USUAL DISCLAIMER

"DER GOLDKÄFIG" is a gay story, with some parts containing graphic scenes of sex between males. So, if in your land, religion, family, opinion and so on this is not good for you, it will be better not to read this story. But if you really want, or because YOU don't care, or because you think you really want to read it, please be my welcomed guest.

DER GOLDKÄFIG KAPITEL 5
ALLIIERTEN UND GEGNER: KRANKHEIT ODER SÜNDE...

Nach der Leichenfeier der Königin Mutter trat Jakobus seinem Vater entgegen. Tausendmal hatte er sich gefragt, wie es zu tu: entweder hätte er alles verleugnen können und sagen, nur die Livree seines Pagen anprobieren und daher... aber Walterus war in ihren Händen und er wußte nicht, was der Junge hätte sagen können... Konnte er sagen, daß... Aber was sonst als die Wahrheit? Nein, sicher, er sollte den Folgen seiner Tat entgegentreten. Es ging um Ehrlichkeit und Anstand. Was konnte man ihm machen? Ihn enterben? Mindestens hätte er von jenem Goldkäfig hinausfliegen können, um frei und seinem Kopf und Willen nach zu leben... Ihn verbannen? Er hätte sich irgendwie ein neues Leben im Ausland gemacht und wäre somit noch freier gewesen...

Aber er wurde sich bald darüber im klaren, daß was ihn am Herzen lag, nicht war, was man von ihm hätte machen können. Ihm ging es meistens um den armen Walterus. Er befand sich in jener Lage, nur weil er ihn zur Liebemachung mit ihm eingeladen hatte. Nein, Walterus mußte auf keinen Fall durch seine Schuld büßen...

Daher hatte Jakobus seine Entscheidung getroffen, als ihn der Wärter fragte, ob er bereit war, seinem Vater entgegenzutreten. Er sagte - und in diesem Punkte beharrte er unbeugsam - daß der Page nur seinen Befehlen gehorcht hatte und daher beharrte er, daß er nicht durch seine Schuld bestraft würde.

Auf diese Nachricht reagierte König Heinrich außerordentlich ruhig. Er erregte sich nicht, erhob seine Stimme nicht, benutzte keine harten Worte. Auf Jakobus' Beharren befahl er, den Pagen sofort zu befreien, zu entlassen und bis zu den Reichsgrenzen zu eskortieren. Verbannt. Er gestattete dem Jakobus nicht, ihn zu sehen, mit ihm zu sprechen und sogar ihn anzuschreiben.

Was Jakobus anbelangte... Er sagte, daß er nur darauf hoffte, es könne sich dabei nur um einen "Jugendfehler" (wenn auch schwer, sehr schwer) handeln und befahl, den Jungen noch näher und sorgfältiger zu beobachten. Die Pagen mußten sichere und ältere Leute sein. Daher, von Petrus abgesehen, der als Pagenchef blieb, wurden ihm Roland, ein verheirateter zweiundvierzigjähriger und an Stelle des jungen Heinrich ein anderer verheirateter fünfundvierzigjähriger mit Namen Martinus zugewiesen. Außerdem verbat er, daß Jakobus keinen Besuch ohne die Anwesenheit einer Edelgarde im gleichen Zimmer. Einzige Ausnahmen waren die Mitglieder der Königsfamilie.

Dann gab der König seinem Wärter Abschied und teilte Jakobus mit, auch die Königin solle von dieser Sache verständigt werden.

Jakobus war entnervt, insbesondere der aussehenden Erregungslosigkeit seines Vaters wegen, der die ganze Angelegenheit gehört, beurteilt und darüber sein Urteil gefällt hatte, wie ob die Sache auf ihn nicht anging, wie ob er nichts damit zu tun hätte.

Die Reaktion der Mutter war sehr verschieden. Zuerst stellte sie ihrem Mann die Frage, warum sie so unglücklich sein sollten, um einen solchen erstgeborenen Sohn zu bekommen, nach allem, was sie getan hatten, um von ihm einen richtigen König zu machen. König Heinrich antwortete ihr eiskalt, daß Jakobus nicht vom Bett sondern vom Thron hätte herrschen sollen!

Dann berührte Königin Margarethe die Saite der Moral und des Gottes Gesetzes und fragte Jakobus, wie er sich nicht schämte, "einen Menschen seines eigenen Geschlechts und außerdem so niedrigen Standes zu begehren!".

Jakobus hatte auf der Zunge die Rückfrage, ob es verzeihungswerter gewesen wäre, wenn er es mit dem Erbprinzen irgend eines Nebenreichs gemacht hätte, aber verstand, es war besser zu schweigen.

Die Königin schloss diese zweite Stufe ihrer Klägereien mit dem Befehl, ich Sohn sollte ein langes Gespräch mit dem Beichtvater haben.

Sarkastisch dachte Jakobus an den Beichtvater seines Cousins Johann... Aber er sagte nur, er werde es machen.

Dann berührte die Königin die Saite "der zu vielen Freiheit und des zu vielen Vertrauens, die wir die gewährt haben"...

Jakobus war bereit, darauf zu reagieren, daß er noch zu verstehen hatte, wo und war er frei gewesen wäre... aber er zog nochmals das Schweigen vor. Und der König sagte, er habe bereits abgeholfen.

Schließlich befahl die Königin Jakobus, auf die Bibel zu schwören, daß solche Ereignisse in Zukunft sich nicht mehr wiederholen würden. Aber der König sagte, das Wort eines Prinzen gelte viel mehr als tausend Schwörungen, er habe das Ehrenwort seines Sohnes und das genügte! Jakobus wollte sagen, daß es nicht zutraf, er habe kein Ehrenwort gegeben... aber schon wieder zog er das Schweigen vor.

