm eingeholt. Es gefällt mir, weil es rundförmig ist. Von den anderen verschieden".

"Sehr schön. Hast du selbst jenen Segler gebaut?" fragte Jakobus mit eröffneten Äugen.

"Ja, sicher. Gefällt es dir?".

"Er ist sehr schön!".

"Ich habe drei Monate gebraucht, um es zu bauen. Ich war so alt wie du, nein, ein Jahr älter.

"O Johann, wie gerne möchte ich mit dir vertauschen... wie gerne möchte ich hier leben, wie du...".

"Ach, aber ich würde auf keinen Fall mit dir vertauschen, lieber Cousin!" erwiderte Johann lachend, mit scherzhaftem Faustschlägchen auf die Brust des anderen.

Jakobus zog sich um für das Abendmahl und zum ersten Mal probierte er den Taumel, sich allein aus- und anzuziehen. Das Abendessen war halbformell, besonders der Anwesenheit von Grafen Stephan wegen, aber jedenfalls lustig und belebt. Nach dem Essen versammelten sich alle vor dem großen Kamin im Empfangssaal, wo ein kleines Feuer brannte. Dann schickte die Tante die kleinen Kinder ins Bett, so hinterblieben der Onkel und die Tante, der Graf, Johann und Jakobus. Kurz danach bat auch der Graf um Entschuldigung und zog sich in sein Schlafzimmer zurück. Dann ging auch das Onkelpaar schlafen.

"Sollen wir auch gehen?" fragte dann Jakobus.

"Nein, wir werden nur dann gehen, wenn wir Lust haben" antwortete Johann.

"Habt ihr aber kein Zeitplan?".

"Nicht auf Urlaub. Und jedenfalls nicht ich, der erwachsen bin".

"So dürfen wir hier die ganze Zeit bleiben, die wir wollen?".

"Auch bis morgen früh, wenn du Lust dazu hast".

"Nein, bis morgen früh nicht. Ich glaube, früher zusammenzubrechen. Jedoch ist es schöner, wenn wir hier noch etwas länger bleiben können...".

"Sicher, Jakobus".

Ein Page kam still herein, um das Feuer anzufachen.

"Gehen Sie hin, David. Für das Feuer werde ich selbst sorgen" sagte ihm Johann.

"In Ordnung, Eure Herrschaft. Gute Nacht" erwiderte der Mann, der mit einem Beugen hinausging.

"Kennst du beim Namen alle Leute, die hier im Hause arbeiten?" fragte Jakobus.

"Sicher. Du nicht?".

"Nur jemanden, wenige. Weißest du, es geben sich viele... und nicht alle die gleichen".

"Dann, wie kannst du sie rufen?".

"Nah, eh', du! Oder du Page! Oder...".

"O Gott, wie scheußlich es ist!".

"Ja, du hast Recht".

"Das Hauspersonal nimmt irgendwie am Familienleben teil. Und Vati will, daß wir alle sie mit dem Sie anreden, daß wir sie beim Namen rufen und daß wir sie beachten. Sollte jemand von uns es mal wagen, einem von denen «eh', du!» zu sagen, glaube ich, würde er eine Maulschelle von Vati oder Mutti bekommen. Denn sie sind Menschen, keine Gegenstände oder Sklaven".

"Es ist richtig. Ich hatte nie daran gedacht" sagte Jakobus überlegend.

Später fingen sie an, die Augen schwer zu fühlen, daher stiegen sie zum zweiten Stock, um ins Bett zu gehen. An der Türschwelle ihrer Zimmer wünschten sie sich einander gute Nacht und Johann druckte seinem Cousin stark die Hand, wärme- und freundschaftsvoll und grüßte ihn mit weitestem Lächeln.

Als Jakobus "allein" ins Bett ging, fühlte er sich leicht und glücklich. Er schlief fast sofort ein, als er die Schatten der Zweige der Bäume aus dem Fenster schaute, da er die Gardinen nicht zugemacht hatte.

Er schlief wunderherrlich mit tiefem, erquickendem Schlaf. Und am nächsten Morgen erweckten ihn wirklich die Sonnenstrahlen, die ihm das Gesicht streichelten. Er fühlte sich frisch und geruht, glücklich und energievoll. Er sprang "barfuß" aus dem Bett und ging ans Fenster. Er machte es auf und holte tief Atem aus der frischen, schneidenden Luft.

Er hörte an der Tür klopfen und er schrie lustig: "Herein!".

Johann trat herein, fix und fertig angezogen. "Noch im Nachthemd, du fauler?" schnauzte er ihn mit einem Lächeln an.

"Ja, ich habe mich seit kurzem auferweckt".

"Ich habe dich gehört, als du das Fenster aufmachtest, siehst du, das ist mein Zimmer, daher habe ich begriffen, du bist aufgestanden, so bin ich hereingekommen".

"Bist du seit lange wach?".

"Seit einer Stunde ungefähr".

"Wie spät ist es, jetzt?".

"Acht Uhr. Dort ist die Pendeluhr... oh, sie ist halt. Du hättest sie gestern Abend aufziehen sollen. Ein jeder von uns zieht seine eigene Pendeluhr in seinem Schlafzimmer am Abend auf. Ich habe es vergessen, dich es zu unterrichten".

"Soll ich mein Bett machen?".

"Hier im Schloss nicht. Nur auf der Jagdhütte. Jetzt zieh dich schnell an, denn wir gehen unter zum Frühstück" sagte ihm Johann, auf einen Stuhl sitzend.

Jakobus holte seine Unterhose und zog sie unter dem Nachthemd an.

"Aber wäschst du dich nicht vorher?".

"Ja, sicher...".

"Also warum hast du dir die Unterhose angezogen?".

"Nah... du bist hier... und man zeigt sich nie nackt, oder?".

"Und wer hat es dir gesagt? Du bist nicht auf dem Palast, hier! Und wir sind Cousins zueinander, fast gleichaltrig. Vielleicht schämst du dich meiner?".

"Na... ja. Ich bin daran nicht gewöhnt...".

"Oh, wenn du willst, gehe ich hinaus".

"Nein, es spielt keine Rolle. In Rom benimm dich wie die Römer sagt mir mein Lehrer. Ich werde mich euren Normen gewöhnen. Schau mal da!" sagte Jakobus, der seine Unterhose auszog, dann das Nachthemd und ganz nackt sich wusch.

Und er erlebte somit einen großen, herrlichen Freiheitssinn.

CONTINUES IN KAPITEL 2


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