Letzten Endes sagte die Königin ihrem Sohn: «Jakobus, es sei hoffentlich das letzte Mal, daß ich ein solches Trauma von einem meiner Kinder zu leiden habe. Ich hoffe, Jakobus, daß Euch die Schwere des Geschehenen klar sei. Ich hoffe ernst, Jakobus, daß es sich dabei um einen Jugendfehler handelt, wie Euer Vater der König sagt... obwohl innerhalb von nur zwei Monaten die Einsetzungsfeier zum Kronprinzen und Zugang zur Großjährigkeit stattfinden soll!".

König Heinrich erklärte ausdrücklich, daß die Feier genau wie vorgesehen stattfinden würde und daß ausgerechnet die zunehmenden Verantwortlichkeiten des Kronprinzen ihm helfen würden, um sich darüber im klaren zu werden, wie sich ein Erbprinz benehmen soll.

Jakobus kam betrübt in seine Wohnung zurück. Weder sein Vater noch seine Mutter trugen keine mindeste, fernste Sorge dafür, sein Innerstes zu verstehen: was er verspürte, was er fühlte, was der richtige Sinn des Geschehnen bei ihm war.

Friedrich hatte davon Witterung bekommen, etwas Schweres habe sich zugetragen, woran Jakobus beteiligt war und die ausweichenden Antworten seiner Eltern machten ihn argwöhnischer. Friedrich war nunmehr vierzehn, er war kein Kleinkind mehr, sondern ein Jüngling. Deshalb beschloss er sich schließlich, Jakobus direkt zu fragen, was sich passiert hatte. Anfangs wich auch sein Bruder aus.

"Jakobus, ich bin dein Bruder! Wir haben uns einander immer verstanden und geliebt. Warum willst du nicht mehr auf mich vertrauen?".

"Oh, Friedrich... ich möchte, aber... du bist noch ein kleines Kind, wie kannst du solche Sachen verstehen? Ich bin überzeugt, Papa et Maman würden es nicht wünschen, daß ich mit dir davon spreche... ".

"Ja, das ist selbstverständlich. Aber hast du vergessen, daß wir uns einander geschworen haben, uns nie im Stich zu lassen, was auch immer sich hätte zutragen können? Wen sonst habe ich als dich und Stephanie? Und wen sonst hast du als uns beide? Müssen wir denn eben jetzt damit anfangen, uns zu trennen, unsere Schwörung zu verraten?".

"Nein, Friedrich, mein teuerster Bruder, nein. Also, hör mal denn... " sagte Jakobus, der ihm alles ab jenem Monat vor drei Jahren dort auf dem Gebirge mit dem Cousin Johann erzählte.

Friedrich horchte seinem Bruder ernst, stellte ihm Fragen, überlegte. Als Jakobus mit seiner langen Erzählung fertig war, schwiegen beide eine Weile.

Dann fragte ihn Friedrich: "Aber ist dir nie, Jakobus, die andere Himmelshälfte am Herzen gelegen?".

Jakobus lächelte auf jener Begriffsbestimmung und antwortete: "Nein, Friedrich, nie. Ich bin immer... in meiner Himmelshälfte geblieben".

"Und befindest du dich... wohl?".

"Ausgezeichnet".

"Du hast es mit drei Männern gemacht, was?".

"Ja, genau".

"Und hat es dir immer gefallen?".

"Äußerst viel".

"Nie einen Zweifel, einen Gewissensbiß, eine Reue?".

"Nie. Obwohl man sagt, es sei Übel, es sei sündhaft... ".

"Oh, das denn! Auch masturbieren sagt man es sei sündhaft, oder?".

"Ja, es stimmt... ".

"Und doch ich mache es... und nicht nur ich!".

"Und wer hat es dir gezeigt?".

"Niemand. Nämlich einmal vor zwei Jahren sah ich einen Sohn eines Dieners es machen und er sah so aus, wie ob es ihm gefiel und ich verstand, das war was unser Beichtvater mit den Schamteilen spielen' nennt... daher versuchte ich es auch aus Neugier... und na' was auch immer man davon sagt, es ist schön".

"Ja, aber es scheint, daß Männerliebemachen etwas scheußlich ist... sagt man. Eine Tat, der man sich schämen muß, sagt man".

"Man sagt, man sagt! Aber wenn es d.E. die einzige schöne Sache ist... wie kann sie Übel sein, wenn du niemanden beschädigst? Und auf jeden Fall, wenn du so bist, was kann man denn?".

"Keine Ahnung. Es vermeiden".

"Ja, es ist wie man dir das Essen oder das Atmen verbietet!".

"Was kann ich machen, Friedrich?".

"Nu... man sagt, es könnte sich dabei um einen Jugendfehler handeln".

"Ja, unser Vater sagt das. So wie auch der Beichtvater".

"Oh, der ehrenwürdige Beichtvater! Der Unsrige, vielleicht. Aber soweit du mir erzählt hast, denkt der unseres Cousins Johann ganz anderswie, oder? Und für einen Jugendfehler scheint es mir, daß jener ehrenwürdige Beichtvater etwas alt ist, was? Also, wer von den beiden Priestern hat Recht? Sie, die Erwachsenen, sagen so viele Absurditäten... Sie sagen, man darf nicht lügen, aber in Politik und Diplomatie wird Lüge eine Kunst. Sie sagen, man soll nicht töten, aber dann finden Exekutionen und Kriege mit Priestersegen statt, wo auch hier wird es eine Kunst, andere Menschen umzubringen. Sie sagen, man solle nur eine Frau haben, die man heiratet, d.h. anderer Frau nicht begehren, dann haben sie die geheime Liebhaberin, vielleicht sogar mehrere, wie unser Vater!".

"Was? Unser Vater?".

"Oh, ja, hast du es nie bemerkt? Die Marquise Cecilie Melanie...".

"Aber... woher und wie weißest du es?".

"Als Grande-Maman Bianca noch lebte, hörte ich sie Maman mahnen, sie solle sich nicht beschweren, daß Vati mindestens nur eine Liebhaberin hat, während ihr Mann es mit mindestens der Hälfte der Hofdamen machte".

"Wer? Opa Jakobus?".

"So sagte Grande-Maman, und ich sehe es nicht, warum ich ihr nicht glauben soll. Dann siehst du, daß sie eine Sache sagen, dann machen sie eine andere. Wenn es so ist, welches Recht haben sie denn, uns zu sagen, was wir machen sollen und was wir nicht machen dürfen?".

"Ja".

"Daher könntest du m.E. deine Gefühle, deine Wünsche erleben, solange du niemanden beschädigst. Alles in allem, glaube ich, Vati macht viel übler, wenn er mit Marquise Cecilie Melanie Liebe macht, als du mit einem Mann".

"Warum? Wen beschädigt er, wenn er die Marquise liebt?".

"Maman, die es erleidet".

"Es stimmt. Aber auch Vati wurde gezwungen, aus politischen Gründen Maman zu heiraten. Auch er wurde also beschädigt".

"Du hast Recht. Deshalb werde ich es verweigern, eine Frau zu heiraten, die ich selbst nicht gewählt habe. Und der, die ich wählen werde, werde ich treu bleiben".

Jakobus guckte bewundert seinen jungen Bruder und beurteilte, daß er für sein junges Alter reifer war.

"Aber ab jetzt werde ich auf Sicht überwacht. Weißest du, daß mir jetzt nur mit dir und Stephanie gestattet ist, unter vier Augen zu sprechen? Mit irgendwem sonst muß immer eine Edelgarde dabei anwesend sein".

"Ach... und all das, um dir zu verbieten, dich mit einem anderen Mann zurückzuziehen?".

"Bestimmt".

"Also müßte man eine Edelgarde auch an Vatis Seiten stellen!" rief entschieden der Bube aus.

Jakobus lächelte.

Friedrich fragte ihn: "Weiß Vati nicht von dir und Johann was, oder?".

"Oh. Nein. Und auch nicht von Lukas. Nur vom armen Walterus, der verbannt worden ist. Ich hatte Johann gebeten, irgendwie meinerseits dem Walterus zu sorgen, aber er hat sich geweigert. Er hat mir gesagt, er könne sich weder in diese Angelegenheiten einmischen noch sich ausstellen...".

"Hat er dich enttäuscht, nicht?".

"Ja. Und dann hat er auch geheiratet... ".

"Wahrscheinlich mag er sowohl den Mann als auch die Frau... ".

"Ich bezweifle es... aber ich weiß es nicht, faktisch. Auch er hat aus politischen und wirtschaftlichen Gründen geheiratet. Alle gehen Kompromisse ein... ".

"Jakobus, wirst du nicht heiraten?".

"Nein!".

"Aber... wer wird dann dein Thronerbprinz sein?".

"Wirst du heiraten, Friedrich?".

"Ich denke wohl ja. Aber zwar nur am Tag, an dem ich die Frau kennenlernen werde, in die ich mich verlieben kann".

"Ausgezeichnet. Dann werde ich deinen Erstgeborenen zu meinem Erbkronprinzen nennen. Das hat sich schon in unserer Familie zugetragen".

"Das kann eine Lösung sein. Angenommen, daß man es dir gestattet, nicht zu heiraten".

"Man kann mich nicht zwingen, insbesondere wenn ich König sein werde".

"Jakobus?".

"Sag mir an, Friedrich... ".

"Danke, daß du dich mir anvertraut hast. Mach es weiter, ich bitte dich. Keine Geheimnisse mehr zwischen uns einander. Einverstanden?".

"Einverstanden, mein Brüderlein. Und danke für dein Verständnis und deinen Affekt... ".

"Ich liebe dich, Jakobus. Du bist mein einziger, wahrer Freund, den ich habe. Und seit der Kindheit an warst du der einzige, der mich immer den Affekt gegeben hatte, den ich benötigte. Du kannst auf mich jederzeit mein ganzes Leben lang rechnen".

Die beiden Brüder drückten sich einander die Hand, dann umarmten sich einander eng. Jakobus fühlte sich besser, jetzt daß er sich mit Friedrich eröffnet hatte. Er wußte wohl, nicht mehr allein zu sein.

Am 12. Mai feierte Jakobus seinen achtzehnten Geburtstag. Die Einsetzungsfeier zum Kronprinzen wurde der Hoftrauerzeit wegen auf Juni verschoben. In Anwesenheit des Hofs, des Bischofs, des gesamten diplomatischen Korps und der Staatsminister bekam Jakobus den Hermelinmantel und die Thronerbkrone. Als Folge davon wurde der kleine Thron an der Rechten des Königs und der Königin an der Stelle des der vergangenen Königinmutter ausgerüstet.

Eine andere Konsequenz war, daß dem Jakobus neue Wohnungen zugewiesen wurden. Jetzt, außer seinem Schlafzimmer mit Schlafzimmer seines Wärters und des Pagen und mit Privatbadezimmer, war auch ein Büro mit Empfangszimmer, die sich alle ins Vorderzimmer eröffneten. Zum Wärter wurde ihm Graf Valerianus, ein achtundzwanzigjähriger Offizier, zugewiesen. Die neuen Wohnungen des Erbprinzen befanden sich in der Westflügel des Palastes, d.h. in der ältesten Flügel, von denen der Königsfamilie abgetrennt. Theoretisch, hätte ihm das größere Freiheit gegeben. Faktisch hatten die Leute zugenommen, die er tags und nachts sich herum hätte haben sollen, so daß er jetzt noch viel überwachter als früher war.

"Oh, Friedrich, wann denn kann ich den Mann meines Lebens finden, wenn ich mich jetzt keinen einzigen Augenblick allein befinden darf? Jetzt darf ich nicht einmal vom Fenster hinaus heimlich: darunter liegt der Wassergraben und kein Anhaltspunkt zum Klettern vor! Siehst du unter diesen Umständen ein, daß der einzige Zeitpunkt, in dem ich allein bleiben kann, zwar nur dann ist, wenn ich am WC bin!".

"Armer Jakobus. Es scheint mir, daß wir sie zu einer List greifen müssen... ".

"Und wie?".

"Ich habe einige Pläne... ".

"Ja? Und was für solche?".

"Gestatte mir, sie im Moment geheim zu halten... Aber erinnere dich daran, ich arbeite für dich... ".

"Ich glaube kaum, daß es mal klappen wird, aber ich bedanke mich sowieso. Du bist wirklich ein Schatz, Friedrich!".

Als Thronerbe war Jakobus sehr beschäftigt. Nicht nur an den verschiedenen Unterrichtsstunden seiner Lehrer mußte er teilnehmen, die ohnehin weiter wie früher stattfanden, sondern auch an einigen wichtigen Staatsversammlungen und an offiziellen Feiern. Sein Wärter spielte ihm die Rolle des Sekretärs und ermahnte ihn immer wieder an seine vielerlei Verbindlichkeiten. Abends war er so todmüde, daß er wie ein Dachs einschlief. Immer schärfer fühlte er jedoch, einen Liebhaber vermisst zu haben. Er hatte immer irgendwen mit, und doch er fühlte sich immer alleiner. Als einzige Erleichterung waren ihm nur die Treffzeiten mit Stephanie und Friedrich.

Im September nahm er am Fest teil, das Cousin Johann anlässlich der Geburt seines Erstgeborenen veranstaltet hatte. Das Fest trug sich in den Salons am Erdgeschoß und im Wintergarten seiner Stadtresidenz zu. Jakobus, wie ihm übrigens seine Rolle befahl, lief umher, immer von seinem Wärter eskortiert und unterhielt sich mit den verschiedenen, am Feste eingeladenen Edelleuten. Aber der Wärter, der doch den Befehl hatte, den Erbprinzen nie allein zu lassen, dachte, daß er in all jenem Chaos sowieso nie allein geblieben wäre und begnügte sich, ihn immer mehr von ferne zu schauen. Und als ihm eine Hofdame begann, schöne Augen zu machen, ließ er sich übers Ohr hauen und vergaß seine Pflicht.

Johann näherte sich dem Jakobus an: "Lieber Cousin, wie ich meine Nichte Caroline gebeten hatte, versucht sie, deinen schönen Wärter zu bezaubern. Komm mit, schnell!".

"Wohin?".

"Komm!".

Jakobus guckte den Wärter mit der hübschen Caroline am Arm hinaus in den garten und ging seinem Cousin nach. Dieser führte ihn in die Bibliothek und von hier, durch eine hinter einem Regal verheimlichte Wendeltreppe, in ein kleines, hübsches, von einem großen Bett fast völlig besetztes Zimmerchen.

"Hier, Jakobus, ist meine geheime Zuflucht. Hier führe ich meine jungen Freunde. Hier will ich mit dir Liebe machen... Auch du, mein armer Freund, mußest begierig sein, etwas Erleichterung zu bekommen, was?".

"Ja" sagte der Kronprinz.

"Wir dürfen nicht zu lange abwesend bleiben, also zieh dich schnell aus, also!" lud ihn Johann ein, wo er anfing, sich nackt auszuziehen.

Sie liebten sich fast wild, eilig, begierig, besonders Jakobus. Sie hatten einen gewaltigen Orgasmus und Jakobus entleerte sich in seinen Cousin, der sich geschmackvoll hatte penetrieren lassen. Während sie sich anzogen, bemerkte Jakobus die ziegellosen Malereien inmitten der Goldstückdecken.

Johann sagte ihm: "Du sollst dich mit einer Edeldame verloben, sie heiraten, so wird man aufhören, dich zu beobachten und dann darfst du alle gewünschten Abenteuer erleben".

"Mich verloben? Heiraten? Nie!".

"Du bist dumm. Kennst du den Spruch nicht? Heirate und liebe wen du willst! Das ist die Norm! Und wüsstest du wie viele Ehemänner einen... männlichen Liebhaber haben! Am Hof habe ich schon sieben nur unter uns jungen Leuten entdeckt".

"Sieben? Und wer sind sie?".

"Heirate, vereine dich mit uns und ich werde sie dir kennenlernen lassen".

"Nein, ich werde nie heiraten".

"Du spinnst. Wahnsinnig! Willst du den Märtyrer spielen?".

"Nein, ich will nur ich selbst sein. Ich habe keine Lust, eine Maske zu tragen".

"Ohne Maske bist du nackt! Du wirst deinen Gedanken ändern, du Strohheld!" sagte ihm Johann, als sie in den Salon zurücktraten.

Der Wärter hofierte noch im Garten die schöne Caroline und nichts war ihm aufgefallen.

"Denk an meine Rede, Jakobus. Wenn du meinem Vorschlag folgst, wirst du acht Alliierten am Hof finden".

"Was ist das? Eine neue politische Partei? Heirat-und-fick-den-Mann? Ist das eine Clique?".

"Nein, nichts Ausdrückliches. Man hilft uns einander. Es ist nicht immer leicht, einen schönen, leichten Mann zu finden. So zeigen wir uns einander unsere Eroberungen. Wie es z.B. bei einem jungen Offizier am heraldischen Rat. Der sehr wünschenswert ist... wie auch der junge Kutscher eines der Unserigen... Manchmal organisieren wir Partien auf der Jagdvilla eines anderen von uns nur fü Männer, mit ca. zehn jungen Burschen, die ausgerechnet bezahlt werden, um uns amüsieren zu lassen... Ein schönes Leben. Würde es dir nicht gefallen?".

"Ich weiß es nicht, mein lieber Cousin. Wie verschieden bist du vom Johann, der mich zur Liebe eingeführt hat... Nein, ich denke auf keinen Fall, daran interessiert zu sein... einer von euch zu sein!".

"Überlege es wieder. Solltest du deine Auffassung ändern, wirst du wissen, wo mich zu finden".

Jakobus überlegte wieder. Manchmal regte ihn der Gedanke an, die Liebe frei machen zu können, aber... frei? Schließlich war es immer geheim und versteckt. Nein, was er suchte, war ganz Anders. Bestimmt nicht Partien mit bezahlten Burschen. Er sprach mit Friedrich davon und er erklärte sich mit ihm einverstanden.

Dann fragte ihn der junge Bruder: "Jakobus, sag mir mal an: ist jemand vorhanden, der dir gefällt? Ein Mann, mit dem du gerne ein Verhältnis anstarten lassen möchtest?".

"Ja, der mir gefällt, ja. Aber leider hoffnungslos... ".

"Eine Edelgarde. Er heißt Reinhardt Martinus. Er ist zweiundzwanzig und sehr schön... ".

"Ja, ich bedenke, wer er ist. Er hat ein nettes, reines Gesicht. Aber warum sagst du hoffnungslos?".

"Weil ich kein Zeichen an ihm finde, daß ich ihm interessieren könnte, oder aber, daß er mit einem Mann Liebe machen möchte".

"Könntest du mal ihn irgendwie... ausforschen?".

"Wofür? Um ein Nein zu bekommen? Oder noch schlimmer, um ein Ja zu bekommen und ihn so gleich enden lassen, Wie Walterus oder Lukas? Nein, ich befürchte wirklich Hoffnungslosigkeit... ".

"Wäre es dir angenehm, in die Palastarchive mitzukommen?".

"In die Archive? Um was zu machen?".

"Ich habe etwas Interessantes dir zu zeigen. Vergessenes, aber Nützliches... Kommst du mit?".

"Ist recht".

Die beiden Prinzen gingen zu den Archiven. Das Geleit des Jakobus hielt auf der Türe. Friedrich grüßte den Dokumentenverwalter.

"Ich möchte jene Aktenhefte unter meinem Studium wieder besichtigen... ".

"Sicher, Eure Hoheit, ich bringe sie Ihnen sofort... ".

"Es ist nicht notwendig, nunmehr weiß ich, wo sie zu finden. Komm mit, Jakobus... Wir werden sie selbst wieder ablegen, Herr Verwalter".

"Wie Sie wünschen, Eure Hoheit".

Friedrich führte Jakobus ins nächste Zimmer und davon in ein drittes Zimmer. Er rückte den hohen Stehleiter auf seinen Rädernchen und bestieg ihn flink. Er nahm mit Sicherheit zwei groß Bände und brachte sie herunter.

"Was sind denn das?".

"Im Jahre 1632 ließ König Heinrich I. diesen Palast renovieren, um davon einen neuen Königpalast zu erhalten... ".

"Ja, das weiß ich schon".

"In Wirklichkeit ließ er praktisch nur die neuen Fassaden bauen, die miteinander die zwei vorherigen Konstruktionen nebeneinander verbanden, d.h. das 1338er Schloß und den 1467er Herzogspalast von Otto III. dem Einsamen".

"Ja, ich kenne auch das. Er hatte nicht Gold genug zur Verfügung, um alles abzubauen und aus dem Neuen wieder aufzubauen... ".

"Glücklicherweise für uns... Denn siehst du, der Architekt, der die beiden Konstruktionen verschmolz und dem Königpalast die jetzige Form gab, erhielt einen Auftrag: die Geheimdurchgänge, die in den zwei vorherigen Konstruktionen vorhanden waren, lassen, verbinden und ergänzen. Jene gleichen Geheimdurchgänge, die unser Opa Jakobus II. fast sicher benutzte, um seine Liebhaberinnen zu erreichen. Und hier liegen alle 1632er Planzeichnungen vor; und in diesen Seiten sind sie alle klar verzeichnet. Schau mal hier... ".

"Aber... ein Spinngewebe!".

"Ja, ein ganz vergessenes Spinngewebe... Und jetzt nehmen wir von diesem Band diese zwei Seiten ab, so wie auch diese sechs Seiten von diesem anderen Band, wird niemand mehr wissen, wo sie sind..., selbstverständlich abgesehen von uns... ".

"Aber... Bücher zerreißen... ".

"Wir werden die Seiten so schneiden, daß man sie nicht bemerken kann. Zu diesem Zweck habe ich eine sehr scharf geschliffene feine Klinge mitgebracht".

"Aber... warum all diese alten Bücher beschädigen?".

"Das ist der Preis für deine Freiheit, Jakobus. Verstehst du nicht? Guck mal, hier ist ein Durchgang, der direkt zu deinem Büro führt. Du kannst dich ungesehen von deinen Wohnungen entfernen und praktisch jeden Teil des Palastes erreichen! Verstehst du nicht?".

"Oh, du liebe Zeit! Frei in meinen Bewegungen, oder fast... ".

"Ja, eben!".

"Aber wie hast du sie gefunden? Wie wusstest du von ihrem Vorhandensein?".

"Die letzte, die von diesen Geheimdurchgängen was wußte, und zwar nur aus Gerüchten, war Grande-Maman Bianca, die mir als Kind was davon geredet hatte, wie bei einem Märchen... und jetzt ist sie nicht mehr da... Aber ich habe mich daran erinnert und habe meine Nachforschungen gestellt... Und habe gedacht, könnte ich die Original-Konstruktionspläne finden, sicher hätte ich auch... diese finden können!".

"Friedrich, du bist ein Genie!".

"Also, jetzt schneiden wir sie ab. Und heute nacht fangen wir an, sie zu explorieren. Geht's dir?".

"Heute nacht?".

"Ja, schau mal da. Einer kommt her, ins Zimmer, wo ich schlafe. Ich werde versuchen, aufzumachen und bis zu deinem Büro zu gelangen. Wir werden uns dort befinden. Wer zuerst kommt, der wartet".

"Aber vielleicht sind sie gesperrt... und vielleicht werden sie nach so vielen Unverwendungsjahren bei der Eröffnung lärmen... ".

"Nu, es lohnt sich, mal zu versuchen, was? Heute nacht, Jakobus?".

"Ja, heute nacht".

Sie befanden sich vertragsmäßig und fingen mit der Nachforschung an. Abgesehen vom Staub, war alles in vollständiger Ordnung, in Betrieb befindlich und bezaubernd. Schmale Gänge, Treppen, Guckfenster, Schiebe- und Drehtafeln mit ausgedachten, erfinderischen Triebwerken. Ausgänge in die verschiedensten Zimmer, einschließlich des Königs und des Thronsaals, oder in die undenkbarsten Räume wie in die große Garderobe, in die Waffenkammer, in die Küche, oder in den Wagenschuppen. Guckfenster im Schlafzimmer der Königin, im Beratungsraum, im Kabinett des Ministerpräsidenten. Jenes System von Geheimgängen erzählte Machenschaften-, Geheimlieben und Spionagegeschichten. Und über jedem Guckfenster, über jedem Ausgang, ein gemaltes Holzbrett, mit dem Namen des entsprechenden Zimmers. Hie und da lagen Belüftungslöcher in Richtung der Palastaußenseite vor, Spalten, von denen Umgebungsteile unklar zu erkennen waren, Nischen, wo man Lichter, vielleicht auch Waffen abstellen konnte...

Friedrich und Jakobus nahmen viele Nächte in Anspruch, um jenes Labyrinth durchzuforschen und sich darin einzuüben. Sie konnten alle Ausgänge nicht ausprobieren, da sich jenseits Leute befanden. Aber tagsüber beobachtete Jakobus einige jener Zimmer, um sich darüber im klaren zu werden, wo der Geheimdurchgang war. All diese Zimmer waren von Täfelungen, Friesen, Möbeln, Kleinkaminen sehr gut verheimlicht... Sie verbrachten fast einen ganzen Monat, um jene acht Blätter so wie auch andere Weißblätter mit Noten und Anmerkungen zu erfüllen, die sie beigelegt hatten.

Beide waren äußerst erregt und Jakobus hielt sich dafür, ein Kind zurückgeworden zu sein, um ein unglaubliches Abenteuer zu erleben. Aber vor allem erregte ihn sehr der Gedanke daran, sich von seiner Wohnung ohne aller Wissen entfernen zu können und spionieren zu können, statt dessen, überbewacht zu werden.

"Wieso hat König Jakobus II., der sie als letzter verwendet haben muß, deren Vorhandensein seinem Sohn Heinrich IV., unserem Vater, verraten?" fragte Jakobus eines Tages Friedrich.

"Na'... unser Opa starb plötzlich, daher hat er die richtige Zeit nicht gehabt, es ihm zu sagen. Und vielleicht wollte er es ihm nicht verraten, weil er frei sein wollte, um sich zu seinen Liebhaberinnen zu begeben, ohne daß unser Vater es wissen und ihn bewachen könnte... ".

"Ja, es kann sein. Vielleicht wurden sie in der Vergangenheit mehr zum Spionieren und für Intrigen verwendet als für Schäferstunden und jeder König zeigte sie seinem Erbprinzen... ".

"Ja, Jakobus! Es trifft genau zu! Erinnerst du dich an den Satz, den Vati auf deiner Einsetzungsfeier gesprochen hatte?"

"Na', er hat so viele Sätze gesprochen... ".

"Nein, ich meine den Satz, als er dir jene, mit seinem Siegel versehene Weißblätterrolle gab... ".

"Ah, gegen Ende der Feier umarmte er mich und sagte: Jetzt sind die Reichs- und Palastgeheimnisse auch deine Geheimnisse, mein Sohn'... ".

"Genau! Ehemals wurden jene Geheimnisse enthüllt und waren nicht nur Staatsgeheimnisse, und jene Blätter waren nicht weiß, sondern... Pläne wie diese!".

"Ja... es ist möglich... " sagte Jakobus gedankenverloren.

"Mag es sein, was es wolle, jetzt kennen wir sie!".

Während ihrer Nachforschungen entdeckten sie eins: auch Maman, Königin Margarethe hatte einen Liebhaber! Es war der Chef der Edelgarde, Herzog Wladimir Marwin Andreas!

"Und dann spricht man von mir!" rief nur Jakobus, finsterblickend.

Friedrich druckte ihm eine Hand als Verständnis- und Solidaritätszeichen.

Friedrich und Jakobus fingen allmählich an, das Labyrinth mit Geheimpassagen "auszurüsten": Öllaternen, Wechselkleider, um sich passend anzuziehen, wenn man darin mit Nachthemd eintrat, um den Staubschmutz zu vermeiden, ein sorgfältig gesperrtes Kästchen, wo sie die Blätter mit den Mappen der Geheimpassagen und ihre Anmerkungen einfügten... Sie setzten auch Zeichen fest, bevor sie ein Geheimpassage in ihre Zimmer eröffneten.

Jakobus dachte, er hätte den Walterus jene Nacht des Einstürzens des Wärter seines Vaters dorthin verstecken können und nichts hätte sich passiert... aber mit ob und mit aber wird Geschichte nicht gemacht...

Wer wüsste, wo jetzt Walterus und Lukas wären?... Wie würden sie leben? Jakobus fühlte sich an ihren Schicksalen verantwortlich und bedauerte, nicht in der Lage zu sein, ihnen zu Gunsten was zu tun. Und Johann hatte sich verweigert, sich daran zu interessieren... Dem Jakobus fiel es schwer, im schönen zynischen Cousin seinen lebensfreudenvollen Johann zu anerkennen, der ihm als Erster den Sinn der Freiheit hatte kosten lassen.

Jakobus hatte auch ein Mittel gefunden, um die Geheimpassagen tagsüber verwenden zu können. Manchmal richtete er seinen Wärter aus: "Gehen Sie ins Vorderzimmer: ich benötige, ein knappes Stündchen allein zu bleiben... ".

Der Wärter ging hinaus; von seinem Büro konnte der Prinz entweder in sein eigenes Schlafzimmer oder ins Vorderzimmer, wo er sich befand, und von seinem Schlafzimmer hätte er nur ins Büro hin und zurück oder ins Vorderzimmer hinausgehen können... daher war der treue Wärter ruhig: wenn der Prinz etwas Einsamkeit wünschen, könnte man sie ihm mal geben...

Jakobus schlug sich dann ins Geheimpassage ein und ging in die andere Zimmer zum Spionieren. Er hatte noch was Interessantes nie entdeckt, aber etwas spornte ihn an, weiterzumachen... Und eines Tage hörte er ein Gesprächsstück im Trophäensaal zwischen Cousin Johann und Graf Karl Anton:

"... wie üblich. Und außer den Jungen wird auch eine Überraschung vorliegen... ".

"Was für eine?".

"Überraschung, eben, dann werden Sie sie sehen. Und sie wird Ihnen gefallen, ich bin davon fest überzeugt".

"Aber geben Sie mir bitte eine Angabe... ".

"Ein junger Mann unbeschreiblicher Schönheit... ".

"Und... verfügbar?".

"Sehr verfügbar. Blaublütig, Ausländer aber vor allem sehr heißblütig... ".

"Den kenne ich?",

"Nein, aber Sie werden ihn kennenlernen. Und... sehr intim. Fehlen Sie nicht!".

Jakobus konnte nicht weiter hören, da die beiden hinausgegangen waren. Aber zwei Umstände ließen ihn bedenken: jetzt wußte er, wer ein anderer der "acht" gewesen wäre und ein ausländischer, heißblütiger, sehr schöner Edelmann würde sich der Clique anschließen... aber wer konnte es sein? Ihm war die Anwesenheit ausländischer Edelleute weder auf dem Hof noch in der Stadt bekannt... Er besprach die Sache mit Friedrich, ab er auch sein Bruder wußte nichts davon.

Eine andere Neuheit entdeckten sie, diesmal war Friedrich: der Chef der Edelgarde war nicht nur der Liebhaber der Königin, sondern auch ihrer ersten Hofdame! Der Hof war ein echtes, eigentliches Versteck verkrümmter Sexualverhältnisse und man versuchte, Jakobus die Erlebung der Seinigen zu hindern! Der Prinz war immer wütender.

Am achten Dezember fand die Vorstellung der Neumündigen auf dem Hof statt. Jakobus nahm daran teil, diesmal von seinem kleinen Thron. Sie waren praktisch seine Altersgenossen und er wurde nicht i jener Gelegenheit vorgestellt, nachdem er bereits an seiner Kronprinzeneinsetzung vorgestellt worden war. Jetzt begrüßten die Jungen nacheinander den König und die Königin und standen vor ihm stramm, der auf ihren Gruß antwortete und wo es sich lohnte, sie mit den Augen auszog. Viele von ihnen waren sehr anreizend, in ihren engen Galauniformen. Ach, wäre er mal frei gewesen, sie zu hofieren...

Während des Festes nach der Vorstellung lief Jakobus herum, um mit denen zu sprechen, die seine Beachtung angezogen und seine Phantasien angefeuert hatten. Und diejenigen, die ihm am Nettesten und Interessantesten erschienen, lud er ein, sich in den nachfolgenden Tagen mit ihm zum Waffensaal oder zur Reitschule zu trainieren...

Bis die Königin ihn beiseite nahm und ihm hartstimmig sagte: "Ich glaube, Ihr tätet besser, wenigere Zeit mit jenen Burschen und längere Zeit mit den Damen zu verbringen, was?".

"Oh, Maman, es sind alle dumme Gänse!" antwortete Jakobus oberflächlich und entfernte sich von ihr.

Später, als das Feste vorbei war, wurde er zu seinen Eltern gerufen.

"Jakobus, Euer Verhalten macht uns besorgt. Euer Seitensprung mit jenem Diener wurde allzu leicht verziehen, denn man hatte daran gedacht, daß es sich dabei um eine Abweichung Eures jungen Alters wegen handeln könnte. Aber jetzt... " fing der König an.

"Vater, danach hat sich nichts Derartiges passiert, Sie wissen es wohl. Ein Jahr ist danach vergangen und... ".

"Bestimmt, Ihr seit gut überwacht, jetzt. Aber heute haben alle Anwesenden feststellen können, wir Ihr Eure Lächeln und Eure Zeit den Vorgestellten und nicht den Hofdamen erwiesen habt!".

"Es war ihr Fest! Auch Sie haben mehr mit ihnen als mit den Hofdamen gesprochen" antwortete Jakobus mit erstauntem Ton.

"Aber ich bin kein junger Mann wir Ihr! Es fehlte nur noch das, daß ich junge Hofdamen hofiere!... Für Euch wäre es nur ganz normal... Und Eure Antwort an Eurer Mutter, wenn sie es Euch hat bemerken lassen, erstaunt mich. Seid Ihr sicher, daß das eigentliche Problem eher nicht darin liegt, Eure Tat falsch beurteilt zu haben, d.h., daß wir uns geirrt haben und daß Ihr nur ein armer Kranke seid, der von seinem eigenen Geschlecht statt vom anderen laut Gottes Gebot angezogen ist!".

"Ich bin völlig gesund. Wäre ich krank, sollen Sie mich einem Arzt anvertrauen... " sagte Jakobus.

Und es ging ihm schief.

Der König fing tatsächlich damit an, ihn fachärztlichen Untersuchungen unterwerfen zu lassen. Nach langen, aufmerksamen Untersuchungen erklärten die Ärzte dem König, daß der Kronprinz vom physiologischen Standpunkt ganz gesund und normal war und daß eine psychiatrische Untersuchung noch hinterblieb. Daher wurde zum Hof der berühmte Psychiater und Hypnotiseur Dr. Syebault aus Paris einberufen. Dieser wollte zuerst ein langes Gespräch mit dem Prinzen unter den vier Augen haben. Danach schlug er ihm eine oder mehrere Sonderschlafsitzungen vor.

Jakobus war mißtrauisch: "Wozu sollte es mir nützen, mich auf Befehl einschlafen zu lassen?".

"Vor allem, zu finden, ob sie wirklich von Homosexualität befallen sind, dann die eventuelle Ursache zu entdecken und schließlich, Sie davon zu befreien".

"Der Gedanke daran, daß Sie mit meinem Sinn spielen, während ich mich bewußtlos befinde, gefällt mir nicht.

"Sehen Sie, Eure Königliche Hoheit, während unseres letzten Gesprächs haben Sie sich immer abwehrend verhalten. Allen Fragen, die ich Ihnen auch direkt bezüglich Ihrer Sexualität gestellt habe, sind Sie sehr geschickt ausgewichen. Nun, können wir feststellen, daß Sie von keiner Homosexualität befallen sind, endet alles hier, denn dies ist das Problem, für welches ich her einberufen worden bin. Aber sollten Sie es so sein, bin ich bereit, Sie zu heilen... ".

"Sie wollen meine Seele manipulieren... ".

"Also! Seele existiert nicht!".

"Lassen Sie sich nicht von der Königin hören, sonst kündigt sie Sie fristlos!" lachte Jakob.

"Es ist Ihre Psyche... ".

"In Ordnung, Sie wollen meine Psyche manipulieren".

"Wenn sie krank ist, wollen wir sie heilen".

"Könnten Sie mich... homosensuell werden lassen, wenn ich es nicht bin?".

"Homosexuell meinen Sie. Nein, ich kann Sie nur heilen".

"Ein richtiger Arzt hat auch die Macht, den Patienten erkranken zu lassen, nur wenn er es wollte... ".

"Kennt sich Eure Königliche Hoheit auch in Medizin und Psychiatrie aus?".

"Nein, aber da schon mein physisches Leben manipuliert wird, habe ich keine Absicht, daß man versucht, auch mein inneres Leben zu manipulieren".

"Manipulieren ist ein ungebührlicher Ausdruck. Man sagt heilen, wenn eine Krankheit vorliegt, was allerdings noch zu beweisen ist".

"Einen Menschen seines eigenen Geschlechts zu begehren, ist eine Schande für die Gesellschaft, eine Sünde für die Kirche, eine Krankheit für euch Ärzte... Eine Krankheit kann weder Schande noch Sünde sein. Werdet einig darüber, aber in der Zwischenzeit lasset mich in Ruh!".

"Ich glaube an die Sünde nicht... und werde es nicht Ihrer Mutter der Königin sagen" sagte der Arzt zuwinkend - und Jakobus lächelte".

Dann sagte der Prinz: "Hören Sie mich an. Ich will einen weiteren Zeitverlust ersparen. Sagen Sie mir nur das: Sind Sie überzeugt, daß es sich bei Homo...sexualität um eine Krankheit handelt? Und warum? Können Sie es mir beweisen?".

"Krankheit: fangen wir von hier an. Krankheit ist eine Abänderung eines Organs und/oder seiner Funktionen. Nun sehen Ihre physischen Organe gesund aus und regelmäßig anlaufend. Daher haben die Hofsärzte entschieden, Sie haben keine physische Krankheit. Aber der Mensch ist nicht nur physisch, er hat auch eine Psyche. Bei Psyche geht es ums Bereich dessen, was der Mensch mit Sinn, Verstand und Unterbewußtsein fühlt, bewegt und wirkt. Und die Psyche leite auch unsere sexuellen Triebe. Im Gesundheitsfall treibt sie sie zum entgegensetzten Geschlecht, im Krankheitsfall zum eigenen Geschlecht mit Repulsion zum entgegensetzten Geschlecht".

"Ich habe keine Repulsion zu Frauen gehabt, ich!".

"Ja, Sie haben es mir gesagt. Aber Sie fühlen Zuneigung zu Ihrem Geschlecht, oder?".

"Und?".

"Eine dieser beiden Behauptungen muß falsch sein. Es ist nicht möglich, die Zuneigung zu den beiden entgegensetzten Geschlechtern gleichweise zu fühlen".

Sie diskutierten weiter...

CONTINUES IN KAPITEL 6


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